Werner Twardy (* 28. Dezember 1926 in Oberhausen; † 16. Januar 1977 in Kleineichen bei Köln) war ein deutscher Komponist, Arrangeur, Pianist, Organist, Dirigent und Musikproduzent. Er trat auch unter den Pseudonymen Daddy Monrou, T. W. Ardy und Dicky Gray[1] in Erscheinung.

Leben und Werk

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Twardy studierte an der Folkwangschule in Essen Harmonie- und Kompositionslehre[2] und wirkte zunächst als Jazz-Pianist, vor allem in amerikanischen Offizierscasinos. Er war Mitglied einer kleineren Formation des Trompeters Charly Tabor, der auch die Saxophonisten Delle Haensch, Max Greger und Paul Martin sowie der Schlagzeuger Teddy Paris angehörten.[3] Ferner wirkte er zusammen mit den Trompetern Fred Bunge und Hanne Wilfert, dem Posaunisten Otto Bredl und den Saxophonisten Paul Biste und Bubi Aderhold in der Band von Joe Wick.[4] Seit 1950 gehörte er zu einer der kleineren Formationen von Fred Bunge.[5] Mit dieser Formation, der Fred Bunge And His Dixieland Band, kam es 1951 auch zu einer Plattenaufnahme (Blues Improvisation/Shine, Astra Schall AW 4000).[6] Nach einem kurzen Engagement bei Fred Spannuth führte ihn 1950 ein Rundfunkengagement nach Hamburg, wo er bis 1952 am NDR u. a. mit Bert Kaempfert und dem Orchesterleiter und Sänger Hans Köpke arbeitete und nebenbei an der Heinrich Schenker-Akademie bei Felix-Eberhard von Cube studierte.[7] Ende 1952 erhielt Twardy dann ein Engagement als Pianist im Orchester von Kurt Edelhagen beim SWF in Baden-Baden. Er war hier Nachfolger von Heinz Kiessling, wurde aber bereits 1953 von Werner Drexler abgelöst. Im Rahmen des Engagements bei Kurt Edelhagen kam es am 24. April und am 22. Juni 1953 auch zu Plattenaufnahmen, bei denen Twardy als Solist fungierte (An American in Paris/Summertime, Brunswick 82755 und Hawaiian War Chant/Tenderly, Brunswick 82768).[8] Twardy schrieb zahlreiche Arrangements für Edelhagens Band und war zwischen 1952 und 1955 außerdem als Pianist Mitglied der Jazz-Combo Edelhagen All Stars, die modernen Jazz spielte und Arrangeur für andere Formationen, u. a. für Adalbert Luczkowski, Franz Thon und Alfred Hause.[9] Ab 1953 bis einschließlich 1960 war er Mitglied des Kleinen Tanz- und Unterhaltungsorchesters des WDR.[10] 1954 tourte er als Pianist mit dem Helmut Weglinski-Sextett.[11] 1956 nahm er als Pianist der Mister Martins Band an den Aufnahmen zum Soundtrack des Films Die Halbstarken (Musik: Martin Böttcher) teil und spielte dort neben Größen wie Horst Fischer, Fatty George, Ernst Mosch, Werner Baumgart, Gerald Weinkopf, Cornelis op den Zieken, Bill Grah, Siegfried Enderlein, Rolf Ahrens und Hans Last.[12] 1957 schloss sich Twardy dem Wechsel Edelhagens zum WDR nach Köln an, wo er noch gelegentlich für das Edelhagen-Orchester als Arrangeur tätig war. Wechselnde Engagements zwischen dem WDR und dem NDR führten dazu, dass er mehrere Jahre zwischen Hamburg und Köln pendelte. So nahm er u. a. 1958 als Pianist am ersten Konzert des von Hans Gertberg initiierten NDR Jazzworkshops teil, der die seit 1952 bestehende Studio-Jazzkonzert-Reihe des NDR weiterführte. Hier spielte Twardy mit namhaften Jazzgrößen seiner Zeit, wie Fred Christmann, Albert Mangelsdorff, Glen Buschmann, Attila Zoller, Hans Last, Peter Trunk und Karl Sanner[13]. Um 1960 war Twardy am NDR Mitbegründer, Arrangeur und Pianist des Willi Surmann Saxtetts, dem auch Hans Last und Rolf Ahrens angehörten.[14] Laut Tom Lord war Twardy im Bereich der Jazzmusik zwischen 1951 und 1960 insgesamt an fünf Einspielungen als Pianist beteiligt, gleichwohl sich deutlich mehr Aufnahmen belegen lassen.[15] Seit Ende der 1950er-Jahre leitete Twardy auch sein eigenes Studio- und Begleitorchester, mit dem er zahlreiche Titel, u. a. für die Plattenlabels Heliodor, Polydor, Vogue und Electrola aufnahm und Arrangements, u. a. für Peter Alexander und Bill Ramsey, schrieb. Mit seiner Einspielung des von Stan Jones komponierten Titels Geisterreiter (Riders in the Sky/Columbia) erreichte er am 6. Mai 1961 mit seinem Orchester Platz 21 der deutschen Singlecharts.[16]

In Köln wurde er Ende 1958 für den Produzenten Kurt Feltz tätig, für dessen Produktion er auch erstmals als Komponist in Erscheinung trat, u. a. mit Titeln für Margot Eskens und Margrit Imlau. Ab 1961 war er fast ausnahmslos für den Produzenten und Orchesterleiter Hans Bertram tätig, für dessen erfolgreiche Musikproduktion er als Komponist, Arrangeur, Dirigent und Organist arbeitete. Fortan konzentrierte sich Twardy vor allem auf die Kompositionstätigkeit. Er schuf zahlreiche Titel, oft in Zusammenarbeit mit der Textdichterin Lilibert, hinter deren Pseudonym sich Elisabeth Bertram verbarg, die Ehefrau von Hans Bertram. Erste respektable Erfolge und Chartplatzierungen gelangen ihm mit Kompositionen für Will Brandes, Trude Herr und das Medium-Terzett. Er war der kreative Kopf hinter der populären Babysitter-Welle, die mit der deutschen Einspielung des Babysitter-Boogie von Ralf Bendix begann, der 1961 unter der Federführung von Hans Bertram im Kölner Electrola-Studio aufgenommen wurde. Twardys geschicktes Arrangement des US-amerikanischen Titels von Buzz Clifford, bei dem Bertrams Tochter Elisabeth als „kleine Elisabeth“ den Babypart übernahm, begründete nicht nur eine Serie ähnlich gestalteter Titel, sondern wurde ein weltweiter Millionenerfolg.[17] Im Fahrwasser dieses Erfolges gelangen Twardy in den Folgejahren zwei weitere respektable Erfolge. Mit Will Brandes und der kleinen Elisabeth folgten auf den Boogie noch ein Baby-Twist (1962) und ein Baby-Babbel-Bossa-Nova (1963), die mit dem bereits erprobten Background (Produzent Bertram, Texterin Lilibert und der nicht mehr ganz so kleinen Elisabeth) zu Verkaufsschlagern wurden. Der mit Abstand größte Erfolg seiner Karriere gelang Twardy aber mit seinen Kompositionen für Roy Black und Chris Roberts, für die er gleich mehrere Hits schrieb und deren charakteristischen Stil er prägte. Mit Titeln wie „Schön ist es auf der Welt zu sein“ (Roy Black und Anita), „Dein schönstes Geschenk“ (Roy Black) und „Ich bin verliebt in die Liebe“ (Chris Roberts) feierte er seine größten Erfolge als Komponist für die „Hitfabrik Bertram“. Twardy war zeitlebens der Mann im Hintergrund. So begleitete er z. B. Roy Black bis 1973 auf all seinen Tourneen als Pianist und Orchesterleiter, so z. B. auch im Jahr 1971 gemeinsam mit dem Jochen Brauer-Sextett auf einer Mittelmeerkreuzfahrt auf dem Neckermann-Schiff.[18] Zwischen 1969 und 1972 war Twardy auch für die Musik zu einigen Filmen verantwortlich, in denen die populären Schlagersänger mitwirkten. Für das Plattenlabel Polydor produzierte Bertram neben Schlagersingles auch eine ganze Reihe Langspielplatten im Big-Band- und Easy-Listening-Sound (allen voran die Instrumentalreihe In Gold, z. B. Hammond in Gold, Klarinette in Gold, Trompete in Gold, Piano in Gold, Posaune in Gold), für die Twardy zahlreiche Arrangements beisteuerte und unter dem Pseudonym T. W. Ardy Hammond-Orgel spielte. In dieser Zeit arbeitete er mit namhaften Instrumentalisten wie Henry Arland, Horst Fischer, Marek & Vacek, Fritz Schulz-Reichel, Heinz Schachtner, Leif Uvemark, Otto Bredl oder Jiggs Whigham und spielte unter dem Pseudonym Dicky Gray zwei Instrumental-Singles ein.[9] Auch schrieb er zahlreiche Arrangements für den Günter Kallmann Chor, die Fischer-Chöre und das Medium-Terzett.

Nach der Trennung von Erfolgsproduzent Bertram im Jahr 1973[19] war Twardy, der aufgrund seines „schneeweißen Cäsarenkopfs“[20] und seiner Statur „Weißer Riese“ genannt wurde – ein Markenzeichen, das Roy Black ihm gab[21] – nur noch selten für die Polydor tätig. Ein Allrounder blieb er aber dennoch. Neben Schlagerkompositionen für Paola, Manuela, Roberto Blanco, Bert Beel, Lars Berghagen und weniger bekannte Interpreten wie Maren, Hans-Gerd Fischer, Manuel Beck, Mario Aita und Frank Marwin erschienen auch noch Instrumentalkopplungen mit seinem Orchester und einer kleineren Formation, der unter anderem Werner Dies, Karl-Heinz Kästel, Jean Warland, Ferdy Klein und Ronnie Stephenson[22] angehörten, auf anderen Labels.[23] Das titelgebende Seasons in White seiner Langspielplatte aus dem Jahr 1975 fand in der 14. Folge der Krimiserie Derrick (Der Tag nach dem Mord) Verwendung. In dieser Zeit trat er auch mehrmals selbst als Musikproduzent in Erscheinung und war in der Nachwuchsförderung aktiv.[24] Mit seinem von Maggie Mae interpretierten Titel Applaus für ein total verrücktes Haus erzielte er 1976 den dritten Platz beim deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest. Zuletzt war er als musikalischer Leiter für die ZDF-Sendungen Musik ist Trumpf mit Peter Frankenfeld und Spiel mir eine alte Melodie mit Lou van Burg tätig.[25] Seinen letzten Fernsehauftritt hatte Twardy als Orchesterleiter der Sendung Musik ist Trumpf am 27. November 1976 in Berlin.

Twardy verstarb im Alter von nur 50 Jahren an Leberversagen.[26]

Auszeichnungen

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Diskografie (Auswahl)

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Kompositionen für Roy Black

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Kompositionen für Chris Roberts

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Kompositionen für andere Künstler

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Kompositionen für das Orchester Werner Twardy

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Singles

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LPs

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CDs

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Filmografie

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Lexikalische Einträge

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Einzelnachweise

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  1. Pseudonym belegt in Günther, M. und Lotz, G.: Ein Name wie Musik. Die Polydor-Singles Deutschland 1953–1970. Bear Family Records 2001
  2. Klappentext der LP The Entertainer. 28 Hits in der Tanzbar, RCA International
  3. Vgl. O. Blackstone. Playback, Bände 2-3, 1949, S. 91
  4. Vgl. Tom Wohlert, Musiker Macher Machos Mafiosi: Vom Amateurmusiker in die Kölner Studio-Szene 2010, S. 86; Twardys Mitgliedschaft in der Band von Joe Wick ist ferner belegt durch die Kurzbiografie auf der EMI/Papagayo-LP „Werner Twardy – Zwanzig Erfolge“ (1987), die in Kooperation mit den beiden Musikverlagen entstand, bei denen Twardy unter Vertrag stand (Gerig Musikverlag/ UFA-Musik- und Bühnenverlage)
  5. Horst H. Lange: Jazz in Deutschland. Die deutsche Jazz-Chronik 1900–1960. Berlin: Colloquium Verl. 1966, S. 141.
  6. Erik Raben: Jazz Records: 1942-80: a discography. Band 3, Kopenhagen o. J., S. 215
  7. Klappentext der Papagayo/EMI-LP „Werner Twardy – Zwanzig Erfolge“; belegt auch in dem Beitrag von Lutz Kuessner „Werner Twardy – der <<weiße Riese>>“. In: et cetera. Verlagszeitschrift der UFA Musik- und Bühnenverlage, Nr. 20/1988
  8. Michel Ruppli: The Decca Labels. A Discography. Volume 5. Country Recordings, Classical Recordings & Reissues. Westport 1996: Greenwood Press, S. 834
  9. a b Matthias Künnecke (unter Mitarbeit von Suitbert Kempkes und Christopher Klaese): Begleittext der CD The Fantastic Sound of Werner Twardy. Universal Music Group. 2010.
  10. Vgl. Jürgen Wölfer: Jazz in Deutschland – Das Lexikon. Alle Musiker und Plattenfirmen von 1920 bis heute. Höfen 2008, S. 340
  11. Klappentext der Papagayo/EMI-LP „Werner Twardy – Zwanzig Erfolge“
  12. Vgl. Label der Columbia EP SEGW 21-7819: Filmmusik Die Halbstarken: Originalmusik aus dem gleichnamigen Interwest Union Film
  13. Vgl. http://www.plosin.com/milesahead/Tapes.aspx?s=19580221 sowie http://jazzrealities.blogspot.de/2015/12/ndr-jazz-workshops-start-of-listing-i.html
  14. Klappentext der Papagayo/EMI-LP „Werner Twardy – Zwanzig Erfolge“; Formation auch belegt in Wolfram Knauer: Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung 8. Improvisieren. 2004, S. 155
  15. Tom Lord Jazz Discography
  16. Hit Bilanz. Deutsche Chart Singles 1956–1980. Hamburg 1990: Taurus Press, S. 208
  17. Babysitter-Boogie – der große Erfolg für Ralf Bendix. Abgerufen am 24. April 2014.
  18. Klappentext der Polydor-LP Weisser Riese in Pop
  19. Billboard Newspaper, 16. Juni 1973
  20. Vgl. Vollberg, A.: Von Trizonesien zur Starlight-Ära: Unterhaltungsmusik in Nordrhein-Westfalen. Agenda Verlag 2003, S. 157
  21. Klappentext der Papagayo/EMI-LP „Werner Twardy – Zwanzig Erfolge“
  22. Klappentext der RCA-International-LP „The Entertainer. Werner Twardy und seine Rhythmusgruppe“
  23. BASF, RCA International, UFA
  24. Er produzierte u. a. für Manuela die Langspielplatte Ich war noch nie so glücklich, BASF 202118430 (1973), für Maren die Titel Mein Schatz, dein Platz ist neben mir, ARIOLA 13048 T (1973) und Adriano, BASF 06121032 (1974), für Hans-Gerd Fischer den Titel Julia, CBS 2945 (1975), für Tobby Mahler den Titel Mit Pauken und Trompeten, CBS 1823 (1973), für Mario Aita die Titel Mony, CBS 2763 (1974) und Ein guter Stern, CBS 2273 (1974), für Bert Beel den Titel Du bist meine große Liebe, BASF 06 12054-0 (1974), für Frank Marwin den Titel In den Sternen stehts geschrieben, BASF 05 11878-3 (1973), für Roberto Blanco den Titel Manolitos Meisterstück, CBS 3316 (1975), für Ray Miller den Titel Hoch die Tassen, CBS 2944 (1975) und gemeinsam mit Horst Hornung für Maggie Mae den Titel Applaus für ein total verrücktes Haus, EMI 16755 AT (1976)
  25. Klappentext der LP Pop Instrumental Vol. 1 – Orchester Werner Twardy. UFA 305 Promo. 1976; Credits auf der Doppel-LP Sing mir eine alte Melodie. Orig.-Aufn. aus d. gleichn. ZDF-Sendung mit Lou van Burg. EMI Electrola 1C 134-32 048 / 49. 1977
  26. Vgl. J. Glassman: The Year in Music. Columbia House 1977, S. 296
  27. Billboard Newspaper, 3. Oktober 1970, S. 62, Auskunft des Saarländischen Rundfunks
Personendaten
NAME Twardy, Werner
ALTERNATIVNAMEN Daddy Monrou (Pseudonym); T. W. Ardy (Pseudonym); Dicky Gray (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist und Dirigent
GEBURTSDATUM 28. Dezember 1926
GEBURTSORT Oberhausen
STERBEDATUM 16. Januar 1977
STERBEORT Kleineichen