Konstantía Gourzí (griechisch Κωνσταντία Γουρζή, * 31. März 1962 in Athen) ist eine griechische Komponistin und Dirigentin sowie Professorin an der Hochschule für Musik und Theater München.
Konstantia Gourzi erhielt im Alter von sieben Jahren ersten Klavierunterricht, sechs Jahre später wurde sie am Konservatorium Athen unterrichtet, wo sie neben Klavier später auch Komposition und Dirigieren studierte. Von 1987 bis 1992 setzte sie ihr Studium an der Hochschule der Künste in Berlin fort (heute Universität der Künste Berlin).[1] Zudem absolvierte sie Meisterkurse unter anderem bei Péter Eötvös, Hans Werner Henze, Wolfgang Rihm, Karlheinz Stockhausen, Walter Zimmermann sowie Michael Gielen, Carlo Maria Giulini, Bernard Haitink, Giuseppe Sinopoli und Günter Wand. Ein wichtiger Mentor war Diether de la Motte. In den Jahren 1988 bis 1992 assistierte sie Claudio Abbado bei den Berliner Philharmonikern.[2] Von 1993 bis 1996 verband sie eine enge Zusammenarbeit mit György Kurtág.
1992 und 1994 war Gourzi Preisträgerin des Deutschen Musikrats und gewann 1995 den 2. Preis beim Internationalen Wettbewerb für Dirigenten zeitgenössischer Musik in Paris. Gourzi wurde durch mehrere internationale Stipendien wie z. B. durch die Onassis-Stiftung und DAAD gefördert. Für ihre Arbeit als Dirigentin und Komponistin sowie für ihre innovativen Aufführungskonzepte erhielt sie 2008 den Preis der Christoph-und-Stephan-Kaske Stiftung.[3][4][5]
Seit 2002 ist Gourzi Professorin für Ensembleleitung und Neue Musik an der Musikhochschule München.[6]
1991 gründete Gourzi während ihres Studiums in Berlin das Ensemble attacca berlin, das sie bis 1996 leitete. Schwerpunkt war die Musik des 20. Jahrhunderts. attacca berlin setzte das internationale Konzertprojekt „Zeitzonen“ mit der Unterstützung des Berliner Senats für kulturelle Angelegenheiten um. Kooperationen hatte das Ensemble u. a. mit den Berliner Festwochen und verschiedenen anderen Musikfestivals und es entstanden Rundfunkaufnahmen.[1][5] Von 1999 bis 2007 übernahm sie die Leitung des ensemble echo an der Hochschule für Musik Hanns Eisler, wo sie mehrere Konzertreihen initiierte. Zusammenarbeit pflegte sie mit Deutsche Guggenheim Berlin, Berliner Staatsoper, Konzerthaus und Akademie der Künste Berlin, auch hier entstanden Rundfunkaufnahmen.[4]
Als Professorin an der Musikhochschule München gründete sie 2002 das ensemble oktopus für musik der moderne, das sie bis heute leitet.[7] Auch hier initiierte sie mehrere Konzertreihen[8] und es entstanden Aufnahmen des Bayerischen Rundfunks sowie CD-Einspielungen. Zusammenarbeit erfolgte u. a. mit der Pinakothek der Moderne, der Galerie camera artis, dem Künstlerhaus München sowie der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Münchener Biennale.[4][9]
2007 gründete sie das Netzwerk und Ensemble opus21musikplus, dessen künstlerische Leiterin sie ist, mit dem Ziel, Musik grenzüberschreitend mit anderen Kunstformen und anderen Musikrichtungen zusammenzubringen. 2007 erschien die erste CD des Ensembles mit Schönbergs Pierrot Lunaire plus Jazz und Berios Folksongs. Kooperationen bestanden mit dem Franz-Marc-Museum und der Bayerischen Akademie der schönen Künste. Auch hier entstanden Rundfunkaufnahmen. 2008 bis 2013 führte Gourzi mit opus21musikplus ein Education-Programm an Grundschulen in München durch, das u. a. vom Bayerischen Kultusministerium, dem Kulturreferat München und der Ernst von Siemens Musikstiftung unterstützt wurde.[1][4][10]
Gourzis kompositorische Arbeit umfasst Werke für Solo-Instrumente, Kammermusik, Chor und Orchester. Wichtige Kompositionsaufträge erhielt sie unter anderem von der Deutschen Staatsoper Berlin, dem Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt, dem Bayerischen Rundfunk, dem Ensemble Musica Nova Israel, dem Staatsorchester Athen, den Festspielen Europäische Wochen Passau, den Kasseler Tagen für Neue Musik, dem Ex Novo Ensemble in Venedig, Münchener Kammerorchester, der Bayerischen Staatsoper München, dem Erzbistum München und Freising, der Patrimonio Nacional Spanien, dem Bayerischen Staatsministerium, dem Lucerne Festival,[11] dem ARD-Musikwettbewerb, der BBC, der Staatsphilharmonie Nürnberg und den Bamberger Symphonikern. Bei ihren Aufträgen und Projekten erhielt sie öfter Unterstützung von der Ernst von Siemens Musikstiftung.[12]
Die Uraufführung ihrer ersten Orchester-Komposition Mykene fand 2002 unter ihrer eigenen Leitung mit dem Orchester des Hessischen Rundfunks in Frankfurt statt. Im gleichen Jahr stand sie als erste Frau bei Verdis La traviata in der Staatsoper von Athen am Pult. Als Auftragswerk für die Berliner Staatsoper erweiterte Gourzi Haydns Philemon und Baucis durch eigene Komposition zu einem innovativen Theaterstück. Später erfolgte die Wiederaufnahme beim Frühlingsfestival Budapest und dem Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd.[4][13]
Gourzi war Composer in Residence bei den 58. Festspielen Europäische Woche Passau, beim Festival Aktuelle Musik in Nürnberg[14] und 2017/2018 Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg.[15] Beim ION Festival in Nürnberg wurde im Juni 2018 das Werk Paharión, the Red Angel in the Garden of las Huelgas als Konzert in Bewegung uraufgeführt.[16] Außerdem komponierte sie das Pflichtstück im Fach Viola Evening at the window für den ARD-Musikwettbewerb 2018.[17][18][19][20] 2018 wurde das vom Erzbistum München und Freising in Zusammenarbeit mit der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom in Auftrag gegebene Werk Transformation - ein musikalisch-szenisches Signal gegen Kindesmissbrauch in der Kirche Sant’Ignazio uraufgeführt.[21]
Gourzis leitete als Dirigentin zahlreiche Uraufführungen statt und sie entwickelte neue Programmkonzepte mit dem Ziel, einen neuen Fokus zu geben sowie Altes und Neues zu verbinden.[22] Unter diesem Aspekt war sie u. a. 2012 künstlerische Leiterin des Samos Young Artists Festival[23] in Griechenland. Neben den eigenen Ensembles dirigierte sie Orchester wie das Radio Sinfonie Orchester Frankfurt, SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken, Münchner Rundfunkorchester, Orchestre Philharmonique de Strasbourg, Young Israel Philharmonic Orchestra, Kammerorchester Patras (Griechenland), Staatsoper sowie Klangkörper des Griechischen Rundfunks Athen, Klangforum Wien, Israel Chamber Orchestra, Ensemble Neue Musik Moskau, Kammerorchester der Bayerischen Staatsoper und Lucerne Academy Orchestra.[3]
Ihre Tätigkeit als Dirigentin und ihre Kompositionen sind durch Radio-Aufnahmen, Fernsehsendungen und Live-Streams (Arte, ZDF, WDR, SR, RBB, SWR und BR) dokumentiert. Ihre umfassende Diskographie beinhaltet Aufnahmen ihrer Kompositionen und von ihr dirigierter Werke. Sie sind u. a. bei ECM Records, NEOS, NAXOS, und SONY-Classical erschienen.[24][25][26]