Die syrische Baruch-Apokalypse (auch: 2. Baruch, abgekürzt: 2Bar oder syrBar) gehört zu den so genannten Pseudepigraphien des Alten Testaments. Es handelt sich um eine jüdische Schrift, die vermutlich im späten 1. Jahrhundert n. Chr. oder frühen 2. Jahrhundert n. Chr. entstand, offenbar zwischen der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 n. Chr. und dem Bar-Kochba-Aufstand 132–135 n. Chr.

Die Schrift wird der biblischen Person Baruch zugeschrieben, ist aber sicher nicht von ihm verfasst. Das Buch wird heute weder zum jüdischen noch zum christlichen Bibelkanon gezählt, ist aber in einigen Versionen der syrischen Bibel (der Peschitta) enthalten.

Textüberlieferung

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Die Existenz des Buches war nach einem lateinischen Zitat beim Kirchenvater Cyprian von Karthago bekannt,[1] sowie in Auszügen aus mittelalterlichen Lektionaren der syrisch-orthodoxen Kirche.[2] Eine komplette Fassung auf syrisch wurde 1866 in der Biblioteca Ambrosiana in Mailand entdeckt,[3] sowie eine arabische Übersetzung im Jahre 1974, die vom syrischen Text abhängig ist. Des Weiteren sind griechische Fragmente unter den Oxyrhynchus-Papyri gefunden worden.[4]

Inhalt

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Das Buch gliedert sich in 87 Kapitel und zwei Teile: Kapitel 1–77 enthalten die eigentliche Apokalypse, Kapitel 78–87 den Brief des Baruch an die 9 1/2 Stämme.

Die Apokalypse schildert, als Vision des Baruch, die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar II. im Jahre 586 v. Chr., (was offenbar eine Reaktion auf die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. darstellt). Baruch lernt, dass der irdische Tempel zwar zerstört ist, der ewige Kult Gottes aber im Himmel durch die Engel weitergeführt wird, so dass der Tempel nicht wieder aufgebaut werden muss. Letztendlich handelt es sich also um eine Trostschrift für die ihres Heiligtums verlustig gegangene jüdische Glaubensgemeinschaft.

Verwandte Literatur

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Einige Traditionen, die im 2. Baruch verwendet werden, findet man auch in anderen Schriften, beispielsweise im Liber Antiquitatum Biblicarum des Pseudo-Philo, in den Paralipomena Jeremiae (4. Baruch), in der Apokalypse Abrahams und in der Apokalypse des Mose. Darüber hinaus sind 2. Baruch und das 4. Buch Esra miteinander verwandt.[5][6]

Siehe auch

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Wikisource: Die deutsche Übersetzung von Paul Rießler – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Testimoniorum adversus Judæos III.29: enthält 2Bar 48:36, 48:33-34
  2. British Museum, Addit. 14.686, 1255 CE: verses 44:9-15; British Museum, Addit. 14.687, 1256 CE: verses 72:1-73:2; the same excerpts were also found in a 15th century lectionary in Kerala
  3. Manuscript "B. 21 inf" ff 264a-276a. A. Ceriani Apocalypsis Baruch (notae criticae) in Monumenta sacra et profana 1,2, Milano 1866 pag 73-98
  4. P. Oxy. 403, enthält 2Bar 12:1-13:2; 13:11-14:3
  5. Vgl. Bruno Violet, Die Apokalypsen des Esra und des Baruch in deutscher Gestalt. Leipzig 1924.
  6. Siehe auch, besonders zum syrischen Text der Baruch-Apokalypse und zur verwandten frühjudischen und frühchristlichen Literatur, Timothy B. Sailors, "Der Römerbrief und die 2. (syrische) Baruch-Apokalypse", in The Letter to the Romans, hrsg. U. Schnelle. Löwen 2009, S. 563–594.