Borce
Borce (Frankreich)
Borce (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Oloron-Sainte-Marie
Kanton Oloron-Sainte-Marie-1
Gemeindeverband Haut Béarn
Koordinaten 42° 55′ N, 0° 34′ WKoordinaten: 42° 55′ N, 0° 34′ W
Höhe 560–2258 m
Fläche 58,05 km²
Einwohner 121 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 2 Einw./km²
Postleitzahl 64490
INSEE-Code

Rathaus von Borce

Borce ist eine französische Gemeinde mit 121 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Sie gehört zum Arrondissement Oloron-Sainte-Marie und zum Kanton Oloron-Sainte-Marie-1 (bis 2015: Kanton Accous).

Geographie

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Borce liegt ca. 40 km südlich von Oloron-Sainte-Marie im Aspetal, einer der drei Täler des Hoch–Béarn an der Grenze zur Autonomen Gemeinschaft Navarra im Norden Spaniens.

Die höchste Erhebung im Gebiet der Gemeinde ist der Pic de Gabedaille (2258 m).[1]

Umgeben wird der Ort von den Nachbargemeinden:

Cette-Eygun
Accous Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Etsaut
Urdos

Borce liegt im Einzugsgebiet des Flusses Adour. Der Gave d’Aspe bildet die gesamte östliche Grenze des Gemeindegebiets.

Mehrere seiner Zuflüsse strömen durch die Gemeinde:

Geschichte

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Funde von Hügelgräbern aus der Jungsteinzeit und Cromlechs in Borce belegen eine frühe Besiedelung des Landstrichs. Erste Erwähnungen der Gemeinde stammen aus dem 12. Jahrhundert als Borsa (Kopialbuch des Klosters Sauvelade), Borza (1186, Kopialbuch von Barcelona) und Borse (1250, Manuskript der Vicomté des Aspetals d’en haut). In der Volkszählung von 1385 wurden 66 Haushalte gezählt und vermerkt, dass das Dorf in der Bailliage des Vicomtes des Aspetals liegt.[3][4]

Zwei Türme aus dem 14. Jahrhundert machten aus der Gemeinde ein befestigtes Dorf. In einem dieser Festen Häuser mit einer Mauerstärke von mehr als einem Meter befindet sich heute das Rathaus. Im Mittelalter lag Borce auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela und es gab seit dem 15. Jahrhundert eine Pilgerherberge, um die Pilger zu empfangen. Die Hugenottenkriege des 16. Jahrhunderts haben ihre Spuren in Borce hinterlassen. Die Borçois blieben bei der katholischen Partei in dem Konflikt und haben 1569 die Gemeinde erfolgreich gegen die protestantischen Truppen von Jeanne d’Albret, Königin von Navarra, verteidigt.[3]

Im Jahre 1674 wurde die Pfarrgemeinde Sanctus Michael de Borse in das Bistum Oloron eingegliedert. Auf der Karte von Cassini 1750 ist die Gemeinde bereits in der heutigen Form eingezeichnet. Es gab ein Thermalbad bei der Quelle von Poutrou, bis es 1828 durch ein Hochwasser zerstört wurde.[4][5][3]

Einwohnerentwicklung

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Nach Höchstständen der Einwohnerzahl in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit 860 Einwohnern setzte die Landflucht ein und reduzierte die Zahl erheblich, bis zu den 1980er Jahren auf rund ein Sechstel. Nach einem kurzzeitigen Anstieg geht die Zahl tendenziell wieder nach unten.

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2009 2021
Einwohner 249 245 205 132 195 163 172 169 121
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Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[6] INSEE ab 2009[7]

Städtepartnerschaften

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Borce unterhält seit 1975 eine Städtepartnerschaft mit Ansó in Spanien.[8]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Museen

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Écomusée de la Vallée d’Aspe

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Das Écomusée de la Vallée d’Aspe zeigt in drei Gemeinden des Aspetals mit jeweils einem Thema das Leben von gestern und heute in der Gebirgsregion. Das Museum in Borce ist in einer ehemaligen Kapelle und Pilgerherberge untergebracht, und die Ausstellungen stehen unter dem Thema „Zwischenhalt auf dem Jakobsweg“. In einer nüchternen Stimmung werden die Ursprünge, frühere und heutige Motive sowie die Umstände einer Pilgerreise erzählt. Zur Belebung dient eine moderne Skulptur in Form von 13 Glassäulen.[9]

Die Pilgerherberge wird 1505 erstmals in einem Dokument erwähnt. Es war Antonius dem Großen gewidmet und wurde in damals üblicherweise außerhalb der Stadtmauern zur Aufnahme der Pilger errichtet. Die Form des heutigen Gebäudes scheint allerdings aus dem 17. Jahrhundert zu stammen und das frühere Gebäude zu ersetzen, das möglicherweise 1569 beim Angriff der protestantischen Truppen unter Bernard d’Arros dem Feuer zu Opfer gefallen war. Das Bauwerk bestand neben den Schlafräumen für die Armen und Pilger aus einer Kapelle für die Heilige Messe und den Wohnräumen für das Pflegepersonal. Im Jahre 1721 wurde der baufällig gewordene Bau restauriert. Das Tonnengewölbe wurde dabei durch ein Kreuzrippengewölbe ersetzt. Der Eingang aus weißem Marmor stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Die Pilgerherberge erfüllte ihre Bestimmung bis zur Französischen Revolution, seitdem stand sie in der Folge verschiedener militärischer Nutzung zur Verfügung. Soldaten aus Napoléons Armee, die aus Spanien zurückgekehrt waren, brachten Graffiti an den Wänden der ehemaligen Kapelle an, die auch noch heute beim Besuch des Museums zu sehen sind. Ab 1838 wurde das Gebäude als unbewohnbar angesehen, 1864 wurde es als Stall verkauft und der ehemalige kleine Friedhof hinter dem Haus wurde zum Gemüsegarten.[10]

Bauwerke

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Kirche Saint-Michel
Fort du Portalet

Grünflächen

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Parc’Ours in Borce

Parc’Ours

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Es fing damit an, dass ein pyrenäisches Braunbärenjunges, genannt „Jojo“, im Jahre 1971 zugelaufen war und in einem Gehege in Borce verbracht wurde. Nachdem es 1991 verstorben war, kamen erneut zwei Bären und die Gemeinde entschloss sich für die Einrichtung eines Tierparks, der neben den Bären auch andere Tierarten der Pyrenäen hielt. Ein Betrieb unter der Leitung von Firmen erwies sich als keine dauerhafte Lösung und so wurde der Verein „Parc’Ours“ gegründet, der seit 2010 aus dem Tierpark gleichsam ein Tierasyl gewandelt hat. Auf sieben Hektar der ganzjährig geöffneten Anlage werden Haustiere (z. B. Esel, Pferde, Ziegen, Kaninchen, Meerschweinchen, Schafe) oder wild lebende lokale Tierarten (Braunbären, Mufflons, Gämse, Damhirsche, Rehe, Wildschweine, Murmeltiere) in zum Teil begehbaren Gehegen gehalten.[18]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Ossau-Iraty

Die Gemeinde lebt heute vom Tourismus, den vier Wasserkraftwerken und der Weidewirtschaft.[3] Borce liegt in der Zone AOC des Ossau-Iraty, ein traditionell hergestellter Schnittkäse aus Schafmilch.[19]

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Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2014[20]
Gesamt = 24

Sport

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Die ausgedehnte Gebirgslandschaft ist mit Wanderwegen durchzogen. Borce ist Etappenort des Fernwanderwegs GR 653 von Toulouse nach Jaca, der einem Abschnitt der Via Tolosana entspricht, der südlichsten der vier Jakobswege.[21]

Verkehr

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Borce wird durchquert von den Routes départementales 439, 739 und 740 sowie der Route nationale 134.

Marcel Amont (1969)

Persönlichkeiten

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Commons: Borce – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. géoportail - Borce. Institut national de l’information géographique et forestière, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  2. Ma commune : Borce. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  3. a b c d Conseil régional d’Aquitaine: Borce. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 12. März 2017; abgerufen am 5. Oktober 2022 (französisch).
  4. a b Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 33, 158, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  5. France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 10. März 2017 (englisch).
  6. Notice Communale Borce. EHESS, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  7. Populations légales 2014 Commune de Borce (64136). INSEE, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  8. Atlas français de la coopération décentralisée et des autres actions extérieures. Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und internationale Entwicklung, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  9. Écomusée de la Vallée d’Aspe. Archiviert vom Original am 25. August 2017; abgerufen am 10. März 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ecomusee.haut-bearn.fr
  10. hôpital Saint-Antoine-Abbé. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  11. église paroissiale Saint-Michel. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  12. Conseil régional d’Aquitaine: Bénitier en calcaire noir. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 12. März 2017; abgerufen am 5. Oktober 2022 (französisch).
  13. Conseil régional d’Aquitaine: Mairie de Borce, ancienne maison forte. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 12. März 2017; abgerufen am 5. Oktober 2022 (französisch).
  14. Conseil régional d’Aquitaine: Fort du Portalet. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 12. März 2017; abgerufen am 5. Oktober 2022 (französisch).
  15. Ensemble fortifié du Portalet (également sur commune de Borce). Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  16. Conseil régional d’Aquitaine: Cromlechs de Borce. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 12. März 2017; abgerufen am 5. Oktober 2022 (französisch).
  17. Conseil régional d’Aquitaine: Tumulus de Borce. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 12. März 2017; abgerufen am 5. Oktober 2022 (französisch).
  18. Parc’Ours. Espace animalier de Borce, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  19. Institut national de l’origine et de la qualité: Institut national de l’origine et de la qualité. Archiviert vom Original am 5. Februar 2017; abgerufen am 10. März 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.inao.gouv.fr
  20. INSEE: Caractéristiques des établissements en 2014 Commune de Borce (64136). Archiviert vom Original am 13. März 2017; abgerufen am 5. Oktober 2022 (französisch).
  21. GR® 653 - Sentier vers Saint-Jacques-de-Compostelle : Toulouse - Jaca. Comité départemental de la Randonnée pédestre des Pyrénées-Atlantiques (CDRP 64), abgerufen am 10. März 2017 (französisch).
  22. Renée Mourgues: Marcel Amont, de Borce et d’Aspe. La Republique des Pyrenees, 24. Juli 2010, abgerufen am 10. März 2017 (französisch).