Leander Sukov (* 26. Dezember 1957 als Martin Timm[1] in Hamburg-Barmbek) ist ein deutscher Schriftsteller.
Neben Romanen und Gedichten schrieb Leander Sukov Artikel unter anderem für die Tageszeitungen taz und junge Welt[2][3] und für die Wochenzeitung Unsere Zeit[4][5]. Einige Gedichte von Leander Sukov aus dem Gedichtband Perlensau wurden von Sascha Mersch vertont und sind auf der gleichnamigen CD erschienen.[6][7]
In vielen seiner Werke spiegelt sich seine politische Haltung wider.[8]
Leander Sukov war von 1973 bis 1994 Mitglied der SPD, anschließend war er u. a. Mitglied von DIE LINKE, er verließ die LINKE im März 2022[9] und kehrte in die SPD zurück.
Sukov bezeichnet sich als queeren Schriftsteller. In seinem Block führt er aus, pansexuell zu sein und mit fünfzehn oder sechzehn Jahren eine Geschlechtsumwandlung angestrebt zu haben, von der ihn Freundinnen und Freunde jedoch abhielten. Er wählt für sich den Ausdruck „agender“ und lehnt eine Genderzurordnung für sich ab. Jedoch akzeptiert er, männlich gelesen zu werden.[10]
Leander Sukov ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.[11] Am 10. Mai 2019 wurde er zu dessen Vizepräsidenten und Writers-in-Exile-Beauftragten gewählt. Er kandidiert nach Ablauf der Amtszeit 2021 nicht erneut, im Mai 2022 wurde er in das Interimspräsidium des PEN-Zentrums gewählt.
Leander Sukov wurde im Februar 2019 auf dem Kongress des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Schweinfurt zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt.[12]
2019 wurde er zum Generalsekretär der Louise-Aston-Gesellschaft berufen.
Sukov hatte ab Juni 2016 die „literarische Leitung“ des Kulturmaschinen-Verlags übernommen.[13] Inzwischen wurde der Verlagsname dem neugegründeten Verein der Kulturmaschinenautoren übertragen und Sukov ist gleichberechtigtes Vereinsmitglied geworden.
Im Klappentext von „Auf einer Bank ...“ schreibt Dr. Maurice Schuhmann, Lehrbeauftragter Universität Grenoble, über den Autor:
"Sukov schreibt sowohl Prosa als auch Lyrik. Seine Lyrik bewegt sich im Spannungsverhältnis von Neo-Realismus und Neo-Romantik. Seine Werke sind häufig idealistisch und stützen sich auf ein humanistisches Weltbild. Mystische Bilder in den Geschichten und Gedichten ergeben sich bei Sukov aus dem Bindeverhältnis des Gegenwärtigen zur Vergangenheit, also aus dem ständigen Fluß des umfassenden Geschehens. Sukov sieht im Jetzt das jeweils kurzlebige Ergebnis eines kybernetischen Prozesses aus der Vergangenheit, der so vielschichtig ist, dass der Prozess selbst keine vollständige Erklärung seines Seinszustandes mehr zulässt, sondern nur noch durch abstrakte Erzählungen teilverknüpft werden kann. Dabei werden Tendenzen aufgezeigt. Diese Entwicklungszüge befinden sich in einem ständigen Prozess.
Das Leid des Menschen als konkretes Wesen, losgelöst von der abstrakten Rationalität der Welt und eingeschlossen in ein eigenes Sein ist der durchgängige rote Faden des Werkes. Dabei glaubt Sukov nicht an Vorbestimmtheit und Schicksal, sondern an die Gestaltungskraft des Individuums, die jedoch selten nur stark genug ist, den kybernetischen Prozess der Zeitabläufe zu verändern."
In den Leipziger Kritiken heißt es zur Arbeit von Leander Sukov
„Neben den auf Sexualität … fokussierten Texten, … finden sich … politische Texte … Ebensowenig wie seine Gedichte über Erotik in die Pornographie abdriften, taucht in seinen politischen Gedichten der erhobene Zeigefinger auf… Eine weitere bislang kaum bekannte Facette seines dichterischen Werkes sind die Einflüsse aus der Beatgeneration, …“
Im Freitag heißt es zum 2012 erschienenen Roman Warten auf Ahab:
„Leander Sukovs Monolog ... ist wuchtig, defätistisch und sehr erotisch – damit scheint der Roman aus der Zeit gefallen zu sein ... Die schöne, subjektivistische Sprache ... in der Tradition Peter Handkes ... erinnert in ihrem bedenkenlosen Materialismus ... ans detailliert Monologische von António Lobo Antunes oder Nanni Balestrini ("I Furiosi"): ein temperiertes Meer der Silben, in dem der Wind des Temperaments die Wörter vor sich her treibt.“
Das Signaturen-Magazin schreibt zu „Obszön – Ein Gedicht“:
„Sukovs Gedicht schreitet unerbittlich im Gleichtakt voran, es hat nichts Befreiendes, Auseinanderstrebendes, sondern eher etwas Beengendes, Zugspitzendes. Auch Kate Tempest kommt einem in den Sinn, mit der bezwingenden Wucht ihrer Langgedichte/Lieder „Brandnew Ancients“ oder „Europe Is Lost“.“
„und wir erschlagen uns für den profit oder einen gott und ich sage du zu uns und ich meine mich mich als kind in bangkok und als greis in dacca mich als vergewaltiger und mich als mein opfer mich als mörder und ich sehe mich brennen als jesidische frau in einem käfig und ich sehe mich fallen als schwuler mann von einem dach im irgendwo“
„Was Sukovs Poem mit denen von Tempest in der Tat gemein hat, ist der zusammenführende, bündelnde, ballende Faktor. Sukov geht dabei allerdings noch weiter als Tempest, denn bei ihm werden nicht nur verschiedene ausgewählte Einzelindividuen, sondern gleich die Schicksale aller Menschen auf der Welt miteinander verschmolzen; wobei der Fokus auf den Opfern der gesellschaftlichen Systeme und der Kriege, Katastrophen und Verbrechen unserer Zeit liegt. Das Gedicht als riesiger Spiegel also, der den Leser*innen das Ausmaß der drastischen Leiden vorführt, die uns derzeit zugefügt werden, wenn wir uns als eine Menschheit sehen könnten, begreifen würden. Man stelle sich vor, unser aller Haut wäre miteinander verbunden, unser aller Fleisch wäre ein Resonanzkörper der Schmerzen, die Menschen im Einzelnen erleiden …“
„Timo Brandt im Signaturen Magazin[16]“
Netzaktivität
Sukov schreibt einen eigenen Blog unter www.leandersukov.de
Er betreibt die Seite literaturglobe.de, u. a. mit dem ehemaligen ARD-Hörfunk-Korrespondenten Norbert Ahrens, dem ehemaligen ZEIT-Redakteur Martin Ahrends und dem Schriftsteller Peter H. Gogolin. Seit 2018 befindet sich die Seite unter /kultur-und-politik.de