Rohrberg, ein Straßendorf mit Kirche, liegt rund 20 Kilometer südlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark an der B 248. Die Hartau, ein etwa zwei Meter breiter und ein Meter tiefer Bach, fließt durch das Dorf. Westlich des Dorfes liegt das FFH-GebietRohrberger Moor, östlich beginnt das FFH-Gebiet Tangelnscher Bach und Bruchwälder mit dem Laubwald Dränick.[2][3]
Rohrberg wurde erstmals 1248 als Rorberge urkundlich erwähnt, als die Grafen von Dannenberg drei Hufen, die die von Bardeleben von ihnen zu Lehen trugen, dem Heiliggeiststift bei Salzwedel übertrugen.[5] Das Dorf ist aber früher gegründet worden, denn die Kirche wurde schon in der zweiten Hälfte 12. Jahrhundert erbaut.
Im Jahre 1252 wurden civibus de Rorberge (Bürger aus Rohrberg) erwähnt, wie einer Urkunden-Abschrift von Simon Friedrich Hahn aus dem Jahre 1724 zu entnehmen ist.[6] Der Historiker Adolph Friedrich Riedel nennt für die Urkunde das Jahr 1212[7] und zitiert Johann Friedrich Pfeffinger, der wiederum auf Hahn verweist und ihn erstmals falsch zitiert, wie bereits Siegmund Wilhelm Wohlbrück nachwies.[8] Aus heutiger Sicht sieht es so aus, als hätte Pfeffinger bei Hahn die römische Jahreszahl MCCLII als 1212 gelesen. Und so kam es, dass im Jahre 2012, mit 40-jähriger Verfrühung, das 800-jährige Bestehen des Ortes gefeiert wurde.
Heiko Meyer berichtete im Findling[9] von den Recherchen zur Ortsgeschichte durch Hartmut Bock im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem. In den überlieferten Fragebögen, die Johann Christoph Bekmann für sein Buch über die Altmark zusammenstellte, fanden sich handschriftliche Berichte eines Pfarrers Harnack über Rohrberg aus den Jahren 1711 oder 1740. Er schrieb: „Rohrberg zwei Meilen von Salzwedel belegen, bestehend aus 42 bewohnten Höfen, soll vor dem ein Städtgen gewesen seyn, und zu dem damaligen Witthums Sitz Danneberg gehöret haben, vondem annoch ein alt aus Pergament beschriebenes dokument vorhanden, worinnen die Einwohner der Zeit, Cives (Stadtbewohner) genennt werden.“
Im Jahre 1709 war das Dorf zur Hälfte abgebrannt.[2] Harnack berichtet dazu:[9] „Anno 1709 den 19. April wurde es von einem Bosshaften Menschen angesteckt und brannte fast auf die Hälfte in anderthalb Stunden ab, welcher Mordbrenner aber ein Jahr hernach, da er von seiner eigenen Frauen angegeben, sowie Lohn Bekommen, und wegen dieser und anderer Begangener Übeltaten in den königlichen Amte Dambeck lebendig verbrannt worden.“
Die Kathinkenburg52.7260311.0784731 ist eine natürliche Erhebung im sumpfigen Wiesengelände der Hartau, 3,1 Kilometer nordöstlich von Rohrberg, von einer stillgelegten Bahnlinie durchschnitten.[3][10][11].[12]
Pfarrer Harnack berichtete 1711 oder 1740 von der ehemaligen Burg. In dem zugehörigen sogenannten großen Holze finden sich noch einige rudärer (Reste) von einer daselbst gestandenen Burg wo selbst noch ein mit Bäumen bestandener Wall nebst einem Graben zu sehen, und heisset solche Gegend noch die Burgstelle. Diese Burg ist bekannt als Kathinkenburg. Die letzten Spuren waren wohl ein ziemlich drei Meter hoher Wall der etwa zehn Morgen Land umschlossen hat. Um 1900 wurde von dem Besitzer des Ackerstücks diese Fläche eingeebnet.[9]
Weitere Namen sind: Katinenburg, Katinkenburg, Die alte Burg im Drenik oder Katinsche Burg.[10]
Paul Grimm beschrieb die Anlage 1958 als nur noch undeutlich erkennbaren, jetzt oval wirkenden Rundwall von etwa 170 × 200 Meter Durchmesser. Nach dem Wüstungsbuch war die Anlage oval mit einer ausgeprägten Ecke auf der Westseite. Früher soll noch ein innerer Wall erkennbar gewesen sein. Im 20. Jahrhundert wurde über mittelsteinzeitliche Oberflächenfunde und blaugraue Scherben des 13. Jahrhunderts berichtet, die teilweise im Danneil-Museum aufbewahrt werden.[10]
Etwa 2 Kilometer südlich der Kathinkenburg liegt die Wüstung Drenik in der Gemarkung Beetzendorf im geschützten Laubwald Dränick. Johann Christoph Bekmann berichtete im 17. Jahrhundert von Überresten des Dorfes Drenik. Er schreibt „Dremik ist ein nach Bezendorf gehöriges Gehölze, in welchem ein Schloss gelegen namens Nichau.“[13] Mit diesem Schloss ist wahrscheinlich die Kathinkenburg gemeint.[14][10]
Die Gemeinde Rohrberg wurde am 25. Juli 1952 in den Kreis Klötze umgegliedert. Am 1. Juli 1994 kam die Gemeinde zum Altmarkkreis Salzwedel.[15]
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Ahlum, Bierstedt und Rohrberg, dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Rohrberg vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2009 in Kraft.[16]
Das Gemeindegebiet vergrößerte sich dadurch von 10,49 km² auf 38,29 km².
Die evangelische Kirchengemeinde Rohrberg gehörte früher zur Pfarrei Rohrberg. Zu ihr gehörten neben der Kirchengemeinde Rohrberg mit der Mutterkirche die Kirchengemeinden Groß-Bierstedt, Klein-Bierstedt und Püggen mit ihren Filialkirchen.[22] Im Jahre 2003 wurden die Kirchengemeinden Rohrberg, Groß- und Klein Bierstedt, Mellin, Stöckheim, Tangeln und Püggen zum Kirchspiel Rohrberg vereinigt,[2] das heute betreut wird vom Pfarrbereich Beetzendorf im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[23]
Die romanische Kirche von Rohrberg ist aus Feldsteinen um das Jahr 1175 gebaut. Aus romanischer Zeit ist ein Taufkessel erhalten. Eine Glocke stammt aus dem Jahr 1337, eine Inschrift weist als Glockengießer einen Hermannus aus. Die Glocke ist damit eine der ältesten Bronzeglocken des Altmarkkreises Salzwedel. Die Kanzel stammt von 1691, der Altar von 1700, das Gestühl und die Empore sind im 18. Jahrhundert entstanden. An einigen Bänken ist das Wappen der Patronatsfamilie von der Schulenburg erkennbar. Die Kirche hat eine Orgel.
In Rohrberg steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Ein Soldat mit Helm und Mantel neigt sich mit gesenktem Blick vor einem Steinkreuz[24]
In Rohrberg gibt es einen Kindergarten und das Restaurant „Landgasthof Alter Bahnhof“ mit einem Saal.
Die Recker Zuchtbetriebe Rohrberg GmbH & Co. KG betreibt landwirtschaftliche Urproduktion durch Putenmast und Marktfruchtanbau sowie die Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse
Die Teichanlage Rohrberg liegt im Westen und Südwesten des Dorfs an der Hartau. Sie dient der Satzfischproduktion. Der angegliederte Angelbetrieb bietet einen 35 Hektar großen Angelteich.
Charakteristisch für den Ort in der Altmark sind kleine Stände am Straßenrand, die von Einwohnern hergerichtet werden. Dort können Eier, Blumen, Obst und Gemüse direkt aus den Gärten erworben werden.
Radwege führen nach Beetzendorf und nach Ahlum. In der Umgebung befinden sich ausgedehnte Wälder.
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1814–1818, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.153 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.345, 140. Rohrberg (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abcdePeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1814–1818, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S.163, Nr. 719 (uni-potsdam.de).
↑ abcHeiko Meyer: 1212 erstmals erwähnt. Rohrberg kann bald sein 800-jähriges Bestehen feiern. In: Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf-Diesdorf (Hrsg.): Findling: Amtsblatt mit Informationsteil. 21. Jahrgang, Nr.6. Beetzendorf 3. Juni 2009, S.3–4 (beetzendorf-diesdorf.de [PDF; 1,8MB; abgerufen am 1. April 2018]).
↑ abcdPaul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S.361, Nr. 911 Rohrberg.
↑Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band43. Hendel, Halle a.S. 1909, S.60–61, Nr. 59 Drenik (uni-jena.de).
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S.360.
↑ abcWilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.153 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
↑ abVerbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
↑ abAnke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB1047268213, S.17.
↑Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB1047268213, S.17.
↑Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB1047268213, S.15.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.100 (genealogy.net [Volltext und Scan]).