Zsolt Visy (2013)

Zsolt Visy (* 23. Mai 1944 in Szeged, Komitat Csongrád, Ungarn) ist ein ungarischer Provinzialrömischer Archäologe. Er war 1998 bis 2000 stellvertretender Staatssekretär im Ministerium für Nationales Kulturerbe, Budapest.

Leben

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Visy besuchte das Radnóti-Miklós-Gymnasium in seiner Geburtsstadt Szeged und begann sein Studium 1962 an der Philosophischen Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität (ELTE) in Budapest. 1967 absolvierte Visy dort sein Diplom im Fachbereich Archäologie–Latein und promovierte 1977 mit einer Abhandlung zu den Donauprovinzen während der Ära Domitians (Universitätsdoktorat). 1995 wurde er nach seiner Dissertation über typologische und historische Studien zum römischen Kutschwesen Kandidat der historischen Studien (történelemtudomány kandidátusa). Mit seiner anschließenden Arbeit über den pannonischen Limes in Ungarn erhielt er 1998 seine Habilitierung an der ELTE und 2002 die Promotion als Historiker der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA).

Visy arbeitete von 1967 bis 1983 als leitender Museumswissenschaftler des Intercisa-Museums in Dunaújváros und ist seit 1984 an der Universität Pécs beschäftigt, zunächst als Hochschullehrer (Assistenzprofessor) und von 1995 bis 1998 als Assoziierter Professor, zwischen 1996 und 1998 war er auch Dekan seiner Universität. Von 1998 bis 2000 bekleidete er als stellvertretender Staatssekretär im ungarischen Ministerium für Nationales Kulturerbe ein politisches Amt. In dieser Zeit war er an den komplexen Verhandlungen zur Aussöhnung und Einrichtung des österreichischen Versöhnungsfonds beteiligt. Dieser Fonds unterstützt unter anderem die während der NS-Diktatur nach Österreich verschleppten ungarischen Zwangsarbeiter.[1] 2003 kehrte Visy an die Universität Pécs zurück und wirkt dort seither am Lehrstuhl für Alte Geschichte und Archäologie als Leiter des archäologischen Seminars. 2008 richtete er an der Universität Pécs das Aufbaustudium eines Kulturerbe-Verwalters ein.

Zsolt Visy gilt als einer der international renommiertesten Kenner auf dem Bereich der pannonischen Limeserforschung. Daneben hat er sich unter anderem auf die Gebiete der römischen Badekultur, der Romanisierung, der Daker, der Luftbildarchäologie und des Denkmalschutzes konzentriert.

Mitgliedschaften

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Er ist unter anderem seit 1963 Mitglied der Ungarischen Gesellschaft für Archäologie und Kunstgeschichte (Magyar Régészeti és Művészettörténeti Társaság), Mitglied im Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande,[2] Vorsitzender des ungarischen Welterbekomitees (1998–2000), korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (seit 2002), ordentliches Mitglied der Society of Antiquaries of London (seit 2006), Gründungsmitglied und Präsident der Ungarischen Limeskommission (seit 2008), Mitglied im Verein zur Förderung der Christliche Archäologie Österreichs, Vizepräsident im Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) sowie Präsident im Sachverständigenausschuss für Kultur der Ungarischen UNESCO-Kommission (seit 2012). In der Ungarischen Gesellschaft für Altertumskunde (Ókortudományi Társaság) wurde er 1963 Mitglied, war dort von 1997 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender und von 2003 bis 2006 Generalsekretär. Visy ist korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI).

Ausgrabungen (Auswahl)

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Visy war auch an nationalen und internationalen Ausgrabungen beteiligt.

Auszeichnungen

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Im Jahr 2011 erhielt Visy die Ernennung zum Offizier des Ungarischen Verdienstordens.

Schriften (Auswahl)

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Ein vollständiges Schriftenverzeichnis findet sich in Zsolt Visy: Morsa Archaeologica et Historica. Selected Papers / Tanulmánykötet. Rippl-Rónai Múzeum/GeniaNet, Kaposvár/Pécs 2022, ISBN 978-615-568705-1, S. 293–304.

Monographien

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Aufsätze

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Anmerkungen

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  1. Martin Eichtinger: Der Versöhnungsfond. Österreichs Leistungen an ehemalige Sklaven- und Zwangsarbeiter des NS-Regimes. In: Österreichisches Jahrbuch für Politik Jg. 2000, ISBN 3-486-56590-7, S. 235.
  2. Gerhard Dobesch: Ausgewählte Schriften, Band 1. Griechen und Römer. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 2001, ISBN 3-412-12899-6. Anhang: Tabula subscriptorum S. IX.
Personendaten
NAME Visy, Zsolt
KURZBESCHREIBUNG ungarischer provinzialrömischer Archäologe
GEBURTSDATUM 23. Mai 1944
GEBURTSORT Szeged