Detlev Ganten (2017)

Detlev Ganten (* 28. März 1941 in Lüneburg) ist ein deutscher Pharmakologe.

Er ist Facharzt für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie. Er war von 1973 bis 1991 Professor am Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg und von 1997 bis 2001 Vorsitzender der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Von 1991 bis 2004 war Ganten Gründungsdirektor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch. Von 2004 bis 2008 war er Vorstandsvorsitzender der neuen Charité – Universitätsmedizin Berlin und von 2005 bis 2015 Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Charité; seit 2016 ist er dessen Ehrenvorsitzender. Von 2009 bis 2020 war er Präsident des World Health Summit. Seit 2021 ist er Gründungspräsident und Vorstand des Kuratoriums der Virchow Foundation for Global Health.

Leben

Büste auf dem Campus Berlin-Buch

Ganten wuchs in Bremen auf und machte eine Ausbildung zum landwirtschaftlichen Gehilfen in Elmshorn, die er 1959 abschloss. Danach studierte er ab 1962 Medizin in Würzburg und bestand dort 1964 das Physikum. Von 1964 bis 1965 setzte er sein Medizinstudium in Montpellier (Frankreich) fort, um anschließend in der Chirurgischen Abteilung des französischen Krankenhauses Mamounia in Marrakesch (Marokko) zu arbeiten. Von 1966 bis 1968 setzte er das Medizinstudium in Tübingen fort und beendete sein Studium dort mit dem medizinischen Staatsexamen.

Im Jahre 1968 promovierte er in der Chirurgischen Klinik der Universität Tübingen. Die anschließende Medizinalassistenten-Zeit 1968/69 erfolgte in der Inneren Medizin in Tübingen und in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Städtischen Krankenhauses Emden. 1970 erhielt er die Approbation als Arzt. Von 1969 bis 1973 schloss sich ein Forschungsaufenthalt am Clinical Research Institute in Montréal, Canada an. Im Jahre 1973 wurde ihm für seine dortigen wissenschaftlichen Arbeiten der „Doctor of Philosophy (PhD)“ an der McGill University in Montréal verliehen. Von 1973 bis 1991 arbeitete Ganten am Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg und habilitierte dort 1974 für Experimentelle Medizin. Im Jahre 1975 erhielt er in Heidelberg eine Professur und 1978 die Anerkennung als Facharzt für Pharmakologie.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde Ganten 1991 durch den Bundesforschungsminister zum Gründungsdirektor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch ernannt mit der Aufgabe, die dortigen Zentralinstitute der Akademie der Wissenschaften der DDR zu reorganisieren. 1993 übernahm er außerdem den Lehrstuhl für klinische Pharmakologie an der Medizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin. Von 1997 bis 2001 war er Vorsitzender der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, zu der das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch gehört.

Im Jahre 2004 wurde Ganten vom Senat der Stadt Berlin zum Vorstandsvorsitzenden der Charité-Universitätsmedizin Berlin ernannt, verbunden mit der Aufgabe, die Medizinische Fakultät der Freien Universität im ehemaligen Westberlin mit der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität („Charité“) unter dem gemeinsamen Dach der neuen „Charité – Universitätsmedizin Berlin“ zu vereinen. Am 1. September 2008 übergab er das Amt des Vorstandsvorsitzenden an den ehemaligen Vorsitzenden des Wissenschaftsrats, Professor Karl Max Einhäupl.[1]

Im Jahre 2009, aus Anlass der 300-Jahrfeier der Charité, rief Ganten den World Health Summit ins Leben, der seitdem jährlich im Oktober in Berlin stattfindet. Von 2009 bis 2020 hielt er die Position als World Health Summit Präsident. Das akademische Rückgrat dieser internationalen Global Health Konferenz ist die „M8 Alliance of Academic Health Centers, Universities and National Academies“.

Detlev Ganten, Eckart von Hirschhausen, Maja Göpel, Gregor Hagedorn, Karen Helen Wiltshire und Volker Quaschning (von links nach rechts) bei der Vorstellung der #Scientists4Future-Stellungnahme am 12. März 2019 in Berlin vor der Bundespressekonferenz

Seit Frühjahr 2019 engagiert sich Ganten zusammen mit anderen Wissenschaftlern in der Initiative Scientists for Future.

Forschungsgebiete

Gantens Forschungsgebiete liegen vor allem in der Erforschung der Blutdruckregulation und der Ursachen des Bluthochdrucks. Er klärte grundlegende Mechanismen der Entstehung von Herzkreislauferkrankungen und der Hypertonie auf und befasste sich besonders mit der hormonalen Regulation und Behandlung des Bluthochdrucks, besonders dem Renin-Angiotensin-System. Aus diesen Forschungen sind neue wirksame Medikamente zur Behandlung des hohen Blutdrucks und seiner Folgekrankheiten, Gefäßschäden, Arteriosklerose, Hirnschlag, Nierenversagen, Herzinfarkt und Herzversagen hervorgegangen. Ganten hat Methoden der molekularen Genetik, der Genomik und der molekularen Analyse insbesondere transgene Techniken in seiner Forschung eingesetzt und diese für pharmakologische und medizinische Fragestellungen weiterentwickelt.

Zudem bearbeitete er die Evolution von Genen der Herzkreislaufregulation und beteiligte sich in an der Entwicklung des Konzeptes einer Evolutionären Medizin und einer ganzheitlichen, holistischen Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit.[2]

Familie

Detlev Ganten ist verheiratet und hat zwei Kinder.[3]

Auszeichnungen

Mitgliedschaften, Positionen

Detlev Ganten ist Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Académie de Berlin, der Academia Europaea (1991),[5] der Polnischen Akademie der Gelehrsamkeit (PAU) in Krakau, der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau, der Académie Nationale de Médecine in Paris, des Collège de France und der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Detlev Ganten hat folgende Funktionen und Ämter innegehabt:

Derzeitige Funktionen:

Herausgeber, Editorial Board

Publikationen (Auswahl)

Bücher (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Prof. Karl Max Einhäupl an der Spitze der Charité, Senator würdigt Verdienste von Prof. Detlev Ganten. (Memento vom 11. Februar 2009 im Internet Archive) 6. Juni 2008, abgerufen am 16. Mai 2019.
  2. Detlev Ganten: Unser Körper ist das Resultat der Evolution. (Memento vom 12. Mai 2011 auf WebCite) In: ARD – TV-Sendung: Das Steinzeitrezept. 11. Mai 2011.
  3. Curriculum Vitae Professor Dr. Detlev Ganten. Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 14. März 2021.
  4. Auskunft Bundespräsidialamt.
  5. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
  6. Mitglieder des Nationalen Ethikrates. (Memento vom 20. November 2008 im Internet Archive) In: www.ethikrat.org. Abgerufen am 11. November 2008.