Der Gubenische Kreis (auch Gubenscher Kreis, Gubener Kreis oder Gubner Kreis) war ein Kreis in der böhmisch-sächsischen Niederlausitz, der sich im 15. Jahrhundert herausbildete und in dieser Form bzw. diesem Zuschnitt bis 1816 existierte. Hauptort des Kreises bzw. Kreisstadt war die Stadt Guben. Das ehemalige Kreisgebiet ist heute verteilt auf die brandenburgischen Landkreise Spree-Neiße und Oder-Spree sowie auf das Gebiet der polnischen Woiwodschaft Lebus. In der Kreisreform von 1816 wurde der Gubenische Kreis geteilt, in einen neu zugeschnittenen Kreis Guben und einen neuen Kreis Sorau. Diverse Enklaven benachbarter Kreise im Gubenischen Kreis bzw. Exklaven des Gubenischen Kreises in anderen Kreisen wurden jeweils den Kreisen zugeordnet in deren Kreisgebiet sie lagen. Kreisstadt des neu zugeschnittenen Restkreises blieb Guben, Kreisstadt des neuen Kreises Sorau wurde das namengebende Sorau (heute Żary, Woiwodschaft Lebus).

Geschichte

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Erste Ansätze einer Kreisbildung lassen sich in der Niederlausitz bereits im 14. und 15. Jahrhundert feststellen. Sie richteten sich nach der alten Weichbildverfassung, d. h. den Gerichtsbezirken der zur Standschaft berechtigten Städte in der Mark Lausitz. Diese Weichbilde waren aus dem allgemeinen Landrecht ausgeschiedene Bereiche. 1372 werden schon die Mannen genannt, die im Weichbild von Guben ansässig waren. 1411 werden die Mannen, Ritter und Knechte der Weichbilden Luckau, Calau, Guben, Sommerfeld und in der Krummen Spree genannt. In den Gerichten und Pflegen zu Guben heißt es 1449.

Im 17. Jahrhundert hatte sich in den Kreisen jeweils eine Kreisverwaltung herausgebildet, die seit 1634 einen (bzw. nur im Luckauischen und Gubenischen Kreis zwei) Landesälteste(n) wählte, und seit 1640 einen Landesdeputierten.[1] In Guben und Luckau wurde zusätzlich zum Landesältesten aus dem Ritterstand ein Landesältester aus dem Bürgertum gewählt. Nach Römer erhielt im Jahr 1719 ein Landesältester aus dem Ritterstand im Luckauischen, Gubenischen und Calauischen Kreis im Jahr 200 Taler, im Krumspreeischen und Sprembergischen Kreis 260 Taler. Die Landesältesten aus dem Bürgertum der Städte Guben und Luckau erhielten dagegen nur 120 Taler.[2]

Innerhalb des Gubenischen Kreises lagen konzentriert fünf flächenmäßig relativ große Herrschaften. Im Norden des Kreises lag das große Stiftsgebiet des Klosters Neuzelle. Das Gebiet der Stadt Guben war ebenfalls recht groß. Kleinere Gebiete nahmen die beiden Ämter, das Salzamt Guben und das Ordensamt Schenkendorf ein. Im Verhältnis zur großen Fläche waren die Gebiete der Ritterschaft vergleichsweise klein. Auch die Herrschaft Amtitz war eher klein. Im Süden lagen die großen Herrschaften Sorau, Pförten und Forst. Die Herrschaft Triebel war schon im 16. Jahrhundert mit der Herrschaft Sorau vereinigt worden. Auch die Herrschaften Forst und Pförten waren lange Zeiten in einer Hand vereinigt. In der Übersicht:

Im Gebiet des Lübbenschen Kreises lagen die Gubenischen Exklaven Niewisch, Pieskow und Speichrow (die drei Wasserdörfer) sowie Trebitz und Ullersdorf und isoliert Mochlitz. Nur 2 km nordöstlich von Guben lag die kurbrandenburgische Enklave Germersdorf.

Im Gebiet des Gubenischen Kreises lagen im Südwesten mit Simmersdorf und Klein Bademeusel zwei Enklaven des Sprembergischen Kreises. Im Süden gehörten die im Kreisgebiet liegenden Dörfer Haasel und Zilmsdorf zur Standesherrschaft Muskau, die zur Oberlausitz gerechnet wurde. Im Osten reichte mit der zum Kurfürstentum Brandenburg gehörenden Stadt Sommerfeld ein tiefer Keil in das Kreisgebiet hinein.

Zugehörige Orte

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nach Lehmann:

Innerhalb der Niederlausitz war der Gubenische Kreis mit Abstand der flächenmäßig größte und bevölkerungsreichste Kreis. Er umfasste den gesamten Ostteil der Niederlausitz. 1790 hatte der Gubenische Kreis bereits 59.377 Einwohner.[3] Für 1809 gab Pölitz eine Einwohnerzahl von 72.000 für den Gubenischen Kreis an.[4]

1816 wurde der Sorauer Kreis vom Gubenischen Kreis abgespalten, entsprechend wurde der (neue) Kreis Guben verkleinert.[5] Exklaven des Gubenischen Kreises wurden den Kreisen, in deren Kreisgebiet sie lagen zugeordnet. Der neue Kreis Guben erhielt dafür einige Exklaven anderer Kreise, die in seinem Kreisgebiet lagen. Kreisstadt des nun stark verkleinerten Kreises blieb Guben.

Landesälteste

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Im Gubenischen und Luckauischen Kreis wurden zwei Landesälteste gewählt, einen aus dem Adel und einen aus dem Bürgertum der jeweiligen Kreisstädte Guben und Luckau.

Adlige Landesälteste

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im Wesentlichen nach Stahn[6]

Bürgerliche Landesälteste der Stadt Guben

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nach Stahn[6]

Landesdeputierte

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nach Stahn[6]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. J. F. Merbach: Geschichte der Kreis-Stadt Calau, im Markgrafthum Niederlausitz. Band 1, Online bei Google Books, S. 213.
  2. Carl Heinrich von Römer: Staatsrecht und Statistik des Churfürstenthums Sachsen und der dabey befindlichen Lande. Band 3, Verlag der Kühneschen Buchhandlung, Wittenberg 1792, Online bei Google Books, S. 86.
  3. Christian August Peschek: Tabelle aller im Markgrafthum N. Lausitz im J. 1790 vorgefundenen Konsumenten. Lausizische Monatsschrift, 2: 380–381, 1791 Online bei Google Books, S. 381.
  4. Carl Heinrich Ludwig Pölitz: Geschichte, Statistik u. Erdbeschreibung des Königreichs Sachsen. Leipzig, 1810, S. 369.
  5. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt an der Oder, Amtsblatt No. 12 vom 20. März 1816, S. 106/07. Online bei Google Books
  6. a b c Martin Stahn: Das niederlausitzische Landesarchiv in Lübben. Brandenburger Provinzialdruckerei, Strausberg, 1939, S. 373 Online bei Universitätsbibliothek Potsdam
  7. a b Winfried Töpler: Das Kloster Neuzelle und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268–1817. (= Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser. Band 14). Berlin 2003, ISBN 3-931836-53-3, S. 210 Vorschau bei Google Books

Koordinaten: 51° 57′ 22″ N, 14° 43′ 32″ O