Reinhard Ueberhorst 2021

Reinhard Ueberhorst (* 24. April 1948 in Elmshorn) ist ein deutscher Politiker (SPD), wissenschaftlicher Berater und Autor.

Leben

Nach dem Abitur an der Elmshorner Bismarckschule studierte Reinhard Ueberhorst an der Universität Hamburg das Fach Rechtswissenschaft, das er 1972 mit dem Ersten Staatsexamen abschloss. Danach absolvierte er bis 1974 ein politikwissenschaftliches Studium an der Universität Amsterdam.

Im Herbst 1976 wurde Ueberhorst – im Alter von 28 Jahren – im Wahlkreis 7 (Pinneberg) für die SPD in den Bundestag der 8. Wahlperiode (1976–1980) gewählt. Dort war er von 1979 bis 1980 Vorsitzender der ersten energiepolitischen Enquete-Kommission, die den Namen Zukünftige Kernenergie-Politik führte.[1]

Seine Wiederwahl als MdB erfolgte 1980 zur 9. Wahlperiode (1980–1983). Sein Mandat legte Ueberhorst im Januar 1981 nieder, als er von Berlins neuem Regierenden Bürgermeister Hans-Jochen Vogel zum Senator für Gesundheit und Umweltschutz berufen wurde. Die Amtszeit dauerte bis zum 11. Juni 1981, da die CDU unter Richard von Weizsäcker die Neuwahlen vom 10. Mai 1981 gewonnen hatte und die SPD in die Opposition ging. Reinhard Ueberhorst blieb Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses (MdA) bis 1985.

Seit 1981 führt Reinhard Ueberhorst ein Beratungsbüro für diskursive Projektarbeiten und Planungsstudien. Das Leistungsangebot für staatliche Institutionen, Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und zivilgesellschaftliche Organisationen zielt auf Themenfelder, in denen komplexe, multidisziplinär und transwissenschaftlich geprägte Alternativen besser erkundet, konzeptualisiert, analysiert und Beratungs- und Entscheidungsprozessen zugeführt werden sollen. Zur Methodik und mit der Durchführung dieser Projekte sind zahlreiche Veröffentlichungen entstanden (s. u. Veröffentlichungen).

Die kleinste Form diskursiver Projektarbeit als kooperativer Reflexion und Kommunikation sind die seit 1982 in Ueberhorsts Beratungsbüro durchgeführten Elmshorner Gesprächsabende. Diese Gesprächsabende sind Gesprächsexperimente zu Leitfragen, die keiner der Teilnehmer zuvor jemals in einer vergleichbaren pluralistischen Gruppe diskutiert hat. Der Planer und Gastgeber entwickelt die Leitfrage in der Regel mit einem philosophischen oder literarischen oder wissenschaftlichen Text. So es der Text einer lebenden Autorin ist, ist diese immer unter den Teilnehmenden. Die pluralistische Gruppe umfasst in der Regel 14–18 Mitglieder aus verschiedenen Berufswelten, aus verschiedenen technik-, natur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen und mit unterschiedlichen politischen Orientierungen.[2][3][4][5][6][7][8][9][10][11][12][13]

Ueberhorst ist seit 2008 als Lehrbeauftragter im Studium Generale der Elmshorner Nordakademie Hochschule der Wirtschaft tätig. Dort veranstaltet er ein Seminar für Politik und Wirtschaft – Basiswissen und -kompetenzen für Querdenker:innen. Im Wintersemester 2014/2015 hatte Ueberhorst einen Lehrauftrag an der Universität Witten-Herdecke für ein Seminar über diskursive Politik übernommen. Dieses Seminar wurde im Wintersemester 2015/2016 wiederholt. Zum Seminar in der NORDAKADEMIE gehört ein Forum Politik und Wirtschaft, eine vierteljährlich stattfindende Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, an der alle Hochschulangehörigen und auch interessierte Bürger teilnehmen können. Behandelt werden politische und wirtschaftliche Themen und Fragen, die mit Hilfe wissenschaftlicher Expertise besser aufbereitet und vermittelt, durch Wissenschaftler aber nicht legitimiert entschieden werden können.[14]

In die Diskussion um die Politik zum Atommüll hat Ueberhorst konzeptionelle Vorstellungen zur demokratischen Atommüllpolitik und kritische Analysen der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe eingebracht.[15][16]

Veröffentlichungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bericht der Enquete-Kommission Zukünftige Kernenergie-Politik vom 27. Juni 1980, Bundestagsdrucksache 8/4341. Heger, Bonn 1980.
  2. Reinhard Ueberhorst: Ueberhorst-Runde: Debatte über die Wachstumsfrage | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  3. Reinhard Ueberhorst: Ueberhorst-Runde: Diskussionen über demokratische Atommüllpolitik | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  4. Reinhard Ueberhorst: Elmshorner Gesprächsabende: Diskussion über Atommüllpolitik | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  5. Reinhard Ueberhorst: Gastbeitrag: Gesprächsabend: „Was sagt uns Breklehem?“ | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  6. Reinhard Ueberhorst: Gastbeitrag : „Geschichte der Zukunft“: Ein streitbares Buch | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  7. Reinhard Ueberhorst: Ueberhorst-Runde in Elmshorn: Neue Ideen für demokratische Prozesse | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  8. Reinhard Ueberhorst: Entfremdungskritik: Ein blinder Fleck bei Politikern | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  9. Reinhard Ueberhorst: Elmshorner Gesprächsabend: Debatte: Was leisten Parteien für die Politikfähigkeit der Gesellschaft? | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  10. Reinhard Ueberhorst: Elmshorner Gesprächsabend: Bioökonomie-Politik – was wäre das? | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  11. Reinhard Ueberhorst: Was wir von Shakespeare lernen können | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  12. Reinhard Ueberhorst: Diskussion mit Wolfgang Streeck: Elmshorner Gesprächsabend über Demokratie und Kapitalismus | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  13. Reinhard Ueberhorst: Ueberhorst-Runde: Dem Bürger fehlen politische Alternativen | shz.de. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  14. Forum Politik und Wirtschaft | NORDAKADEMIE Hochschule der Wirtschaft. Abgerufen am 1. April 2021.
  15. Reinhard Ueberhorst in Strahlentelex Nr. 686–687 vom August 2015
  16. Reinhard Ueberhorst auf www.ausgestrahlt.de