„Mach es ähnlich!“ – Als Faksimile bezeichnet man eine originalgetreue Kopie bzw. Reproduktion einer Vorlage. Das Wort Fax ist eine Verkürzung von Telefax, welches wiederum eine Verkürzung ist von Telefaksimile, also eine Fernbildabschrift.
Fac totum.
„Mach alles!“ – Faktotum ist eine im 17. Jahrhundert aufgekommene Bezeichnung für eine Person, die in einem Haushalt oder auch einer Schule eine Vielzahl von Aufgaben wahrnimmt. Eine solche Person wird heute auch „Mädchen für alles“ genannt.
„Hippokratisches Gesicht“ – Gesicht eines Sterbenden mit spitzer Nase, eingesunkenen Augen, blasser Haut und kaltem Schweiß auf der Stirn, das von Hippokrates von Kos, dem berühmtesten Arzt des Altertums, ausführlich beschrieben wurde.
„Es macht.“ „Es ergibt.“ – Ein Fazit ist eine wertende Zusammenfassung, in der meistens ein Ergebnis präsentiert wird und daraus Schlussfolgerungen gezogen werden.
Facit indignatio versum.
„Die Entrüstung schmiedet den Vers.“ – Juvenal, Saturae 1,79.
Gemeint ist: Die Zustände, die man beobachten kann, sind so empörend, dass sich die Verse der satirischen Dichtung, „auch wenn die Natur es verweigert“ („si natura negat“), wie von selbst einstellen.
„Falsche Bezeichnung schadet nicht.“ – Die unzutreffende Bezeichnung in einer Vereinbarung bleibt folgenlos, wenn die Parteien sich über das Bezeichnungsobjekt tatsächlich einig sind. Es gilt das Gemeinte.
Extemplo Libyae magnas it Fama per urbes,
Fama, malum qua non aliud velocius ullum;
mobilitate viget, viresque adquirit eundo,
Fama schreitet sofort durch Libyens mächtige Städte,
Fama, ein Übel, das nie von andern im Laufe besiegt ward,
Sich der Beweglichkeit freut und an Kraft zunimmt, wie es forteilt.
Fama fert …
„Das Gerücht geht um …“
Fama nihil est celerius.
„Nichts ist schneller als ein Gerücht.“
Fama post cineres maior venit.
„Der Ruhm wird nach der Asche größer“ oder[2] „wächst doch der Ruhm, wenn wir Asche geworden.“ Ovid[3]
Sorgt für die Gültigkeit der Kulthandlungen, indem ihr still seid! Bei religiösen Anlässen gebot ein Herold mit diesem Ruf Schweigen. Der Spruch kommt vor bei Horaz, Cicero und Ovid.
„Glückliches Österreich“ – Die Wendung wird heute verwendet, um auszudrücken, dass Österreicher eine Neigung zu heiterer Lebensart haben. Sie stammt aus einem Hexameter, mit dem man seit dem 17. Jahrhundert die Heiratspolitik der Habsburger charakterisiert: „Bella gerant alii, tu felix Austria nube.“ („Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate.“)
„Glückliche Schuld“ – Gedanke, wonach der Sünder sich durch den Tod Jesu und damit durch die Erlösung in einem glücklicheren Zustand befindet als vor der Sünde. Der ganze Satz lautet: „Felix culpa, quae talem ac tantum meruit habere Redemptorem.“ („Glückliche Schuld, die einen solchen und so großen Erlöser verdient hat.“) Der Satz stammt aus dem Exsultet, einem Lobgesang in der Osternacht der Kirchen des römischen Ritus.
Felix et faustum sit lumen.
„Glück und Heil sei dir das Licht.“
Tod der Dido
Felix, heu, nimium felix!
„Glücklich, ach überglücklich!“: Mit diesen Worten beklagt sich Dido in der Aeneis (4,657), sie wäre glücklich gewesen, wäre sie Aeneas nie begegnet.
Felix, qui potuit rerum cognoscere causas.
„Glücklich, wer den Dingen auf den Grund sehen konnte.“ – Vergil, Georgica 2,490, dort möglicherweise bezogen auf Lukrez und sein Werk „De rerum natura“.
Fertilior seges est alienis semper in agris / vicinumque pecus grandius uber habet.
„Ertragreicher steht die Saat stets auf den fremden Äckern / und Nachbars Vieh hat das größere Euter.“ – Ein Distichon aus Ovid, ars amatoria (1,349 f).
„Eile mit Weile.“ – Gemäß Sueton Lieblingsausspruch des Kaisers Augustus, der diesen Satz aber vorzugsweise griechisch zitierte: Σπεῦδε βραδέως. (Speude bradeōs.)
Der ganze Satz lautet folgendermaßen: „Σπεῦδε βραδέως· ἀσφαλὴς γάρ ἐστ’ ἀμείνων ἢ θρασὺς στρατηλάτης.“ (Speũde bradéōs; asphalḗs gár est’ ameínōn ḗ thrasýs stratēlátēs.) – „Eile langsam! Ein vorsichtiger ist besser als ein waghalsiger Heerführer.“
„Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde.“
Erster Nachweis aus dem 16. Jahrhundert, Hadrian VI. zugeschrieben, der mit dieser Maxime das Verfahren gegen einen adeligen Mörder weiterzuführen befahl. Die ursprüngliche Bedeutung ist also: Gerechtigkeit muss verwirklicht werden, auch wenn die Welt (im Sinn von: Große Welt, Hochmut, Überheblichkeit) zugrunde geht. Das heute übliche Missverständnis des Satzes geht zurück auf die Übersetzung Luthers: „Es geschehe, was recht ist, und sollt die Welt drob vergehen.“[5][6]
Wappen der englischen Familie Drew (mit der Variante coelum – mit Ligatur œ – statt caelum)
Fiat iustitia, ruat caelum
„Der Gerechtigkeit soll Genüge geleistet werden und wenn der Himmel einstürzt.“
Die genaue Herkunft des Spruchs ist unklar und wird häufig im englischen Sprachraum mit einem Piso’s justice (Pisos Gerechtigkeit) genannten Ereignis aus SenecasDe Ira Buch 1, Kapitel XVIII. über einen Konsul Piso (üblicherweise Gnaeus Calpurnius Piso, aber auch Lucius Calpurnius Piso Caesoninus) gleichgesetzt, in dem diese Phrase jedoch nicht auftaucht. Fiat iustitia, ruat caelum beschreibt in diesem Kontext eine den Worten nach gerechte, jedoch moralisch verwerfliche Tat:
Piso verurteilte einen Mann in einem Indizienprozess wegen Mordes zum Tode. Kurz vor seiner Hinrichtung tauchte das vermeintliche Opfer jedoch auf und der das Urteil vollstreckende Zenturio brachte beide zur Klärung erneut vor Piso. Dieser verurteilte daraufhin alle drei zum Tode: den vermeintlichen Mörder, weil er ein rechtsgültiges Todesurteil erhielt, den Zenturion, weil dieser nicht seiner Pflicht nachkam, und das vermeintliche Opfer, weil es für den Tod von zwei Unschuldigen verantwortlich war.[7]
Fiat lux (et facta est lux)
„Es werde Licht! (Und es ward Licht.)“: Aus der Genesis, wird auch als Motto an der UC Berkeley verwendet.
„Verteidiger des Glaubens“ – Heinrich VIII. von England von PapstLeo X. am 17. Oktober 1521 gegebener Titel, als dieser noch Rom treu war. Bis heute Bestandteil der britischen Königstitulatur. Aufschrift aller britischen Münzen, in der Regel abgekürzt „Fid Def“, „F. D.“ oder „fd“. Variante: Defensor fidei.
„Schau auf das Ende des Lebens!“ – Diese Maxime leitet sich vom griechischen Ausspruch „ὅρα τέλος μακροῦ βίου“ (hóra télos makroũ bíou) des Weisen Solon her. Eine andere lateinische Version ist:
„Specta finem longae vitae.“ – „Achte auf das Ende bei einem langen Leben.“
„Das Ende krönt das Werk.“ – Dieses Zitat aus den Heroides (2, 85) des Dichters Ovid ist heute das Motto vieler US-amerikanischen Schulen und des Inselstaates der Seychellen.
„Das Ende Polens“ – Dieser Ausspruch wurde dem polnischen Feldherrn Tadeusz Kościuszko in den Mund gelegt, der 1794 auf der Flucht in einem Sandhügel stecken blieb; dort hätten ihm die Kosaken das Pferd unter dem Leibe erschossen und ihn am Hinterkopf verwundet. Als er ins Lager gebracht worden war, habe er seinen Säbel abgeliefert und dabei gerufen:
„Finis regni Poloniae.“ – „Ende des Königreichs Polen.“
(Fiscus bedeutete ursprünglich geflochtener Korb.)
Fiscus non erubescit.
„Der Fiskus errötet nicht.“ – Der Fiskus treibt nämlich überall seine Steuern ein. Steuern aus anrüchigen Einnahmen sind ihm laut Cicero nicht weniger willkommen. Auch die sittenwidrige Prostitution und strafbare Einkünfte werden besteuert. Vergleiche auch Pecunia non olet.
Fiscus semper solvendo est.
Der Satz „Der Staat ist immer zahlungsfähig“ ist eine Maxime des Römischen Rechts. Bedeutung: Der Staat muss keine Sicherheit leisten, er kann keinem Konkurs anheimfallen.
„Wenn ich die Oberen (die Götter des Himmels) nicht beugen kann, werde ich die (der) Unterwelt bewegen.“
„Rühr ich die Himmlischen nicht, will Acherons Flut ich empören.“ (Übersetzung nach Wilhelm Hertzberg, 1859, bearbeitet von E.Gottwein)
„Bleiben die Oberen mir unbewegt, in den Acheron stürm’ ich!“ (Johann Heinrich Voß, 1875)
„Wenn ich die Himmlischen nicht bewegen kann, dann versetze ich die Unterwelt in Aufruhr!“ (Gerhard Fink, 2005)
Zitat aus der Aeneis des Dichters Vergil (VII, 312). Die Göttin Juno, ebenso rachsüchtige wie ohnmächtige Widersacherin des Aeneas, sucht in ihrer Klagerede bei den Mächten der Unterwelt Beistand und ruft die Furie Allecto an.
Sigmund Freud setzte dieses Zitat als Motto vor seine 1899 erschienene Traumdeutung. Der Acheron steht in Freuds Zitierung für das Unbewusstsein, das sozusagen unter dem Ich „liegt“.
„Sie schwankt, aber geht nicht unter.“ – Seit 1853 Wappenspruch der Stadt Paris, ursprünglich der Pariser Handelsschiffer. Diese Phrase ist auch das Motto von Albert Messiahs Lehrbuch über Quantenmechanik.
„Feigenblatt“ – Das Blatt des Feigenbaums dient in der Vorstellungswelt des Alten Testaments der Überwindung des Schamgefühls, indem es die eigene Blöße bedeckt.[8]
„Auf Blatt“ – Bei alten Texten noch heute üblich anstelle einer Seitenangabe: f. 26r (sprich: folio 26 recto) meint „Blatt 26, Vorderseite“, f. 26v (folio 26 verso) meint „Blatt 26, Rückseite“.
„Selbst die Quellen dürsten.“: Bei einer großen Dürre. In diesem Fall aber schreibt Cicero an seinen Bruder (Ad Quintum fratrem. 3,1,11), dass gerade auch seine eigene schriftstellerische Ader vertrocknet sei.
„Den Tüchtigen hilft das Glück.“ – „Das Glück ist mit den Tüchtigen.“
Dieses lateinische Sprichwort wird der altlateinischen Form „Fortis fortuna adiuvat“ von Terenz in der Komödie Phormio (1,4,203) verwendet, später ebenso zweimal von Livius, und von Cicero in Tusculanae disputationes (2,4,11) als altes Sprichwort bezeichnet.
Zurückgehen soll es auf den griechischen Dichter Simonides von Keos, wie Claudianus in seiner Epistola ad Probinum (Ep. 4,9) anführt.
Fuimus Troes, fuit Ilium et ingens / gloria Teucrorum.
„Wir sind Trojaner gewesen, gewesen ist Troja und der gewaltige Ruhm der Teukrer.“: Zitat aus der Aeneis des Dichters Vergil. Auch zitiert mit „Fuit Ilium, fuimus Troiani.“
„Teutonischer Schrecken“: Der Ausdruck wird meist dem römischen Dichter Lucan zugerechnet, in dessen Werk Bellum civile/Pharsalia er erstmals auftaucht. Er nahm damit Bezug auf einen vermeintlich Charakterzug des germanischen Volkstammes der Teutonen.
„Ein Dieb ist offenbar immer im Verzug.“ – Ein Dieb muss nicht erst gemahnt werden, um zur Rückgabe verpflichtet zu sein. Er haftet vom Augenblick des Diebstahls für die an sich genommenen Dinge.
↑Luthers Werke, Weimarer Ausgabe Bd. 40, S. 138, Z. 7 f
↑Ähnliche Wiedergabe Ferdinand I. zugeschrieben bei Beer, Johann Christoph: Der Durchleuchtigsten Erz-Herzogen zu Oesterreich Leben, Regierung und Groß-Thaten, Nürnberg 1695.
↑E. Cobham Brewer: Piso’s Justice. In: Dictionary of Phrase and Fable. 1894 (Online).