Die Gayling von Altheim (auch Gailing, Geiling oder Geyling geschrieben) sind ein altes rheinländisches Adelsgeschlecht. Sie hatten ihre Besitzungen an beiden Ufern des Rheins, im Elsass, in der Pfalz, in Baden, im Spessart und in Hessen.
Dadurch gehörte es von etwa 1550 bis um 1720 im Ritterkreis Franken[1] zum Ritterkanton Odenwald. Im 18. Jahrhundert gehörten sie zum reichsritterschaftlichen Kanton Unterelsass, und in Ortenau zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
Die älteste Stammburg, die Burg Hauenstein (heute: Ruine) liegt am Main im Spessart. Das Schloss Ebnet bei Freiburg im Breisgau war seit 1811 Stammsitz der Familie. Die Linie erlosch 1940 im Mannesstamm, das letzte weibliche Familienmitglied starb 1987.
Ihre Nachfahren nennen sich seit 1986 von Gayling-Westphal, gehören jedoch nicht dem historischen Adel an. Die Familie nutzt weiterhin das von ihr bewohnte Schloss Ebnet als Stammhaus.
Erste Erwähnung findet der Name 1080 als ein Ritter von Gayling auf dem Turnier in Augsburg erscheint. Ein Hans Gayling zu Hauenstein, genannt Wesel, lebte 1254 und erscheint 1262 in einer Bulle des Papstes Urban IV. über das Patronatsrecht zu Babenhausen.
Den Beinamen „von Altheim“, einem Marktflecken im Amt Babenhausen in Hessen, nahm der Ritter Heinrich Gayling zu Hauenstein 1358 an, nachdem er vom Erzbischof Gerlach von Nassau mit der Burg Hinteraltheim sowie dem Ort Altheim und dem dortigen Kirchenpatronat im hanauischen Amt Babenhausen beliehen wurde. Heinrich Gayling zu Hauenstein war 1358 Hofmarschall des Erzbischofs. Er hatte eine blutige Fehde mit Ulrich von Hanau und starb ohne Erben, sodass seine Brüder Rudolf und Henne sich sein Erbe teilten. Rudolf und Konrad Gayling von Altheim wurden 1432 vom Kurfürsten Ludwig III. von der Pfalz mit Höfen zu Breitenwiesen und Grehecken (beide gehören heute zu Klein-Umstadt) beliehen.
Die Linie von „von Bobenhausen“ stellte zahlreiche Militärs und Verwaltungsbeamte im Bereich Hanau und Mainz sowie Burgvögte in Friedberg und Gelnhausen. Rudolf von Gayling war 1410 Reichsschultheiß von Frankfurt am Main. Die Linie erlosch am 20. Januar 1612 mit Heinrich von Gayling (verheiratet mit Anna Brömser von Rüdesheim) und wurde beerbt von dem späteren General Heinrich Christoph Gayling von Altheim (1604 – 20. Dezember 1650), der sich nun zu Hauenstein und Bobenhausen nannte. Er war verheiratet mit Eva Maria von Sulz, Tochter des letzten Graf von Sulz. Nach dem Tod seines Vaters 1613 nannte er sich auch Heinrich Christoph Gayling von Altheim zu Hauenstein und Bobenhausen. Nach dem Tod seiner Frau erhielt er ihre Burggüter zu Babenhausen. Mit seinen zwei Söhnen Johann und Rudolf zerfiel dieser Besitz wieder in zwei Linien.
Eine Linie führt sich auf Rudolf Gayling von Altheim zu Bobenhausen († 1456) und seine Frau Margaretha Wambolt von Umstadt zurück. Aus dieser Linie stammt in fünfter Generation Philipp Heinrich Gayling von Altheim, verheiratet mit Anna Maria von Stettenberg. Ihr Sohn war Christoph Heinrich Gayling von Altheim (* 1604; † 20. Dezember 1650), kaiserlicher und bayerischer Feldmarschallleutnant und Oberst eines Regiments zu Fuß. Er war zwei Mal verheiratet, zuerst mit Eva Maria, Erbtochter des letzten Freiherrn von Sulz, Johann Philipp (* 23. Oktober 1626 – 21. August 1687). Sie brachte ihm unter vielen andern Gütern im Elsass das Schloss Niedermothenburg (Niedermodern) und Bußweiler, und in zweiter Ehe mit Ursula Amalia von Grumbach aus dem Hause Burggrumbach. Aus der ersten Ehe stammte Philipp Heinrich, kaiserlicher General der Kavallerie († 1684), der einzige von vier Brüdern, der seine Linie mit Martha Salome Böcklin von Böcklinsau fortsetzte. Dessen Sohn Philipp Christoph starb 1690 als fürstlich hanauischer Geheimer Rat, Kammerpräsident und Amtmann zu Ingweiler und Pfaffenhofen. Von Maria Magdalena von Fleckenstein (1661–1689), Tochter von Heinrich-Jakob von Fleckenstein-Windeck, Erbin von Zutzendorf, Wesenstein und Wietersweiler, stammten zwei Söhne, Leopold Ludwig und Philipp Christoph, die Stifter der hessischen Linie (Bobenhausen) und badischen Linie (Ebnet).
Leopold Ludwig erhielt in der brüderlichen Teilung Hauenstein, Altheim, Bobenhausen, Breitenwiesen und Grehecken, war mit Christiane Elisabeth von Sternfels verheiratet, mit der er eine Tochter und etliche Söhne erzeugte. Die Tochter Elisabeth Charlotte (* 1706), Hofdame am württembergischen Hof, vermählte sich 1745 mit Ludwig Ernst Schenk von Geyern zu Syburg und Wiesenbrücken, württembergischem Geheimen Rat und Obermarschall.
Von den Söhnen war Christoph Ludwig (* 1712), nach dem frühzeitigen Tode seines Vaters, der einzige noch lebende Sohn. Eventuell um seinen gestrengen Vormündern aus anderer Linie zu entkommen, entschied er sich Soldat zu werden. So kam Christoph Ludwig heimlich während des österreichischen Erbfolgekriegs unter das trenckische Pandurencorp (1741). Nach dem Krieg nahm er als Hauptmann seinen Abschied, kehrte auf seine hessischen Güter zurück, wurde zum Oberamtmann von Babenhausen ernannt und verheiratete sich mit R. von Reischach. Aus der Ehe entstammten 13 Nachkommen. Diese hessische Linie erlosch mit den Brüdern Eberhard Leopold (1736–1765), Baden-Durlach’scher Obermarschall und Ritter des Ordens de la fidelite (gestiftet 1780), und Ludwig Wilhelm ein kurfürstlicher Geheimer Rat und Oberhofmeister der Großherzogin von Hessen. Seine Ehe mit Sofie Maria Bayer von Boppart blieb kinderlos, daher kamen seine Güter Hauenstein, Bobenhausen, Altheim und alle übrigen an die Linie Ebnet in Baden.
Philipp Christopher (* 1654; † 25. Juni 1705) diente unter Ludwig Wilhelm von Baden-Baden und war 1683 bei den Verteidigern Wiens. Er erbte im Elsass Zutzendorf, Bußweiler, Matzenberg und Breisach-Wietersheim. Er war mit Anna Maria von Wurmser von Vendenheim verheiratet. Aus dieser Ehe entstammt Friedrich Jakob, der Auguste Eleonore von Döben heiratete. Ihr Sohn Christian Heinrich (1743–1812) war badischer Geheimer Rat, Kämmerer und Justizminister. Er war mit Auguste Wilhemine von Berstett verheiratet und hatte mit ihr vier Söhne und drei Töchter.
Der Wappenschild zeigt eine einfache rundgebogene Hirschstange in Silber auf blauem Grund. Die Helmdecken sind Silber und Blau, die Helmzier wiederholt die Hirschstange.
1740 wurde ein Schloss im elsässischen Buchsweiler errichtet, das nach 1797 zerstört wurde. Es wurde damals auf 7200 Livre geschätzt. Der Westflügel wurde in das Wohngebäude eines Bauernhofs umgewandelt und im 19. Jahrhundert stark umgebaut.[3] Außerdem besaß die Familie 203 Tagewerke Land, was etwa die Hälfte des Grunds der Gemeinde darstellte. Noch heute befinden sich auf dem Grund der evangelischen Kirche von Buswiller Epitaphien der Familie.[4]