Thomas Gaevert (* 27. Dezember 1964 in Hasselfelde) ist ein deutscher Journalist und freier Autor.

Leben

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Thomas Gaevert machte nach der Schulentlassung von 1981 bis 1983 eine Ausbildung als Schriftsetzer mit anschließender Tätigkeit in diesem Beruf bei der Druckerei Volksstimme Magdeburg / Harzdruckerei Wernigerode. Von 1984 bis 1988 war er zudem Urlauberbetreuer beim FDGB-Feriendienst Wernigerode, gleichzeitig leistete er 1986 bis 1988 seinen Grundwehrdienst bei der NVA.

Von 1988 bis 1991 studierte Gaevert Kulturwissenschaften an der Fachhochschule für sozial-kulturelle Arbeit Meißen / Pädagogische Hochschule „Karl Friedrich Wilhelm Wander“ Dresden. Danach war er zwei Jahre als Sozialbetreuer für Aussiedler aus dem Gebiet der damaligen Sowjetunion im Landkreis Wernigerode tätig. 1993 begann er ein Studium an der Fachhochschule des Bundes in Berlin, Fachbereich Sozialrecht, das er 1996 ohne Abschluss beendete. 1997/1998 nahm er an einer Fortbildung Film- und Medienmanagement am mibeg – Institut für berufliche Weiterbildung, Köln teil, 1998 hatte er außerdem ein Praktikum beim KiKA von ARD und ZDF.

Seit September 1998 ist Gaevert als Autor und Journalist tätig, vorwiegend für Hörfunk- und TV-Produktionen bei SWR, WDR, RBB, MDR, ZDF und Deutschlandradio. Vor allem im Hörfunk bedient er sich sehr oft der Möglichkeiten des Dokudramas und der Dokufiktion. Angelehnt an entsprechende filmische Erzählformen verbindet er dabei dokumentarische Elemente mit Hörspielelementen.

Zu Gaeverts bevorzugten Themen gehört die Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit den Problemen und Lebenswelten geistig behinderter Menschen.

Werke

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Film und Fernsehen

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Gaeverts erste 2002 gedrehte längere Dokumentation Die Farce – Geschichte einer Verhaftung erzählt die Geschichte der Schriftstellerin Elisabeth Graul, die 1951 als Mitglied einer Widerstandsgruppe gegen das totalitäre SED-Regime in Ostberlin hinter Gitter geriet. Nach ihrer Verhaftung musste sie 7 Monate im berüchtigten Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen verbringen. 1952 wurde sie in einem Schauprozess vom Obersten Gericht der DDR zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Film entstand als freie Produktion und hatte am 13. Februar 2002 im Palais am Fürstenwall in Magdeburg seine Premiere.[1] Als Sprecher konnten die beiden Schauspieler Barbara Schnitzler und Peter Sodann gewonnen werden. Die in Magdeburg erscheinende Tageszeitung Volksstimme schrieb anlässlich der Premiere: … Thomas Gaeverts Film enthält sich jeglichen Voyeurismus'. Er lässt die Betroffenen reden über ihren Schmerz, über ihre Ideale und Hoffnungen. Er lässt die Gesichter sprechen. Wenn die charismatischen Stimmen von Barbara Schnitzler oder Peter Sodann in den Rollen der Vernehmer oder der Richterin Hilde Benjamin präsent sind, erfährt das Dokumentarische eine weitere sensible künstlerische Verdichtung. Viele Gäste fragten an diesem Abend, wann der Film im MDR-Fernsehen einem größeren Publikum zugänglich gemacht wird. Die Antwort blieb aus, weil sich kein Vertreter des MDR im Palais am Fürstenwall befand.[2]

Die für die ARD im Jahre 2005 produzierte TV-Dokumentation Frauen als Beute behandelt die Geschichte der Wehrmachtsbordelle im Zweiten Weltkrieg. Gaevert recherchierte dafür etwa zwei Jahre in osteuropäischen Archiven.[3] Der Film zeigt, wie vor allem Frauen im besetzten Osteuropa vom Sanitätsdienst der Deutschen Wehrmacht in die organisierte Zwangsprostitution getrieben wurden.[4] Nach seiner Erstausstrahlung im Deutschen Fernsehen lief der Film auch mehrmals in Polen, Estland und Australien.

2007 folgte der Dokumentarfilm Ausgelöscht, der sich dem Untergang des jüdischen Lebens in der polnischen Stadt Białystok während des Zweiten Weltkriegs widmet.

2011 wirkte Gaevert auf der Basis seiner Recherchen für das SWR-Radiofeature „Eher regnet es Tinte...“ sowie des vom DRA Babelsberg bereitgestellten Kameranegativs an der Restaurierung der 1975 verbotenen Folge von Polizeiruf 110 mit dem Titel „Im Alter von...“ mit. Am 23. Juni 2011 erlebte „Im Alter von...“ im MDR-Fernsehen seine verspätete Sendepremiere. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Sendereihe Polizeiruf 110 zeigte der MDR den Film zusammen mit der Dokumentation „40 Jahre Polizeiruf - Eine Erfolgsstory“, bei der Gaevert wiederum als Autor mitwirkte. Mit einer Einschaltquote von 26,3 Prozent im MDR-Sendegebiet bzw. 6,3 Prozent bundesweit erzielte der MDR damit einen seiner größten Zuschauererfolge.[5]

2014 bis 2015 wirkte Gaevert als Autor bei der ZDF-Dokumentation Tödliche Grenze – Der Schütze und sein Opfer mit. Erzählt wird die Geschichte zweier 15-jähriger Schüler aus Halle, die am 8. Dezember 1979 bei Sorge im Harz über die innerdeutsche Grenze flüchten wollten. Heiko Runge, einer der beiden Jungen, starb dabei durch einen Schuss in den Rücken. Der von Regisseur Volker Schmidt-Sondermann inszenierte Film verbindet Interviews mit Zeitzeugen, Dokumentar- und Spielfilmszenen, die an der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Sorge im Harz gedreht wurden.[6][7]

Rundfunk

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Die 2010 gesendete Hörfunkdokumentation Eher regnet es Tinte... erzählt die Geschichte eines verbotenen Filmprojektes aus der DDR-TV-Reihe „Polizeiruf 110“. Der 1974 von Heinz Seibert gedrehte Film Im Alter von... (vorgesehenes Sendedatum: 23. Februar 1975) basierte in seiner ursprünglichen Drehbuch-Version Am hellerlichten Tag von Dorothea Kleine auf dem Fall des Kindermörders Erwin Hagedorn, der 1969 und 1971 auf grausame Weise drei Jungen aus Eberswalde umgebracht hatte. Hagedorn wurde dafür zum Tode verurteilt und 1972 hingerichtet. Obwohl die verfremdete Filmstory keine Rückschlüsse auf die realen Geschehnisse zuließ, wurde der Film noch vor seiner geplanten Ausstrahlung verboten und sollte vernichtet werden. Nachdem im Frühjahr 2009 im Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) Potsdam-Babelsberg das stumme Kameranegativ des Films sichergestellt werden konnte,[8] traf sich Gaevert mit der Drehbuchautorin Dorothea Kleine, die ihm ein Exemplar des lange verschollen geglaubten Drehbuches zugänglich machte. 2011 konnte der Film auf dieser Basis wiederhergestellt und komplett neu vertont werden. Von Beginn an wurde das Projekt, das anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Polizeiruf-Reihe vom MDR in Auftrag gegeben wurde, von Dr. Peter-Paul Schneider, dem damaligen Leiter des DRA-Standortes Babelsberg, unterstützt.

Das 2011 vom SWR produzierte Feature Irgendein Mike Oldfield neuerdings erzählt die Geschichte von Rammstein-Sänger Till Lindemann und seinem Vater, dem Schriftsteller Werner Lindemann.

Für die Dokumentationen Lizenz zur Spionage (2011) und Lange Schatten (2012) sowie Spitzelnde Freunde (2014) arbeitete Gaevert mit dem Wernigeröder Autor und Journalisten Söhnke Streckel zusammen.

Zum 50-jährigen Jubiläum von "Polizeiruf 110" widmete sich Gaevert noch einmal der Geschichte der TV-Reihe - diesmal mit den Hörfunkdokumentationen Krimi, Klassenkampf und neue Kommissare (SWR 2021) sowie Einsatzgruppe Fuchs ermittelt wieder – Die Lange Nacht zum Polizeiruf 110 (Deutschlandradio 2021).

2023 realisierte er zusammen mit dem Grimme-Preisträger Ole Schwarz für das Deutschlandradio 50 Jahre Tubular Bells - Eine Lange Nacht über Mike Oldfield.

Filmografie

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Hörfunk

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Printmedien

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Auszeichnungen

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Das im Jahr 2003 vom SWR produzierte Hörfunkstück Deine Lügen sterben nicht (Regie: Hans-Peter Bögel) wurde als ARD-Beitrag für den Prix Europa 2004 nominiert. Im Wettbewerb wurde es auf Platz 6 der 10 besten europäischen Produktionen in der Kategorie Hörfunk-Feature gewählt.

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Einzelnachweise

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  1. Mitteldeutsche Zeitung, 15. Februar 2002: Schattenbilder des Gitters
  2. Magdeburger Volksstimme, 15. Februar 2002: Na Graulchen, wie steht's mit der Wahrheit?
  3. Süddeutsche Zeitung, 12. Januar 2005: Verschleppte Leben – „Frauen als Beute“ – eine Dokumentation über die Bordelle der Wehrmacht
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Januar 2005: Sie hatten nie eine Chance – Das Schicksal der Zwangsprostituierten in den Wehrmachtsbordellen: „Frauen als Beute“ (ARD)
  5. MDR: Traumquote für verbotenen „Polizeiruf 110“ von 1974
  6. Magdeburger Volksstimme, 27. September 2014: Tödliche Grenze in Sorge gefilmt
  7. Magdeburger Volksstimme, 17. Juli 2015: ZDF-Doku „Tödliche Grenze“ – Uwe Fleischhauer: „Es war alles so sinnlos“
  8. Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) Potsdam-Babelsberg, Filmbestand DDR-Fernsehen/Deutscher Fernsehfunk
  9. Als Bonusmaterial (leicht gekürzt) in Polizeiruf 110 – DVD-Box 9 enthalten
  10. Offizielle Pressemappe des ZDF
  11. Siehe auch: Hoheneck (Gefängnis) und Gedenkstätte Hohenschönhausen
  12. Offizielle Homepage der Gruppe Rammstein
  13. Untergang des Kaliwerkes Bischofferode
  14. MDR, 13. Februar 2013, 22:35 Uhr: Schicht im Schacht – Bischofferode 20 Jahre danach
  15. Offizielle Homepage von Mars One
  16. Offizielle Homepage zu Benno Schmidt. (Brocken-Benno)
Personendaten
NAME Gaevert, Thomas
KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und freier Autor
GEBURTSDATUM 27. Dezember 1964
GEBURTSORT Hasselfelde