Olivia Heussler (2009)

Olivia Heussler (* 1957 in Zürich) ist eine unabhängige Schweizer Fotografin. Sie dokumentierte unter anderem die Jugendunruhen in Zürich in den 1980er Jahren, die nicaraguanische Revolution 1984–2007 und andere Befreiungsbewegungen.

Leben und Werk

Heussler wuchs mit ihrer Schwester in einer Künstlerfamilie bei Zürich auf. Ihr Vater stellte die ersten Wechselrahmen und Vitrinen für die Wohnhilfe her und war Mitgründer des Zürcher Theater Spektakel und der Weihnachtsbeleuchtung an der Bahnhofstrasse. Ihre Grossmutter war die bekannte Malerin und Bildhauerin Alis Guggenheim und ihr Grossvater der Kunstmaler Ernst Georg Heussler.

Heussler studierte 1988 an der Fachklasse für Fotografie der Schule für Gestaltung in Zürich als Hospitantin und lebte in den neunziger Jahren eine Zeit lang als Stipendiatin in der Cité Internationale des Arts Paris. In ihren Fotoessays zeigt sie unter anderem die Jugendunruhen in Zürich von 1980, Krieg und Frieden in Nicaragua, die Situation in Israel und Palästina, die Kurden in der Türkei Kurdistan, wie auch die Menschenrechtslage in Lateinamerika. Arbeiten Heusslers umfassen Bilderessays aus Osteuropa, Sudan, Tansania, Honduras, Chile und Pakistan. Ihre Fotografien sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten und werden in internationalen Ausstellungen gezeigt. Olivia Heussler unterrichtet Fotografie.

Politisch-weltanschauliches Engagement

„Man muss nicht das Schlachtfeld fotografieren, um zu zeigen, was Krieg ist. Ich dokumentiere, was diese Bewegungen auslösen. Am deutlichsten kann ich das an den Betroffenen zeigen, auf deren Seite ich stehe.“

Olivia Heussler[1]

„Als Fotografin habe ich auch die Aufgabe, die Betroffenen zu lehren, selber Fotos zu machen. … Das verstehe ich unter Entwicklungshilfe: den Leuten ein Werkzeug und Instruktionen an die Hand zu geben, damit sie unabhängig arbeiten können. Fotografie eignet sich, nicht zuletzt auch wegen des verbreiteten Analphabetismus, für solche Autonomieprozesse sehr gut.“

Olivia Heussler[2]

Olivia Heussler begreift ihre Fotografie auch als selbstgeleitete Menschenrechtsarbeit. Mit ihrer Auswahl der Aktionsorte folgt sie nicht der allgemeinen mediengeleiteten Aufmerksamkeit, sondern geht selbstbestimmt den eigenen Interessen nach. Heussler reist unabhängig, oft in Kooperation mit ausländischen Menschenrechtlern anderer Metiers sowie mit Engagierten vor Ort. So entstanden etwa die bedeutenden Arbeiten zu Kurdistan sowie zu den Palästina und zu Nicaragua, die in etlichen Galerien und Museen zu betrachten waren.

Einzelausstellungen

Buchveröffentlichungen

Bildunterschriften als Werkbeispiele

Der umfassende Dokumentationsband Das Bild der Menschenrechte[3] enthält die folgenden Werke von Olivia Heussler:

Diskriminierungsverbot: Tschechische Republik, Brno/Brünn, 1992: „Death for Gipsies!“ (S. 109 oben), Guatemala, 1985: Eine Aktion der Frauengruppe Grupo de Apoyo Mutuo (Gruppe gegenseitiger Unterstützung) (S. 143 oben), Honduras, Tegucigalpa, April 1984: Eine Zusammenkunft von Generälen der honduranischen Armee (S. 143 unten), Schweiz, Zürich, März 1993: Flüchtlinge aus Sri Lanka beim Deutschunterricht (S. 149), Recht auf Privatleben: Italien, Brindisi, 1992: Polizeirazzia im Viertel il Paradiso (S. 339 oben), Recht auf Arbeit: Pakistan, Quetta, 2001: Drei Hazara-Kinder arbeiten als Teppichweber, zehn Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche und für 30 $ im Monat (S. 511), Nicaragua, Mulukukú, 1994: Frauen der Kooperative Maria Luisa Ortiz in ihrer Zimmerei (S. 516), Schutz des Eigentums: Schweiz, Zürich, 1988; Schrebergarten (S. 531 oben), Recht auf faires Verfahren und Folterverbot: Türkei, Ankara, Dezember 1990: Richter Muhittin Mihcak während eines Verfahrens gegen drei kurdische Rechtsanwälte (S. 584 unten), Guatemala, Guatemala-Stadt, 1985: Auf einem öffentlichen Platz stehen Menschen vor einer Liste vermisster Personen (S. 605 unten), Recht auf freie Meinungsäusserung und politische Rechte: Rumänien, Sibiu, 20. Mai 1990: Die Roma-Familie Mihai geht zum ersten Mal zur Wahl (S. 646), Rumänien, Sibiu, 20. Mai 1990: Frau Mihai, eine Roma, geht zum ersten Mal in vierzig Jahren zur Wahl (S. 653 oben).

Videos

Einzelnachweise

  1. Jenseits von Jerusalem, Out of Jerusalem. Benteli, Bern 1993, S. 7.
  2. Jenseits von Jerusalem, Out of Jerusalem. S. 8–9.
  3. Walter Kälin, Lars Müller, Judith Wyttenbach (Hrsg.): Das Bild der Menschenrechte. Lars Müller Publishers, Baden 2004, ISBN 3-03778-035-5.
  4. a b Online-Katalog der IDS Zürich Zentralbibliothek / NEBIS, Sozialarchiv Zürich
  5. Cada dia historia. In: www.onixfilms.com. Abgerufen am 16. September 2019.
  6. Eintrag bei Fotostiftung Schweiz
  7. Nicaraguan traditional recipe Nacatamales, Nicaragua Central America. In: YouTube.com. 14. April 2011, abgerufen am 16. September 2019 (englisch).
  8. Traditional chicken recipe. Pollo deshuesado, Nicaragua Central America. In: YouTube.com. 14. April 2011, abgerufen am 16. September 2019 (englisch).
  9. Olivia Heussler, unabhängige Fotografin. In: YouTube.com. 1. Juni 2017, abgerufen am 16. September 2019.