Ford war ein Sohn des deutschstämmigen Musikkritikers Francis Hueffer und dessen Ehefrau Katharina Hueffer, geborene Brown. Mütterlicherseits war er ein Enkel des PräraffaelitenmalersFord Madox Brown[1] und väterlicherseits des Verlegers Johann Hermann Hüffer aus Münster. Fords Neffe war der spätere britische Innenminister Frank Soskice. Fords eigentlicher Name ist Ford Hermann Hueffer (Hüffer), er nannte sich auch Ford Hueffer. Infolge der stark anti-deutschen Stimmung in England während des Ersten Weltkriegs und zu Ehren seines Großvaters änderte er 1919 jedoch offiziell seinen Namen.
Ford studierte in London und konvertierte 1892 zum katholischen Glauben. Um 1912 schloss er sich den Imagisten an. Von 1915 bis 1917 nahm er in der britischen Armee am Ersten Weltkrieg teil. 1916 erlitt Ford bei der Explosion einer Granate eine schwere Hirnerschütterung, bei der er für drei Wochen die Erinnerung verlor.[2]
Mit Joseph Conrad verband ihn eine tiefe Freundschaft. Fords Romance entstand in Zusammenarbeit mit Conrad.
Seit 1894 war Ford mit Elsie Hueffer, geborene Martindale, verheiratet. Der Ehe entstammten die Töchter Christina Hueffer (1897–1984) und Katharine Hueffer (1900–1978). Weil seine Ehefrau nicht in eine Scheidung einwilligte, als Ford darum ersuchte, blieb die Ehe nach britischem Recht bis zu seinem Tod bestehen. Das Ehepaar lebte aber fortan getrennt, und Ford ließ sich auf zahlreiche Liebesbeziehungen ein, u. a. mit Jean Rhys (1924), welche diese Erfahrung in ihrem Roman Quartet verarbeitete. Drei seiner außerehelichen Partnerschaften hielten jeweils viele Jahre lang: von etwa 1910 bis 1918 mit der britischen Schriftstellerin Violet Hunt, von 1919 bis 1928 mit der australischen Malerin Stella Bowen, mit der er eine Tochter hatte (Esther Julia Madox Ford, 1920–1985), und schließlich von 1930 bis zu seinem Tod mit der amerikanischen Malerin polnischer Herkunft Janice Biala (1903–2000).[2]
Im Alter von 65 Jahren starb Ford Madox Ford am 26. Juni 1939 im französischen Deauville.
Ford hatte als Verleger und Kritiker mehr Erfolg als mit seinem schriftstellerischen Werk. Sein 1915 erschienener Roman The Good Soldier (dt. Übersetzung 1962: Die allertraurigste Geschichte) stellt nach der Meinung vieler heutiger Kritiker jedoch eines der wichtigsten Werke der englischen Literatur der frühen Moderne dar, vor allem durch die eindrucksvolle Verwendung des Erzählertypus des unzuverlässigen Erzählers in der Figur des John Dowell. Eine der letzten Veröffentlichungen Fords war 1933 die Autobiographie It Was the Nightingale.
Romance. Novelle. Zusammen mit Joseph Conrad. Smith, Elder & Co., London 1903.
The Spirit of the People. An Analysis of the English Mind. Unter dem Autorennamen Ford Madox Hueffer veröffentlicht bei Alston Rivers, London 1907.
The Nature of a Crime. Zusammen mit Joseph Conrad verfasst 1909 und unter dem Autorennamen Ford Madox Hueffer veröffentlicht bei Duckworth, Page & Co., London 1924.
Deutsche Ausgabe: Die Natur eines Verbrechens. Aus dem Englischen übersetzt, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Michael Klein. Morio Verlag, Heidelberg 2024, ISBN 978-3-949749-10-0.
The Critical Attitude. Duckworth, Page & Co., London 1911.
Amerikanische Ausgabe: Collected Poems. Oxford University Press, New York 1936.
The Good Soldier. Unter dem Autorennamen Ford Madox Hueffer veröffentlicht bei John Lane, London 1915.
Aktuelle Ausgabe: The Good Soldier. A Tale of Passion. (= Oxford World's Classics). Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-953727-3.
Deutsche Ausgabe: Die allertraurigste Geschichte. Aus dem Englischen übertragen von Fritz Lorch und Helene Henze. Mit einem einführenden Brief des Autors an Stella Bowen, einem Nachwort von Mark Schorer und einem biografischen Beitrag von Kenneth Young. Walter, Olten und Freiburg im Breisgau 1962.
Parade’s End. Roman-Tetralogie.
Band 1: Some do not. Duckworth, London 1924.
Deutsche Ausgabe: Manche tun es nicht. Aus dem Englischen übersetzt von Joachim Utz. Eichborn, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-8218-0710-5.
Band 2: No more Paradies. Duckworth, London 1925.
Deutsche Ausgabe: Keine Paraden mehr. Aus dem Englischen übersetzt von Joachim Utz. Eichborn, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-8218-0711-3.
Band 3: A Man could stand up. Duckworth, London 1926.
Deutsche Ausgabe: Der Mann, der aufrecht blieb. Aus dem Englischen übersetzt von Joachim Utz. Eichborn, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-8218-0712-1.
Band 4: Last Post. Duckworth, London 1928.
Deutsche Ausgabe: Zapfenstreich. Aus dem Englischen übersetzt von Joachim Utz. Eichborn, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-8218-0713-3.
When the Wicked Man. Horace Liveright, New York 1931.
It Was the Nightingale. Schutzumschlag gestaltet von Janice Biala. William Heinemann, London 1934.
Vater und Sohn: Franz Hüffer und Ford Madox Ford (Hüffer). Anthologie. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Jörg W. Rademacher. Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-4652-0.[5]
Im Jahre 2012 wurde Parade’s End von der britischen Fernsehgesellschaft BBC in einer mehrteiligen Miniserie ausgestrahlt, die ab dem 24. August 2012 zu sehen war.[6] Das Drehbuch stammte von Tom Stoppard. Hauptdarsteller war Benedict Cumberbatch als Christopher Tietjens, ein Spross einer nordenglischen Landbesitzerfamilie holländischer Abstammung.
Julian Barnes: Am Fenster. Siebzehn Essays über Literatur und eine Short Story. Aus dem Englischen übersetzt von Gertraude Krueger, Thomas Bodmer, Alexander Brock und Peter Kleinhempel. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016, ISBN 978-3-462-04864-3.
Douglas Goldring: The Last Pre-Raphaelite. A Record of the Life and Writings of Ford Madox Ford. Macdonald & Co, London 1948.
Annemarie Schöne: Abriß der englischen Literaturgeschichte in Tabellen. Mit einem Überblick über die englischen Stilepochen von Wolfgang Schmidt-Hidding. Athenäum, Frankfurt am Main/Bonn 1965, S. 255.
Friedrich Wild: Die englische Literatur der Gegenwart seit 1870. Versdichtungen unter Ausschluss des Dramas (= Literatur der Gegenwart). Dioskuren Verlag, Leipzig 1931, S. 254–255.
↑ abFriedrich Wild: Die englische Literatur der Gegenwart seit 1870. Versdichtungen unter Ausschluss des Dramas (= Literatur der Gegenwart). Dioskuren Verlag, Leipzig 1931, S. 254–255.