Henriette Presburg, auch bekannt als Henriette Marx sowie in der Schreibweise Henriette Preßburg (geboren 20. September 1788 in Nijmegen; gestorben 30. November 1863 in Trier) war die Ehefrau von Heinrich Marx und Mutter von Karl Marx.
Henriette Presburg war die Tochter des Textilhändlers und Vorlesers der jüdischen Gemeinde Isaak Heyman Presburg und dessen Ehefrau Nanette Salomon, geb. Cohen. Henriette hatte vier Geschwister, darunter die Schwester Fijtje (später Sophie Philips, Ehefrau von Lion Philips).[1]
Am 22. November 1814 heiratete sie Heinrich Marx in Nijmegen.[2] Vor der Eheschließung wurde ein Ehevertrag abgeschlossen. Nach der Heirat zog die Familie nach Trier. In Trier wurden ihre Kinder Mauritz David, Sophia, Karl, Henriette, Louise, Emilie, Caroline und Eduard geboren. In Nijmegen wurde ihr Sohn Hermann Marx geboren. Henriette Marx ließ sich am 20. November 1825 „nach vorheriger Unterweisung im Christentum“ taufen,[3] nachdem bereits ihre Kinder im August 1824 getauft worden waren. Von ihren Kindern überlebten sie nur Sophia Schmalhausen, Karl, Louise Juta und Emilie Conradi.
Im Juni 1833 bevollmächtigten Heinrich und Henriette Marx Lion Philips als Bevollmächtigten für die Hinterlassenschaft ihrer Eltern.[4]
Nach dem Tod ihres Ehemannes Heinrich am 10. Mai 1838 kümmerte sie sich um die Abwicklung der Erbschaftsangelegenheiten. Am 10. Mai 1838 meldeten die Anwälte Ernest Dominik Laeis und Johann Heinrich Schlink den Tod von Karl Marx’ Vater Heinrich standesamtlich an.[5] Schlink wurde der Vormund der nicht volljährigen Kinder, darunter auch Karl.[6] Ihr Erbschaftsanteil aus dem Ehevertrag betrug 11.130 Taler.[7] Die Erbteilung zwischen ihr und den lebenden Kindern wurde im Juni 1841 vorgenommen. Henriette erhielt außer dem Erbschaftsanteil aus dem Ehevertrag noch die Hälfte der Erbschaft in Höhe von 5.627 Talern. Die letztere Summe wurde unter die sieben Kinder aufgeteilt, so dass jedem Kind 482 Taler, 9 Silbergroschen und 7 Pfennige zustanden.[8] Karl Marx bemühte sich zu verschiedenen späteren Zeitpunkten immer wieder um einen Vorschuss auf seinen Erbanteil am späteren Erbe seiner Mutter. Tatsächlich erhielt er bis 1863 insgesamt 5.250 Gulden Vorschuss auf das zukünftige Erbe seiner Mutter.[9]
Henriette Marx starb am 30. November 1863 in Trier. Der Trauergottesdienst fand am 4. Dezember 1863 in der Kirche „zum Erlöser“ statt. Sie wurde auf dem evangelischen Friedhof beerdigt.[10]
Die Marx-Biografen beurteilen Henriette Marx insbesondere aufgrund ihrer mangelhaften Rechtschreibung meist negativ und nennen sie „nicht eben eine Intellektuelle“ (Arnold Künzli),[11] eine „ungebildete Frau, die ganz in der Sorge um ihren großen Haushalt aufging, die der Begabung oder den Neigungen ihres Sohnes nicht das geringste Verständnis entgegenbrachte“ (Isaiah Berlin),[12] „ein gutes Hausmütterchen ohne besondere Geistesgaben“ (Otto Rühle),[13] „eine nicht sehr gebildete, aber sehr gefühlswarme Frau, die in der Sorge um die Familie aufging“ (Werner Blumenberg)[14] oder ähnlich.
Ihre Tochter Emilie Conradi beschrieb ihre Mutter folgendermaßen: „so war mein Lieb Mütterchen ein Weltweiser in des Lebens Genuss und ein Engel im Entbehren und im Verlieren“.[15] 1883 wurde Henriette Marx als „klein und zart, sehr intelligent“ beschrieben.[16] Immerhin war sie eine kluge Wirtschafterin, die ihr Erbe sich einzuteilen verstand und ihren Kindern eine größere Summe als Erbe hinterließ. Jedenfalls konnte sie besser mit Geld umgehen als ihr berühmter Sohn Karl Marx.