Gerhard Bersu (* 26. September 1889 in Jauer, Provinz Schlesien; † 19. November 1964 in Magdeburg) war ein deutscher Prähistoriker. Bekannt wurde er durch Arbeiten zur Grabungsmethodik und durch seine Ausgrabungen auf dem Goldberg (Nördlinger Ries) sowie die Etablierung der Goldberg-III-Gruppe.
Der in Frankfurt (Oder) aufgewachsene Fabrikantensohn nahm bereits in jungen Jahren an vielen Ausgrabungen teil und erhielt noch vor Abschluss des Studiums eine Assistentenstelle am damaligen Landesamt für Denkmalpflege in Stuttgart unter der Leitung von Peter Goessler.
Bersu meldete sich als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg und wurde daraufhin von den deutschen Besatzungstruppen in Belgien und Nordfrankreich mit der Verwaltung von archäologischen Denkmälern und Sammlungen beauftragt. Bei den anschließenden Friedensverhandlungen war er in der Deutschen Waffenstillstandskommission in Spa und später in der Reichsrücklieferungskommission als Referent für Kunstrestitutionen tätig. Im Jahre 1925 wurde er mit einer Arbeit über die Ausgrabungen auf dem Breiten Berg bei Striegau promoviert.
Zum Oktober 1924 nahm Bersu eine Stelle als Assistent an der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt am Main an. In diesem Institut stieg er rasch auf und wurde 1929 zunächst zweiter, 1931 dann erster Direktor der Kommission. Während des Nationalsozialismus konnte er sich bis 1935 auf diesem Posten halten, um schließlich unter anderem auf Betreiben Hans Reinerths, der das Führerprinzip und die damit verbundene strikte Zentralisierung auch in archäologischen Organisationen durchsetzen wollte, verdrängt zu werden. Reinerth nutzte Bersus „Halb-jüdische Abstammung“ als Diffamierungs-Argument. Bersu wurde daraufhin als Referent für Ausgrabungen an die Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin versetzt. Er emigrierte 1937 nach England.
Spätestens ab 1938 war er in England als Grabungsleiter tätig und konnte dabei von seinem Erfahrungsschatz, den er auf großflächigen Siedlungsgrabungen erworben hatte, profitieren. Er machte unter anderem das Erkennen von Pfostenlöchern in der englischen Grabungsmethode geläufig.[1] Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Bersu als feindlicher Ausländer auf der Isle of Man interniert, aber auch hier konnte er Ausgrabungen durchführen, so beim Schiffsgrab von Balladoole und Cronk Moar, auf dem jungsteinzeitlichen und wikingerzeitlichen Gräberfeld von Ballateare und in der eisenzeitlichen Siedlung von Little Woodbury in Wiltshire, England (1938/1939).
Nach der Entlassung aus der Internierung wirkte Bersu von 1947 bis 1950 als Professor an der Royal Irish Academy in Dublin und grub das Hillfort auf dem Freestone Hill im County Kilkenny aus, dann kehrte er nach Deutschland zurück, um hier bis zu seiner Pensionierung 1956 wieder als Direktor der Römisch-Germanischen Kommission zu arbeiten. Ihm wurde im Verlaufe dieser Tätigkeit das Große Verdienstkreuz des Bundesverdienstordens verliehen. Überdies ehrte ihn 1962 die britische Society of Antiquaries of London, deren Honorary fellow er bereits seit 1933 war, mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Gold Medal.[2] 1960 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der British Academy gewählt.[3]
Gerhard Bersu starb 1964, nachdem er während einer Sitzung der Sektion für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin einen Schlaganfall erlitten hatte.
Bersu nahm unter anderem an folgenden Ausgrabungen teil:
Die Stiftung „Pro-Archaeologia-Saxoniae“ hat im Jahre 2004 das Gerhard-Bersu-Stipendium ins Leben gerufen, um die menschlichen und beruflichen Verdienste Bersus zu ehren und gleichzeitig hoffnungsvollen Archäologen-Nachwuchs aus Polen, Tschechien und Sachsen zu fördern.