Der Palazzo Chigi-Saracini
Arkaden
Innenhof

Die Accademia Musicale Chigiana (Kurz: die Chigiana) ist eine internationale musikalische Institution, die 1932 in Siena (Toskana) von Graf Guido Chigi Lucarini Saracini gegründet wurde. Ziel der Akademie ist die Bereitstellung von Weiterbildungskursen für Musiker und Sänger der klassischen Musik. Um 1970 übernahm sie auch die Veranstaltung der alljährlichen Musikwoche Siena. Künstlerischer Leiter ist derzeit Nicola Sani.

Graf Chigi stellte als Mäzen der Akademie seine eigenen Besitztümer zur Verfügung, darunter den Palazzo Chigi-Saracini in der Via di Città, in dem sich die Akademie befindet. Die Chigiana verfügt in dem Gebäude auch über eine große Bibliothek mit literarischen und musikalischen Werken, eine umfangreiche Kunstsammlung und ein Musikinstrumentenmuseum. Sie finanziert sich aus der Erbschaft des Grafen sowie seit 1961 aus der Stiftung der Bank Monte dei Paschi di Siena.

Geschichte

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Vor der offiziellen Gründung fanden in Siena verschiedene Festivals statt, die später Teil der Akademie wurden, wie z. B. die Konzerte der Wintersaison, eingeweiht 1923, oder das Festival della Società Internazionale di Musica Contemporanea („Festival der internationalen Gesellschaft der zeitgenössischen Musik“), bei deren ersten Veranstaltungen 1928 die Uraufführungen von Sergei Prokofjew, William Walton, Alfredo Casella, Maurice Ravel, Anton Webern, Paul Hindemith und Manuel de Falla aufgeführt wurden.

Die Akademie wurde als Schulkonsortium gegründet, wobei die Besitzer der einzelnen Musikschulen Dozenten von internationalem Ruf waren. Bei der Gründung waren Kurse für Orgel, Gesang, Harfe, Geige, Cello, Komponieren und Begleitung vorgesehen, danach folgten die Kurse für Klavier, Lyrik, Dirigieren, Gitarre, Cembalo und Filmmusik.

Wenige Jahre nach der Gründung gelang es der Akademie, Schüler aus über 50 Ländern zu unterrichten, auch weil zu dieser Zeit die Anzahl der Musikschulen für die Weiterbildung sehr limitiert war.

1939 entstand das Musikfestival Settimana Musicale Senese, welches von Alfredo Casella geleitet wurde. Es beschäftigte sich mit der Wiederentdeckung von Werken der Alten Musik oder wenig bekannter Komponisten wie z. B. Antonio Vivaldi oder später Giovanni Battista Pergolesi, Baldassare Galuppi, Antonio Caldara und Antonio Salieri. In diesem Rahmen gründete Graf Chigi auch das Quintetto Chigiano, das 1966 zum Sestetto Chigiano d’Archi (Chigiano Streichsextett) erweitert wurde. In gewissem Sinne erarbeitete man auch eine Neubewertung der Werke von Gioachino Rossini, Gaetano Donizetti und Luigi Cherubini.

Bekannte Dozenten

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Wettbewerbe

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Premio Internazionale Accademia Musicale Chigiana

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Von 1982 bis 2010 verlieh die Akademie einen internationalen Musikpreis, den Premio Internazionale Accademia Musicale Chigiana. Mit dem Preis wurden vorrangig junge, aber bereits erfolgreiche Geiger und Pianisten ausgezeichnet. Die Jury bestand aus prominenten Musikjournalisten und dem Direktor der Akademie.[1] Die Preisträger waren:

Internationaler Kompositionswettbewerb

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1983 richtete die Akademie einen nach Alfredo Casella benannten internationalen Kompositionswettbewerb ein, den Concorso Alfredo Casella. Die Bewerber sollten unter 35 Jahre alt sein und ein noch nicht aufgeführtes Werk der Kammermusik mit einer Spieldauer von 18 bis 25 Minuten einreichen. Der Wettbewerb wurde alle zwei Jahre ausgetragen, zuletzt im Jahr 2009. Es gab insgesamt zwölf Preisträger (1983 und 2007 wurde kein Preis verliehen).[1]

Kunstsammlung

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Die Akademie besitzt zudem eine Kunstgalerie, die Chigi Saracini-Sammlung, in der sich Werke von Beccafumi, Botticelli, Alessandro Casolani, Amos Cassioli, Girolamo del Pacchia, Giovanni Dupré, Girolamo di Benvenuto, Neroccio di Bartholomeo di Benedetto de’ Landi, Cesare Maccari, Rutilio Manetti, Bernardino Mei, Bartolomeo Neroni (Il Riccio), Meister der Osservanza, Meister von Tressa, Astolfo Petrazzi, Marco Pino, Salvator Rosa, Francesco Rustici, Arcangelo Salimbeni, Ventura Salimbeni, Sano di Pietro, Il Sassetta, Sodoma, Pietro Sorri, Francesco Vanni und Raffaello Vanni befinden.

Werke in der Kunstsammlung (Auswahl)[2]:

Weitere Werke befinden sich in den Zwischenräumen, hier zum Beispiel Werke des Giovanni Dupré (Dante und Beatrice), Arcangelo Salimbeni (Estasi di Santa Caterina), Ventura Salimbeni (La Veronica, Lavanda dei piedi) sowie von Francesco Vanni (San Girolamo).

Die Galerie beinhaltet zudem eine musikalische Bibliothek mit zirka 70.000 Ausgaben und eine Musikinstrumentensammlung, die eine Geige von Stradivari und weitere wertvolle Musikinstrumente enthält. Im Sommer finden Konzerte für den Estate Musicale Chigiana („Chigiana Musiksommer“) statt.

Der Palazzo Chigi-Saracini

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Das heutige Gebäude entstand im 12. Jahrhundert als Palazzo Marescotti, folglich durch die Familie der Marescotti, ihrerseits Ghibellinen[3]. Erste historische Bedeutung erlangte das Gebäude während der Schlacht von Montaperti, als auf dem Turm des Palazzo, damals einer der höchsten Punkte der Stadt, ein gewisser Cerreto Ceccolini gestanden und der Bevölkerung den Schlachtverlauf erzählt haben soll. Durch Ankäufe benachbarter Gebäude und Zusammenführung derer mit dem Hauptgebäude entstand eine Stadtfestung, Castellare genannt. Im 13. und 14. Jahrhundert residierte hier der Consiglio dei Reggitori (in etwa Rat der Regierenden) der Stadt Siena, bis um 1310 der Palazzo Pubblico (seitdem Rathaus) fertiggestellt wurde. 1506 gelangte das Gebäude in den Besitztum der Familie Piccolomini-Mandoli. Seit 1877 trägt das Gebäude den Namen der neuen Besitzer, der Familie Chigi-Saracini[4].

Literatur

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Commons: Palazzo Chigi Saracini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Accademia Musicale Chigiana: Prizes (Memento des Originals vom 20. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eng.chigiana.it chigiana.it (englisch)
  2. Piero Torriti: Tutta Siena. Contrada per Contrada, Bonechi Edizioni, Florenz 2000, ISBN 978-8872-04456-8, S. 60 ff.
  3. Offizielle Webseite der Stadt Siena zum Palazzo Chigi-Saracini (Memento des Originals vom 24. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.comune.siena.it
  4. Piero Torriti: Tutta Siena. Contrada per Contrada, Bonechi Edizioni, Florenz 2000, ISBN 978-8872-04456-8, S. 59

Koordinaten: 43° 19′ 1,9″ N, 11° 19′ 51,3″ O