Ludwig Faddejew auf Kreta, 1983
Faddejew bei einem Vortrag in Aarhus 2010

Ludwig Dmitrijewitsch Faddejew (russisch Людвиг Дмитриевич Фаддеев, nach englischer Schreibweise Ludvig Faddeev zitiert; * 23. März 1934 in Leningrad; † 26. Februar 2017 ebenda[1]) war ein führender sowjetischer bzw. russischer theoretischer Physiker und Mathematiker.

Biographie

Faddejews Vater Dmitri Faddejew (1907–1989) war Mathematikprofessor in Leningrad, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und bekannter Algebraiker, seine Mutter Wera Faddejewa war ebenfalls eine bekannte Mathematikerin. Faddejew studierte ab 1951 an der Universität Leningrad bei Olga Ladyschenskaja (bekannt für ihre Arbeiten zu partiellen Differentialgleichungen der Hydrodynamik) und dem Physiker Wladimir Fock.[2] 1956 graduierte er, nach der Promotion 1959 arbeitete er am Steklow-Institut in Leningrad, wo er 1969 Professor wurde, 1976 bis 1987 Vizedirektor und danach Direktor war. Außerdem war er lange Direktor des dortigen 1988 gegründeten Internationalen Mathematischen Euler-Instituts.

Faddejew ist vor allem bekannt für die Einführung (mit seinem Kollegen Wiktor Nikolajewitsch Popow) von Faddejew-Popow-Geistern zur Behandlung der Eichfreiheitsgrade in Yang-Mills-Theorien (nicht-abelschen Eichtheorien). In den 1960er Jahren führte er die Faddejew-Gleichungen zur exakten Behandlung des Dreikörperproblems in der Quantenmechanik ein. Ab den 1970er Jahren beschäftigte er sich vor allem mit exakt lösbaren („integrablen“) Modellen der mathematischen Physik (Stichworte sind hier Yang-Baxter-Relationen und der Bethe-Ansatz), hinter denen vielfach die Struktur von Quantengruppen steckt. An der Aufklärung dieser Verbindungen war er wesentlich beteiligt. 1975 entwickelte er ein Verfahren zur Quantisierung von Solitonen. Er beschäftigte sich auch mit der mathematischen Behandlung des Infrarotproblems in der Quantenelektrodynamik und mit der Theorie magnetisch eingeschlossener Plasmen.

1962 war er Invited Speaker auf dem ICM in Stockholm (Construction of the resolvent of the energy operator for a three particle system and the scattering problem), 1970 in Nizza (Symplectic structure and quantization of the Einstein gravitation theory) und 1978 auf dem ICM in Helsinki (Quantum theory of solitons). 2002 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Peking (Knotted Solitons).

Faddejew besuchte 1973 zum ersten Mal die Theorieabteilung am CERN und machte mehrere weitere Besuche.[3][4]

Zu seinen Doktoranden gehören Pjotr Petrowitsch Kulisch, Alexander Rudolfowitsch Its, Nikolai Reschetichin, Wladimir Korepin, Wladimir Buslajew, Leon Tachtadschjan, Alexei Wenkow und Samson Shatashvili.[5]

Preise und Auszeichnungen (Auswahl)

Mitgliedschaften (Auswahl)

Schriften

Literatur

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Nachruf (englisch), abgerufen am 27. April 2017
  2. In einem Interview 2007 sagte er, dass er zunächst Physik studierte, um dem Einfluss seines Vaters aus dem Weg zu gehen
  3. Irina Aref’eva, Andrey Slavnov: Obituaries - 13 April 2017: Ludwig Faddeev 1934–2017. CERN Courier, abgerufen am 24. Juli 2019.
  4. Faddeev, Ludvig Dmitrievich - Author profile. INSPIRE-HEP, abgerufen am 24. Juli 2019.
  5. Mathematics Genealogy Project
  6. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea