Und Pippa tanzt! ist ein Märchendrama[1] in vier Akten von Gerhart Hauptmann, das im Herbst 1905 entstand und am 19. Januar 1906 im Berliner Lessingtheater uraufgeführt[A 1] wurde.

Vier Männer begehren – jeder auf seine Art – die apollinische Pippa, eine überaus zarte Kristallglaspuppe, deren Tanz an Schmetterling, Vogel und Funke erinnert. Pippa mit dem herrlich tizianblondem Haar zerbricht an dem dionysischen Waldschrat Huhn.

Gerhart Hauptmann auf einem Gemälde von Lovis Corinth anno 1900

Überblick

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Gerhart Hauptmann erläutert, „das Märchen spielt im schlesischen Gebirge zur Zeit des Hochwinters“.[2] Der Autor startet einen „dichterischen Befreiungsversuch“;[3] spaltet sich in vier Instanzen auf, die sich allesamt von der Kindfrau Pippa, der Tochter des Glastechnikers Tagliazoni aus Murano, bezaubern lassen. Die vier Herren können als zwei Gegensatzpaare begriffen werden. Da stehen zum einen der Glashüttendirektor für den Logos und Michael Lebrecht Hellriegel, Michel genannt, für die Phantasie des romantisch-deutschen Jünglings.[4] Zum anderen repräsentieren der uralte weise Wann in dem Mythendrama[5] den überlegenen Geist und Huhn das Ekstatische.[6]

Pippas Tod gegen Ende des Stücks wird erklärlich, wenn ein Ausspruch des Glashüttendirektors für bare Münze genommen wird. Als Pippa erstmals im Märchen auftritt, sagt er zu ihr: „Du stammst ja doch eigentlich aus dem Glasofen: mir hat das nämlich gestern geträumt.“[7] Die gläserne Kunstfigur stirbt dann so: Pippa, die tanzen muss, weil sie sonst stirbt, wird vom ehemaligen Glasbläser Huhn zum Tanz aufgefordert. Und „er zerdrückt das Trinkglas; … die Scherben klirren. Pippa durchzuckt es, und eine plötzliche Starre befällt sie … Sie wankt, und Wann fängt sie mit den Armen auf. Sie ist tot.“[8] Huhn stirbt gleich mit.

Inhalt

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Weit und breit ist nichts als Schnee, Fichten und bittere Kälte. Drinnen in der geheizten Schenke des alten Wende im Rotwassergrund, einer böhmisch-deutschen Kaschemme, umtanzt Pippa – zum Vergnügen der Gäste – den alten wahnsinnigen Huhn. Der täppische Greis kann das flatterhafte Wesen nicht fangen.

Pippas Vater wird vom Direktor in der Glashütte dringend gebraucht. Der Glasmacher betrügt aber im Wirtshaus beim Kartenspiel und wird dafür von schlesischen Glasarbeitern umgebracht. Der alte Huhn, dieser raue Naturbursche, verschleppt Pippa in seine einsame, verwahrloste Hütte, aber Michel Hellriegel, Sohn einer Obstfrau, der sich einen fahrenden Künstler[A 2] nennt, naht, befreit das schöne Kind und führt es in das komfortable „mitteldeutsche Observatorium“[9] des mindestens 90-jährigen Wann, auf tausend Meter Höhe über dem Meeresspiegel. Huhn wird vom weisen Wann im Zweikampf besiegt. Als Pippa während ihres letzten Tanzes vom alten Huhn mit in den Tod gerissen wird, erblindet Michel Hellriegel und kann die geplante Italienreise zusammen mit der Geliebten nur in Gedanken antreten.

Uraufführung

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Bei der Uraufführung spielte die sechzehnjährige Ida Orloff in der Titelrolle, Rudolf Rittner den entlassenen Glasbläser Huhn, Willy Grunwald den Handwerksburschen Michel Hellriegel und Oscar Sauer war als milde,[10] mythische Persönlichkeit Wann zu sehen.

Selbstzeugnisse

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Weitere Premieren

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Adaptionen

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Bühnenmusik

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Oper

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Hörspiel

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Fernsehen

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Illustrationen zu Buchausgaben

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Rezeption

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Literatur

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Buchausgaben

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Erstausgabe:
Verwendete Ausgabe:

Sekundärliteratur

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Anmerkungen

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  1. Unter den Zuschauern der Generalprobe saßen Hofmannsthal und Wedekind (Sprengel anno 2012, S. 377, 5. Z.v.u.).
  2. Michel Hellriegel kann mittels gewisser Utensilien zaubern. Da sind ein Tischlein-deck-dich, ein Zwirnsknäuel, der, ausgerollt, den Weg weist, ein Elixier gegen Riesen und Zauberkonkurrenz sowie ein Zahnstocher als Schwert brauchbar (Verwendete Ausgabe, S, 125 unten).

Einzelnachweise

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  1. Leppmann, S. 246, 8. Z.v.u.
  2. Verwendete Ausgabe, S. 96 unten
  3. Sprengel anno 1984, S. 176, 4. Z.v.o.
  4. Sprengel anno 1984, S. 182 unten
  5. Sprengel anno 1984, S. 177, 1. Z.v.u.
  6. Sprengel anno 1984, S. 176 unten, S. 179 sowie Mayer, S. 65
  7. Verwendete Ausgabe, S. 103, 11. Z.v.u.
  8. Verwendete Ausgabe, S. 159, 3. Z.v.o. bis S. 160, 5. Z.v.o.
  9. Verwendete Ausgabe, S. 134, 1. Z.v.u.
  10. Marx, S. 131, 9. Z.v.u.
  11. Hauptmann, zitiert bei Sprengel anno 2012, S. 378, 2. Z.v.o.
  12. Gerhart Hauptmann, zitiert bei Marx, S. 135, 10. Z.v.u. (aus: Hans-Egon Hass (Hrsg.): Gerhart Hauptmann. Sämtliche Werke, Bd. XI, Frankfurt 1974, S. 1150)
  13. Gerhart Hauptmann, zitiert bei Hanns-Georg Rodek: Bormanns Geliebte. Die Schauspielerin Manja Behrens liebte Bormann und verdarb es sich mit Goebbels. In: Die Welt, 15. März 2003, S. 29.
  14. Eintrag in der DDB
  15. Bettina Weber: Eintrag in die-deutsche-buehne.de
  16. März 2015: Es muss alles anders werden bei kulturraumverdichtung.de
  17. Pitt Herrmann: Artikel bei sn-herne.de
  18. 1961: Eintrag in der IMDb
  19. Leppmann, S. 248 Mitte
  20. Sprengel anno 2012, S. 377, 3. Z.v.o. und Marx, S. 133, 5. Z.v.u.
  21. Sprengel anno 2012, S. 377, 2. Z.v.u.
  22. Polgar, zitiert bei Marx, S. 136 Mitte aus Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.): Alfred Polgar – Kleine Schriften, Bd. 5, Reinbek 1985, S. 212
  23. Mayer, S. 63 unten
  24. Mayer, S. 64
  25. Sprengel anno 1984, S. 175 Mitte
  26. Seyppel, S. 46, 14. Z.v.o.
  27. Leppmann, S. 240 Mitte
  28. Sprengel anno 1984, S. 181 oben
  29. Leppmann, S. 247 unten
  30. Verwendete Ausgabe, S. 111 und S. 159 unten
  31. Sprengel anno 2004, S. 53, 3. Z.v.u.
  32. Sprengel anno 2004, S. 524, 13. Z.v.o.
  33. Sprengel anno 2012, S. 378, 9. Z.v.o.
  34. Erstausgabe S. Fischer, Berlin 1906