Jens-Christian Wagner (* 20. März 1966 in Göttingen) ist ein deutscher Historiker. Von 2014 bis 2020 leitete er die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Seither ist er Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar.
Jens-Christian Wagner wuchs in Herzberg am Harz auf und besuchte das dortige Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium. Als Kind lebte er einige Jahre in Chile.[1] Nach dem Abitur studierte er von 1987 bis 1995 Mittlere und Neuere Geschichte sowie Romanische Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen und an der Universidad Metropolitana de Ciencias de la Educación (UMCE) in Santiago de Chile. Er schloss mit einer Arbeit über das KZ Mittelbau-Dora als Magister Artium ab. Anschließend war er im Jahr 1996 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historisch-Technischen Museum in Peenemünde tätig. Von 1997 bis 1999 forschte er im Rahmen des von der Volkswagenstiftung geförderten Projekts „Tat und Bild“ an der Universität Göttingen am Lehrstuhl von Bernd Weisbrod zum KZ Mittelbau-Dora und arbeitete zugleich an seiner Promotion. 1999 promovierte er zum Dr. phil. bei Weisbrod mit der Studie Verfolgungswahn und Tod zur Geschichte des KZ Mittelbau-Dora.[2][3][4]
Im Jahr 2000 war Wagner als Gastwissenschaftler am Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“ in Berlin beteiligt. Von 2001 bis 2014 leitete er die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Zudem war er zeitweise als Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen tätig. Seit 2010 vertritt Wagner auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) die deutschen Bundesländer im Internationalen Komitee der Stiftung Auschwitz-Birkenau in Warschau.[2][3]
Am 1. September 2014 übernahm Wagner das Amt des Geschäftsführers der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle.[2][3] Seit 2017 gehört er einer Expertengruppe an, die eine Gedenkstätte auf dem Gelände der ehemaligen Colonia Dignidad in Chile konzipierte.[5][6] Er ist seit Oktober 2020 Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in der Nachfolge von Volkhard Knigge.[7] Die Stelle ist gekoppelt mit einer Professur am Lehrstuhl für „Geschichte in Medien und Öffentlichkeit“ an der Universität Jena.[8][9]
Jens-Christian Wagner ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebte von 2014 bis 2022 mit seiner Familie in Celle.[4]
Wagners Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus, insbesondere der Zwangsarbeit und der Konzentrationslager, sowie die Geschichtspolitik nach 1945. Wagner ist Autor, Mitautor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit und der -Konzentrationslager sowie zur Erinnerungskultur nach 1945. Er hat mehrere Ausstellungen zu diesem Themenkreis kuratiert[2][3], darunter die 2021 eröffnete Ausstellung „Befreit! Und dann? Wege nach der Befreiung 1945.“[10]
Mitte Januar 2023 forderte Wagner die CDU in einem Gastbeitrag in der Jüdischen Allgemeine auf, sich von Hans-Georg Maaßen zu trennen. Hintergrund waren Äußerungen von Maaßen auf Twitter, Ziel der „treibenden Kräfte im politisch-medialen Raum“ sei ein „eliminatorischer Rassismus gegen Weiße“. Maaßen habe damit „erneut in den antisemitischen Giftschrank gefasst“, so Wagner. Mit dem Wort „eliminatorisch“ stelle er ganz bewusst einen Bezug zum Holocaust her. NS-Verbrechen würden mit dem Zerrbild eines auf Vernichtung zielenden „Rassismus gegen Weiße“ gleichgesetzt, so Wagner.[11] Nach einem weiteren Vergleich mit der Judenverfolgung durch Maaßen im August 2023 erstattete Wagner Anzeige wegen Volksverhetzung.[12]
Vor den Stichwahlen am 24. September 2023 um das Bürgermeisteramt in Nordhausen äußerte Wagner am 14. September auf einer Pressekonferenz, dass der im ersten Wahlgang mit 42,1 % gewählte AfD-Kandidat Jörg Prophet[13] zurücktreten müsste, wenn er Äußerungen zur „Beendigung des Schuldkults“ auf seiner AfD-Website bereits im Amt getätigt hätte. Weiter untersagte er dem AfD-Kandidaten, als Gast an Gedenkveranstaltungen der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora teilzunehmen.[14] Auf Twitter ergänzte Wagner, er hoffe die „demokratische Mehrheit“ möge in der Stichwahl halten.[15] Im Anschluss an die Wahl wertete Wagner, dass sich eine kurzfristig gebildete Graswurzelbewegung gegen einen „tumben AfD-Kandidaten“ durchgesetzt habe.[16]
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