Fanjeaux
Fanjaus
Fanjeaux (Frankreich)
Fanjeaux (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Okzitanien
Département (Nr.) Aude (11)
Arrondissement Carcassonne
Kanton La Piège au Razès
Gemeindeverband Piège Lauragais Malepère
Koordinaten 43° 11′ N, 2° 2′ OKoordinaten: 43° 11′ N, 2° 2′ O
Höhe 155–395 m
Fläche 25,49 km²
Einwohner 872 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 34 Einw./km²
Postleitzahl 11270
INSEE-Code

Fanjeaux – Kloster Prouille

Fanjeaux (okzitanisch: Fanjaus) ist eine südfranzösische Gemeinde mit 872 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Aude in der Region Okzitanien.

Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fanjeaux liegt auf einem Hügel im Südosten der Landschaft des Lauragais, etwa 82 Kilometer (Fahrtstrecke) in südöstlicher Richtung von Toulouse entfernt. Etwa 20 Kilometer nordwestlich liegt Castelnaudary. Bis nach Carcassonne sind es etwa 19 Kilometer in östlicher Richtung.

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 1968 1975 1982 1990 1999 2008 2016
Einwohner 776 748 778 775 770 776 831

Im Mittelalter war Fanjaux eine wichtige Stadt mit etwa 3000 Einwohnern. Am Vorabend der Französischen Revolution zählte der Ort immer noch ca. 2000 Einwohner.

Wirtschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie in den meisten Orten des Lauragais (auch Pays de la Cocagne = ‚Schlaraffenland‘ genannt) spielte der Anbau, die Weiterverarbeitung und der Handel von Färberwaid (pastel) im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben der wohlhabenden Stadt. Doch bereits im 18. Jahrhundert wurde der Anbau von pastel aufgegeben – es war durch den – aus der vorwiegend in den amerikanischen Kolonien angebauten Indigopflanze gewonnenen – neuen Farbstoff Indigo allmählich vom Markt verdrängt worden. Seitdem mussten sich die Bauern im Lauragais wieder von Getreide (Weizen, Mais, Sonnenblumen) und ein wenig Viehzucht (Schafe) ernähren.

Fanjeaux hat Anteil am Weinbaugebiet Malepère, welches Rot- und Roséweine mit geschützter Herkunftsbezeichnung (AOC) hervorbringt.

Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name der Gemeinde ist wahrscheinlich herzuleiten vom lateinischen Begriff Fanum Jovis, was auf Jupiter und somit auf antike Ursprünge verweist. Im 12. Jahrhundert befand sich an der Stelle der späteren Stadt eine befestigte Siedlung (castrum), deren Einwohner sich größtenteils zum Katharerglauben bekannten. Im Jahr 1193 unterhielt Guilhabert de Castres, der spätere Katharerbischof von Toulouse, hier ein offenes Haus für seine Glaubensbrüder.

Pedro Berruguete – Gottesurteil bzw. Feuerwunder von Fanjeaux (um 1490); im Hintergrund links stehen Dominikus (mit Heiligenschein) und ein Begleiter

Als Befürworter einer intellektuellen und spirituellen Auseinandersetzung mit dem Katharerglauben gründete der spanische Adlige Domingo de Guzman, der spätere Hl. Dominikus, der zusammen mit seinem Bischof Diego de Acebo im Süden Frankreichs unterwegs war, im Jahr 1206 ganz in der Nähe von Fanjaux bei Prouille sein erstes Kloster für bekehrte Katharerinnen, das im Jahre 1283 über 160 fromme Frauen beherbergte.

Fanjaux selbst gilt – einer in leicht abgewandelten Fassungen überlieferten Legende zufolge – als Ort eines Wunders bzw. eines Gottesurteils: Dominikus sollte auf Bitten der anwesenden Katharer seine Argumente gegen deren Glauben auf ein Blatt Papier schreiben; dieses übergab er den katharischen Anwesenden, die mit ihm diskutiert hatten. Man warf es ins Feuer mit den Worten: ‚Wenn deine Argumente richtig sind, wird der Zettel nicht verbrennen‘ – er verbrannte nicht…. Daraufhin schrieben sie ihre Argumente für den Katharerglauben ebenso auf ein Blatt Papier und warfen es in dasselbe Feuer – zweimal blieb es unversehrt; beim dritten Mal flog es hoch in die Luft und setzte einen hölzernen Balken des Dachgestühls in Brand…. Ob die Legende noch zu Lebzeiten von Dominikus entstand, ist unbekannt. Jedenfalls betrachtete man sie als unheilvolles Zeichen für die alles in Brand setzende und zerstörerische Kraft des Katharerglaubens bzw. von sektiererischen Glaubenslehren im Allgemeinen. Dominikus hielt sich noch mehrmals kurz in Fanjeaux auf, wo dann im 14. Jahrhundert auch ein Mönchskloster gegründet wurde.

Während des Albigenserkreuzzugs (1209–1229) war Fanjeaux zeitweise (1209–1214) Hauptquartier Simon de Montforts, des Anführers des Kreuzritterheeres. Im Hundertjährigen Krieg (1347–1463) wurde der Ort von den Truppen des ‚Schwarzen Prinzen‘ Edward of Woodstock zerstört (1355). Nach dem Wiederaufbau erlebte er seine Blütezeit im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit durch den Anbau von Färberwaid (pastel). Die Stadt schützte ihren Wohlstand durch eine Stadtbefestigung (remparts) mit 14 Türmen und einem vorgelagerten Graben. Vier der 14 Türme waren im Jahr 1821 noch vorhanden.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Fanjeaux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien