Roger Corman (2012)

Roger Corman (* 5. April 1926 in Detroit, Michigan; † 9. Mai 2024 in Santa Monica, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Independent-Regisseur und Filmproduzent. Corman machte sich durch günstig produzierte, jedoch qualitativ überdurchschnittliche und kommerziell erfolgreiche B-Movies einen Namen, die überwiegend dem Genre des Exploitationfilms zugeordnet werden und oft durch formale und inhaltliche Radikalität und Subversivität auffielen. Besonders bekannt wurden seine Verfilmungen von Geschichten Edgar Allan Poes. Als Produzent erlangte Corman zudem filmhistorische Bedeutung durch die Förderung von später berühmten Regisseuren wie James Cameron, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Jonathan Demme, Joe Dante, Peter Bogdanovich und anderen. Auch Schauspielerkarrieren wie die von Jack Nicholson wurden von Corman maßgeblich vorangetrieben. Im Jahr 2010 wurde Corman ein Ehrenoscar für sein Lebenswerk verliehen. Insgesamt drehte Corman 56 Filme und war an der Entstehung von über 510 Filmen als Produzent bzw. Executive Producer beteiligt.

Leben

Ursprünglich hatte Corman Ingenieurwesen studiert, wechselte 1953 jedoch zum Film. Seine Spezialität wurden Geschichten, die dem Zeitgeist entsprachen, schnell und handwerklich korrekt zu geringen Budgets verwirklicht und vermarktet wurden. Zwar gewann Corman in seiner Karriere wenig prestigeträchtige Auszeichnungen, seine unterhaltsamen und auch oft radikalen Filme spielten aber alle Gewinne ein – wie auch der Titel seiner Autobiografie bemerkt: How I Made a Hundred Movies in Hollywood and Never Lost a Dime (1998).

Tatsächlich war er in den vergangenen 50 Jahren an der Produktion von fast 500 Filmen für Kino und Fernsehen beteiligt und führte bei 56 davon selbst Regie. Während Corman in den 1950er Jahren den postapokalyptischen Monsterfilm mitgestaltete wie It Conquered The World, produzierte er in den 1960er Jahren die bis heute hoch geschätzten Edgar-Allan-Poe-Adaptionen – oft mit Vincent Price in der Hauptrolle – wie Die Verfluchten und Motorradfilme wie Die wilden Engel. Ursprünglich bereitete er sogar Easy Rider den Weg auf die Leinwand, wurde aber vom produzierenden Studio ausgebootet.

1961 drehte Corman mit Weißer Terror den einzigen Film, bei dem er laut eigener Aussage Geld verlor. Mit dem jungen William Shatner in der Hauptrolle war dies einer der ersten US-Filme überhaupt, die sich ernsthaft mit dem Thema Rassismus auseinandersetzten.

In den 1960er Jahren kaufte Roger Corman einige sowjetische Science-Fiction-Filme und produzierte daraus relativ stark veränderte neue Filme, indem er sie umschneiden ließ und neue zusätzliche Szenen mit amerikanischen Schauspielern hinzufügte. Zu den bekanntesten zählen Voyage to the Prehistoric Planet (deutsche Fassung: Die Reise zum prähistorischen Planeten) (1965) und Voyage to the Planet of Prehistoric Women (1968), die auf dem sowjetischen Film Planet der Stürme von Pawel Kluschanzew basierten, sowie Queen of Blood (1966) und Battle Beyond the Sun (1962; hier war der junge Francis Ford Coppola für die Umarbeitung zuständig), die auf den Werken Begegnung im All bzw. Der Himmel ruft von Michail Karjukow fußten. Der russische Stab der Originalfilme erhielt englischsprachige Pseudonyme. Trotzdem waren diese Filme bemerkenswert, da sie dem amerikanischen Publikum einen seltenen Einblick in die sowjetische Filmproduktion jener Zeit lieferten.

Roger Corman (1978)

Neben seinen quirligen Schnellschüssen unterstützte Corman stilsicher den Verleih und auch die Finanzierung von ausländischen, künstlerisch anspruchsvollen Filmen (zum Beispiel Marlene Dietrich – Her Own Song aus dem Jahr 2001). Sein Rekord für eine schnelle Produktion liegt bei zwei Tagen und einer Nacht für einen kompletten 35-mm-Spielfilmdreh: das Original von Kleiner Laden voller Schrecken startete 1960 Jack Nicholsons Karriere. Überhaupt gab Roger Corman vielen heutigen Hollywood-Größen Starthilfe: Dennis Hopper, Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Jonathan Demme, James Cameron, Peter Bogdanovich, Joe Dante, George Lucas, Ron Howard, Robert Zemeckis, Sylvester Stallone und viele mehr konnten sich als Anfänger in der Filmwerkstatt Cormans bewähren – damals hieß seine Produktionsfirma New World Pictures, später Concorde. 1990 veröffentlichte er mit der Literaturverfilmung Roger Cormans Frankenstein seine letzte Regiearbeit, seither trat er nur noch als Produzent in Erscheinung.

In den späten 1980er Jahren gründete er neben seinem Concorde-Studio in Los Angeles noch eine europäische Niederlassung im Westen Irlands, wo er vornehmlich düstere Kostümdramen realisieren ließ. Heute existiert das Studio zwar noch, Corman zog sich aber ab 1999 langsam aus dem Geschäft zurück.

1992 produzierte Corman die erste Verfilmung von The Fantastic Four, die jedoch nie veröffentlicht wurde. Der Film wurde im Schnellverfahren und mit einem Budget von einer Million Dollar realisiert. Der Grund für diese Art der Produktion und das Nichterscheinen des Films liegt, laut Aussagen vieler am Film beteiligter Personen, darin, dass sich das Filmunternehmen Constantin Film die Rechte für The Fantastic Four bis Ende 1992 gesichert hatte und man durch den Beginn der Produktion eine automatische Verlängerung dieser Rechte um zehn weitere Jahre sicherstellte. Diese Rechteverlängerung erlaubte dem Filmstudio ein Jahrzehnt später die Produktion der bekannten Fantastic-Four-Filme mit Jessica Alba. Mittlerweile wurde ein Bootleg des im Jahr 1992 entstandenen Films auf YouTube hochgeladen.[1]

Gelegentlich wird Roger Corman der Titel „King of B-Movies“ verliehen, eine Bezeichnung, die er aber ablehnte. Denn B-Filme waren ursprünglich die minderwertigen Produktionen, die im Hollywood-Studiosystem der 1930er bis 1960er Jahre schnell heruntergekurbelt und im Doppelpack mit glamouröseren A-Filmen im Kino gezeigt wurden. Cormans Filme waren jedoch immer im Kino die Hauptattraktion und keine verschämt angehängten Streifen.

Bereits ab den 1960er Jahren trat Corman auch als Nebendarsteller in Filmen auf, in den 1990ern auch in größeren Produktionen wie Das Schweigen der Lämmer (in der Rolle des FBI-Direktors), Philadelphia oder Apollo 13.

Roger und Julie Corman (2010)

Anfang September 2009 wurde Corman der Ehrenoscar zugesprochen, der ihm am 14. November desselben Jahres überreicht wurde.[2] 2012 wurde mit Corman’s World: Exploits of a Hollywood Rebel seine Autobiografie als Dokumentarfilm veröffentlicht.[3]

Persönliches

Corman war ab dem 23. Dezember 1970 mit Julie Corman (geb. Halloran) verheiratet, die seither eng mit ihm zusammenarbeitete. Aus der Verbindung gingen zwei Töchter (* 1975 und * 1984) und zwei Söhne (* 1976 und * 1977) hervor.[4]

Sein anderthalb Jahre jüngerer, 2020 gestorbener Bruder Gene Corman arbeitete ebenfalls als Filmproduzent.

Roger Corman starb am 9. Mai 2024 im Alter von 98 Jahren in seinem Zuhause im kalifornischen Santa Monica.[5]

Filmografie

Regisseur

Produzent (Auswahl)

Darsteller und Cameos (Auswahl)

Dokumentation

Auszeichnungen und Ehrungen

Autobiografie

Literatur

Einzelnachweise

  1. The Fantastic Four
  2. Vgl. Bacall, Calley, Corman and Willis to Receive Academy’s Governors Awards bei oscars.org, 10. September 2009 (aufgerufen am 11. September 2009)
  3. Take a Trip to Corman’s World on Blu-ray and DVD this March
  4. Julie Corman – Biography. Internet Movie Database, abgerufen am 14. Juli 2021 (englisch).
  5. Hollywoods Trash-Meister Roger Corman gestorben. In: Neue Osnabrücker Zeitung, 12. Mai 2024, abgerufen am 12. Mai 2024.
  6. Hinzugefügte US-Szenen, in den USA unter dem Titel Tidal Waves erschienen.
  7. sf-fan.de