The British Grenadiers war vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ein Marschlied britischer Grenadiere, und ist heute einer der bekanntesten englischen Militärmärsche überhaupt. Der Marsch gehört wie die Lieder Land of Hope and Glory, Rule, Britannia! und Jerusalem zum patriotischen Liedgut Englands. Das Lied ist in England auch als Morris dance (Polka) beliebt.[1] Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg war die Melodie zum Text von Free America ein verbreitetes amerikanisches patriotisches Lied.
Es ist als Quick march (Geschwindmarsch) der Regimentsmarsch sowohl der Grenadier Guards, einem der fünf Foot Guards Regimenter (Elite-Infanterie) der königlich britischen Household Division, als auch der Honourable Artillery Company, dem ältesten noch bestehenden Regiment der britischen Armee. Auch The Royal Regiment of Canadian Artillery, The Canadian Grenadier Guards, The Royal Regiment of Canada, The Princess Louise Fusiliers, und The 5th Canadian Mounted Rifles sind ermächtigt, den Marsch zu spielen.
Der Ursprung der Melodie ist unbekannt, sie stammt eventuell aus dem Elisabethanischen Zeitalter im späten 16. Jahrhundert. Das Thema erscheint 1651 im Prince Ruperts March[2]/The Clear Cavalier (Kavaliere, später Tories, nannten sich das königstreue Drittel im Parlament unter König Karl I.), aufgeführt in dem Tanzbuch und Nachschlagwerk The English Dancing Master von John Playford. Unter dem Titel Sir Edward Noel's Delight erschien 1622 im Bellerophon (Amsterdam) bereits ein sehr ähnliches Werk.
Der Text stammt frühestens aus der Zeit der Gründung der First Guards 1678 und spätestens aus der Regierungszeit von Königin Anne (1665–1714), in der Grenadiere aufhörten Handgranaten zu tragen.[3] In Amerika ist der Marsch nachgewiesen in einem Manuskript von William William aus dem Jahr 1775, gedruckt in Pautuxit / Pawtucket (Rhode Island).[4]
Mit dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg werden in James Fulds Werk der Musikgelehrsamkeit Book of World-Famous Music nur drei Melodien in Verbindung gebracht, die britischen The British Grenadiers, God Save the King und das Lied Yankee Doodle unbekannter Herkunft. Obwohl in den amerikanischen Kolonien vielerlei Musik erblühte, war die verbreitetste kreative Art revolutionärer Amerikaner auf den Krieg zu antworten nicht eigene Stücke zu komponieren, sondern Verse zu bekannten Melodien zu dichten.[5] Die Form der Parodie spielte eine große Rolle in Liedtexten dieser Revolutionsära. Bekannten britisch-patriotischen Melodien wurden Texte gegeben, die ihren ursprünglichen Sinn ins Gegenteil verkehrten.
Bereits im Februar 1770, bevor die Unabhängigkeitsbewegung populär wurde, erschien ein Text mit sieben Strophen und dem Titel Free America, ursprünglich (The New Massachusetts) Liberty Song,[6] auch A Song on Liberty, von Joseph Warren.[7] Der Vergleich mit vergangenen Kulturen veranlasste die amerikanischen Kolonisten, ihre amerikanische Identität von der britischen Identität abzugrenzen. Schon der Originaltext spielt ironisch auf die Großtaten antiker Helden wie Herkules oder Alexander an und grenzt die eigene britische Identität ab.[5] Im Text des Liberty song heißt es dazu Proud Albion bow’d to Caesar, And numerous lords before (Stolzes Albion kniete vor Cäsar, und vielen weiteren Herrn). Der Text warnt die Amerikaner, sich nicht Tyrannen zu beugen und zu enden wie die antiken Griechen und Römer. Das Lied ist nicht zu verwechseln mit The Liberty Song (John Dickinson, 1768).
Zu Anfang des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775–1783) war das zwölfstrophige War and Washington[8] (auch General Washington), im Mai 1775 von Jonathan Mitchell Sewall (1748–1808) zur Melodie The British Grenadiers gedichtet,[9] das erste Kriegslied der nordamerikanischen Kolonien, das sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Das Originallied feierte jene britischen Eliteeinheiten, die einen Monat vor der Veröffentlichung des Liedes, im April die Gefechte von Lexington und Concord provoziert hatten. General Washington bewusst ironisch mit dieser Melodie zu rühmen, steigerte den verwegen patriotischen Effekt.[10] Das Lied konnte zweifellos an jedem Lagerfeuer der Kontinentalarmee („at every Continental camp-fire“) gehört werden und war dasjenige, das den ritterlichen Soldaten in den Kampf führte und ihn triumphierend in ewigen Versen vom siegreichen Kampfplatz zurückkehren ließ. („led the gallant soldier on to battle, and returned him from the field of victory triumphant in deathless verse.“)[11] Der Text ist nach dem gewonnenen Unabhängigkeitskrieg aufgeführt in Henry Brown's Property und Thompson's Pocket Collection of Favourite Marches (1789, bes. 1790) unter dem Titel Vain Britons, Boast No Longer (Eitle Briten, prahlen nicht länger), einem Ausdruck amerikanischen Stolzes.
1777 wurde der Marsch von den Rotröcken (British Army) während der Schlacht von Brandywine im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gespielt.[12]
Nach dem amerikanischen Sieg über den britischen General Charles Cornwallis 1781 war der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg effektiv beendet. Großbritannien erkannte im Frieden von Paris (1783) formal die Unabhängigkeit der ehemals britischen Kolonien an. In der Folge der Schlacht entstanden die Verse Lord Cornwallis's Surrender zur Melodie des Liedes.[13][14]
The British Grenadiers und The Grenadiers March waren die Märsche der Grenadiere aller britischen Kompanien. Nachdem die als First Guards gegründeten Grenadier Guards nach der Schlacht von Waterloo 1815 die Grenadiere der Kaiserlichen Garde Napoleons besiegt hatten, erhielten sie den Namen The First or Grenadier Regiment of Foot Guards. Als Regimentsmarsch nahmen sie daraufhin The British Grenadiers an. Die rechte Flanke der Infanterie-Bataillone bestand aus den Kompanien der Grenadiere.
Im Vereinigten Königreich erklingt der Parademarsch beim alljährlichen Trooping the Colour, der Geburtstagsparade des Königs. Nach der Inspektion der Truppen durch den König marschiert die No.1 Guard, die sogenannte Escort for the Colour (gleich welches Regiment), traditionell unter den Klängen des schnellen Marsches The British Grenadiers, von der rechten Flanke nach vorn, um die Fahne zu übernehmen. Beim späteren Vorbeimarsch der Infanterie am Monarchen, erst im langsamen, dann im schnellen Tempo, werden je nach Zusammensetzung der Guards für die Grenadier Guards die Märsche Scipio (Händel) und The British Grenadiers gespielt.[15]
Original
Some talk of Alexander, and some of Hercules |
Wortgetreue Übersetzung
Man spricht von Alexander, und auch von Herkules |
War and Washington (Jonathan Mitchell Sewall, USA 1776?)[16]
Vain Britons, boast no longer with proud indignity |
Free America (Joseph Warren, USA 1770er)[17]
That Seat of Science Athens, and Earth’s great Mistress Rome, |