Die Vita Burchardi (Das Leben Burchards) ist eine Biografie über Burchard, Bischof von Worms († 1025), die kurz nach seinem Tod verfasst wurde.[1]

Autor

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Der Autor – wohl ein Schüler Burchards – ist, entsprechend den mittelalterlichen Gepflogenheiten, anonym geblieben.[2] Er war ein Wormser Kanoniker[3] und vermutlich Ebbo († nach 1044), Domkanoniker und Scholaster der Domschule in Worms, später Kustos des Domkapitels.[4] Er soll identisch mit Bischof Eberhard I. von Konstanz sein.[5]

Werk

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Die Lebensbeschreibung des Bischofs ist in Latein verfasst und bald nach dem Tod des Bischofs am 20. August 1025, aber noch vor 1027 niedergeschrieben.[6] Sie umfasst 724 Textzeilen.[7] Die Vita stützt sich teilweise auf die Schrift De diversitate temporum libri II des Alpert von Metz, die dieser Bischof Burchard gewidmet hatte.[8] Die Vita Burchardi wiederum ist Bischof Walter von Speyer, einem Freund Burchards gewidmet.[9]

Überlieferungsgeschichte

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Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts gab es von dem Text noch je eine Handschrift, eine im Domstift und eine im Paulusstift in Worms.[10]

Überliefert ist der Text durch seinen Erstdruck von 1548[11] und durch umfangreiche Aufnahme des Textes in der um 1500 entstandenen Kirschgartener Chronik des Johannes Heydekyn von Sonsbeck.[12] Weiter soll es den Text in einem Kodex im Bestand der Bibliotheca Palatina, der in die Vatikanische Bibliothek gelangte,[Anm. 1] gegeben haben, ein Kodex, der allerdings vermisst wird.[13]

Inhalt

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Der Text stellt das segensreiche Wirken Burchards für die Kanoniker in Worms in den Mittelpunkt.[14] Ein besonderes Anliegen war es Burchard nach Darstellung des Autors, die Verdienste des Lebens als Kanoniker auch gegenüber denen des höher bewerteten Lebens als Mönch hervorzuheben, nachdem der Wormser Dompropst zusammen mit anderen Kanonikern in ein Kloster übergetreten war.[15]

Die bei der Wiedergabe des Textes heute üblichen Zwischenüberschriften waren im Original wohl nicht vorhanden.[16] Der Text gliedert sich in eine Einleitung, drei Einschübe, die Burchards Tugenden hervorheben, und mehrere weitere Einschübe, wie Burchards Predigt über die Aufgaben der verschiedenen Stände im Rahmen der Kirche und eine Diskussion theologischer Fragen, die er mit einem Schüler führte. Der Text schließt mit einer Anrufung gegen die Feinde und Neider Burchards. Im Übrigen berichtet die Vita Burchardi über das Leben des Bischofs mehr oder weniger in zeitlicher Abfolge, unter anderem über[17]

Etwa die Hälfte des Textes ist in direkter Rede verfasst, Worte die der Bischof an seine Zuhörer richtete, meistens Kanoniker.[18]

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Literatur

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Ausgaben

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Nach Erscheinungsjahr geordnet

Sekundärliteratur

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Nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

Anmerkungen

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  1. Signatur: Pal. lat. 851.

Einzelnachweise

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  1. Börschinger, S. 8.
  2. Börschinger, S. 8.
  3. Coué: Acht Bischofsviten, S. 353.
  4. Haarländer: Die Vita Burchardi, S. 130; Haarländer: Vitae Episcoporum, S. 499; Coué: Hagiographie, S. 38; Kerner.
  5. Hans-Walter Klewitz: Königtum, Hofkapelle und Domkapitel im 10. und 11. Jahrhundert. In: Wilhelm Gschwend (Hg.): Aus Forschung und Unterricht. Wissenschaftliche Zeitschrift auf nationalsozialistischer Grundlage 16 (1939), S. 102–156 (132f.); Coué: Hagiographie, S. 38; Coué: Acht Bischofsviten, S. 356.
  6. Haarländer: Vitae Episcoporum, S. 500.
  7. Haarländer: Die Vita Burchardi, S. 131–133.
  8. Vita Burchardi / Bayerische Akademie der Wissenschaften (Weblinks).
  9. Coué: Hagiographie, S. 26.
  10. Haarländer: Die Vita Burchardi, S. 129, Anm. 2.
  11. Vgl.: Burchardi Wormaciensis ecclesiae eoiscopi: Decretorum Libri XX; Fransen / Kölzer: Burchard von Worms.
  12. Kerner.
  13. Ebbo custos fl. 1016–1068. Auf: Mirabile – Archivio digitale della cultura medievale / Digital Archives for Medieval Culture; abgerufen am 10. Dezember 2023.
  14. Coué: Hagiographie, S. 27f.
  15. Coué: Hagiographie, S. 34.
  16. Vgl.: Burchardi Wormaciensis ecclesiae eoiscopi: Decretorum Libri XX; Fransen / Kölzer: Burchard von Worms.
  17. Börschinger: Das Leben Burchards.
  18. Coué: Hagiographie, S. 32.