Wistinghausen ist der Name eines deutsch-baltischen Adelsgeschlechts. Diese alte Ratsfamilie, die erstmals um 1640 beurkundet wurde und in Reval ansässig war, wurde aufgrund der Erhebung in den russischen Dienstadel 1845 und 1830 in die estländische Adelsmatrikel aufgenommen. Eheallianzen mit den 1568 von Kaiser Maximilian II.[1] in den römisch-deutschen Reichsadelsstand erhobenen pommerschen Buchau/Buchow,[2] denen schon 1382 das Gut Waschow bei Lassan gehörte,[3] die Patrizier zu Stralsund und späterhin auch Ratsherren zu Reval waren, im Jahre 1700 und schließlich 1764 mit der Erbtochter, gipfelten in der Übernahme des Buchow’schen Wappens, das mit dem eigenen Wappen verschmolzen wurde.[4]
Jost Wistinghausen (* 1589 in Lübeck; † 1647, beigesetzt in Reval) wird als der Stammvater des deutsch-baltischen Familienzweiges angeführt. Die Heimat der Adelsfamilie ist das Gut Westinghausen in Oerlinghausen in der Nähe von Detmold, das aus einem Freimeierhof entstanden war. Dessen Sohn Daniel Wistinghausen war bereits vor seinem Vater nach Estland eingewandert und ab 1636 Mitglied der estnischen Schwarzhäupter. 1812 wurde das erste Familienmitglied in den russischen Dienstadel erhoben und in die Geschlechtsregister des Sankt Petersburger Gouvernements eingetragen. 1854 wurde der Staatsrat Eduard von Wistinghausen, Herr auf Schloss Leal in die Estländische Ritterschaft aufgenommen, ihm folgte 1860 der Wirkliche Staatsrat und Kammerherr Karl von Wistinghausen.[5] Zu den Familienbesitzungen gehörten in Estland 1785–1860 Wittenpöwel, 1815–1860 Schloss Leal und Sippa, sowie in Livland Somel und Wastemois.
Jost Wistinghausen (Stammvater) (* 1589 in Lübeck; † 1647, beigesetzt in Reval) ⚭ Anna von Lengerke
Der Wappenschild ist Gold und Blau gespalten. Vorn auf grünem Rasen steht ein halbes rotes Haus am Spalt, auf dessen Dach ein schwarzer Drache sitzt. Hinten ein dreifach von Rot und Silber geschachter Balken auf blauem Grund, darüber und darunter je ein ausgebrochener roter Stufengiebel. Die Helmzier zeigt einen schwarzen Flug, belegt mit je einem abgeledigten dreifach von Rot und Silber geschachteten Balken. Helmdecke ist blau-golden und rot-golden.[7][8]
Bis auf das Haus (als redendes Wappenbild für -hausen im Familiennamen) stellt dieses Wappen, vorn mit dem Drachen im goldenen Feld, und hinten den Schachbalken, begleitet von den Stufengiebeln, im blauen Feld, sowie der Helmzier, genau das gleiche Wappen dar, wie es von Kaiser Maximilian II. dem Heinrich Buchow, der ein Vorfahre des Stralsunder Bürgermeisters Heinrich Buchow († 1628) war, im Adelsbrief 1568 bestätigt wurde.[9] Die Buchow/Buchau’sche Erbtochter hatte dann ihr Stammwappen mit dem der Wistinghausen (rotes Haus) verbunden.
Das frühere Rittergut wurde gemeinsam mit der Burg im Mittelalter für den Orden und des Bistums Saare-Lääne/Oesel Wick erbaut. Das Schloss war zwischen 1242 und 1251 der Wohnsitz des Bischofs.[10] Später gehörte es den Adelsfamilien Tott, von Stackelberg, von Wistinghausen und von Buxhoeveden. Im erhaltenen Herrenhaus befindet sich das örtliche Museum.[11] Das Gut Sippa war das Beigut von Schloss Leal.
Das um 1630 gegründete Rittergut Wittenpöwel (Viti) gehörte eine Zeitlang den Revaler Rats- bzw. Adelsfamilien Buchau, Wistinghausen[4] und Stackelberg. Im heutigen, zweistöckigen, Hauptgebäude ist ein Kinderheim errichtet.[12]