Sofia Asgatowna Gubaidulina (russisch София Асгатовна Губайдулина, wiss. Transliteration Sofija Asgatovna Gubajdulina, tatarisch Sofia Äsğät qızı Ğöbäydullina; * 24. Oktober 1931 in Tschistopol, Tatarische Autonome Sowjetrepublik) ist eine russische Komponistin.

Sofia Gubaidulina in Sortawala, 1981

Leben

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Sofia Gubaidulina wurde in der Stadt Tschistopol in der Tatarischen Autonomen Republik in einer tatarisch-russischen Familie geboren. Ihr Vater, Asgat Masgudowitsch Gubaidulin, war Ingenieurgeodät. Die Mutter, Fedossija Fedorowna Gubaidulina, geb. Jelchowa, war Lehrerin. Der Großvater, Masgud Gubaidulin, war Mullah. Gubaidulina selbst bekennt sich zum Russisch-Orthodoxen Glauben; sie ließ sich im März 1970 russisch-orthodox taufen.[1][2] Sie war insgesamt drei Mal verheiratet.

Im Jahre 1932 übersiedelte die Familie nach Kasan. Gubaidulina studierte Komposition und Klavier am Konservatorium von Kasan unter anderem bei Grigori Kogan und führte nach dem Abschluss 1954 ihre Studien in Moskau bis 1963 fort. Als Studentin wurde sie mit einem Stalin-Stipendium ausgezeichnet.[3] Während dieser Studien wurde ihre Musik als „pflichtvergessen“ bezeichnet, aber Dmitri Schostakowitsch ermutigte sie, ihren „Irrweg“ fortzusetzen.

In der Mitte der 1970er Jahre gründete Gubaidulina gemeinsam mit den Komponisten Viktor Suslin und Wjatscheslaw Artjomow das Ensemble Astreja, das auf Instrumenten der russischen Volksmusik improvisierte. In den sechziger und siebziger Jahren waren ihre Werke in der Sowjetunion verboten, weil ihre Musik nicht den Vorstellungen des Sozialistischen Realismus entsprach.

Ihr Erfolg im Westen wurde vor allem vom Geiger Gidon Kremer (später auch von Reinbert de Leeuw) unterstützt, der ihr erstes Violinkonzert Offertorium 1981 uraufführte. Seitdem gehört Sofia Gubaidulina zusammen mit Alfred Schnittke und Edisson Denissow zu den führenden, weltweit anerkannten Komponisten Russlands der Ära nach Schostakowitsch.

Im Jahr 2000 erhielt Gubaidulina gemeinsam mit Tan Dun, Osvaldo Golijov und Wolfgang Rihm von der Internationalen Bachakademie Stuttgart einen Kompositionsauftrag zum Projekt Passion 2000 (im Gedächtnis von J. S. Bach). Ihr Beitrag war eine Johannespassion. 2002 folgte die Komposition Johannes-Ostern. Beide Werke bilden ein Diptychon über Tod und Auferstehung Christi; das umfangreichste Werk Gubaidulinas bisher. Das 2. Violinkonzert In tempus praesens ist Anne-Sophie Mutter gewidmet. 2003 war sie auf Einladung von Walter Fink die erste Frau, die beim jährlichen Komponistenporträt des Rheingau Musik Festivals auftrat.

Sofia Gubaidulina lebt seit 1992 in Deutschland und wohnt in Appen (Kreis Pinneberg). Sie ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, der Freien Akademie der Künste in Hamburg sowie der Königlich Schwedischen Musikakademie Stockholm sowie Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters. Im Jahre 1990 wurde sie zum Mitglied des Komitees für Verleihung der Lenin-Preise ernannt.[3] Im Jahre 1999 wurde sie in den Orden Pour le Mérite aufgenommen. Seit dem Jahre 2001 ist sie Ehrenprofessorin des Konservatoriums von Kasan, seit 2005 auch an den Konservatorien von Beijing und Tianjin.

2018 wurde sie in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences berufen, die jährlich die Oscars vergibt.[4]

David Geringas schreibt, dass ihre Musik für den „Zusammenhang des Rationalen und des Irrationalen“ stehe, diese stehen nicht nur nebeneinander, sondern seien oft im gleichen Moment ein und dasselbe. Darin gleiche ihre Musik der von Johann Sebastian Bach.[5]

Werke (Auswahl)

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Diskographie

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Auszeichnungen

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Literatur

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Dokumentarfilme

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Einzelnachweise

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  1. viperson.ru
  2. biografija.ru
  3. a b Walentina Nikolajewna Cholopowa: Der Komponist Alfred Schnittke. In: yanko.lib.ru. Verlag Arkaim, 2003, S. 40, 215; (russisch).
  4. Academy invites 928 to Membersphip. In: oscars.org (abgerufen am 26. Juni 2018).
  5. David Geringas: Und das Fest ist in vollem Gang, FAZ 22. Oktober 2021 (Artikel zum 90. Geburtstag)
  6. Julia Spinola: Sofia Gubaidulinas „Der Zorn Gottes“ beim Musikfest berlin. In: Süddeutsche Zeitung online. 14. September 2022, abgerufen am 18. September 2022.
  7. The Musical Composition Prize 1987 | Fondation Prince Pierre In: fondationprincepierre.mc, abgerufen am 23. Dezember 2021.
  8. a b Koussevitzky International Recording Award (KIRA) Winners In: musiciansclubofny.org, abgerufen am 27. August 2018.
  9. Premio Abbiati ● 1990–91 III Quartetto di Sofia Gubaidulina (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive) In: criticimusicali.it, abgerufen am 27. August 2018.
  10. Bisherige Preisträger In: braunschweig.de, abgerufen am 27. August 2018.
  11. 6th Roche Commission goes to Sofia Gubaidulina (Memento vom 8. September 2012 im Webarchiv archive.today) In: Roche.com, 27. August 2010.
  12. ISCM Honorary Members
Personendaten
NAME Gubaidulina, Sofia Asgatowna
ALTERNATIVNAMEN Gubajdulina, Sofija Asgatovna
KURZBESCHREIBUNG russische Komponistin
GEBURTSDATUM 24. Oktober 1931
GEBURTSORT Tschistopol, Tatarstan