Reinhard Delau (* 2. März 1940 in Huta Głodowska (deutscher Name: Glodowo-Hütte bzw. Lodenhütte))[1] ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller, der sich als DDR-Diplomat in seinen Werken den islamischen Ländern zugewandt und später der sächsischen Geschichte sowie der Dresdner Gegenwart angenommen hat.

Leben und Wirken

Reinhard Delau wurde 1940 in dem damals Lodenhütte[2] genannten Ort Huta Głodowska als Sohn eines Bauern[1] geboren.

Mit seiner Mutter siedelte er 1949 in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands über. Als Jugendlicher war er zwischen 1952 und 1958 von Romanen fasziniert, die in fernen Ländern spielen, wie Der Schatz der Sierra Madre von B. Traven. So wurde seine Weltneugier geweckt. 1955 beendete er die Schule und absolvierte von 1955 bis 1958 eine Lehre zum Maurer mit anschließender Berufsausübung.[1]

Von 1958 bis 1960 verrichtete er seinen Dienst bei der Grenzpolizei und besuchte währenddessen die Abendoberschule, die er mit dem Abitur abschloss. Danach studierte er von 1960 bis 1964 Germanistik und Geschichte am Pädagogischen Institut zur Lehrerausbildung in Leipzig.[1]

1963 begann er mit dem Schreiben von Reportagen und Feuilletons. Das Staatsexamen legte er 1964 ab. 1964 und 1965 war er für zwei Semester am Leipziger Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ eingeschrieben. Das Studium setzte er auf eigenen Wunsch nicht fort. Stattdessen übernahm er bis 1969 eine Lehrerstelle an der EOS in Merseburg. In dieser Zeit, um 1966, wurde er Mitglied der SED.[1]

Mit der Empfehlung von in verschiedenen Zeitungen und Anthologien veröffentlichten Reportagen, Porträts und Kurzgeschichten trat er 1969 in die Redaktion der Freiheit in Halle (Saale) ein, wo er sich auf Einzelreportagen und Reportageserien spezialisierte.[1]

Von 1971 bis 1975 bildete er ägyptische Germanistikstudenten an der islamischen Universität Al-Azhar in Kairo aus.[1][3] Dort nahm der BND zu ihm Kontakt auf, er meldete dies aber in der DDR-Botschaft.[4]

1974 trat Delau zum ersten Mal als Buchautor in Erscheinung: Zusammen mit einem Kollegen verfasste er unter dem Titel Zeit für Zaubersprüche einen Reportageband über die Rekonstruktion des tausendjährigen Merseburg.[1] Von 1975 bis 1979 war er (anfangs stellvertretender) Redaktionsleiter von Illustrierte aus der DDR im Verlag Zeit im Bild, Dresden.[2] Das war eine im Auftrag der Auslandsinformation der DDR herausgegebene Auslandsillustrierte für den arabischen Raum und die Länder Afrikas. Sie erschien in Arabisch, Englisch, Französisch und Suaheli und hatte die Aufgabe, die DDR politisch, wirtschaftlich und kulturell vorzustellen. 1977 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Dietmar Dierenberg ein erstes nur eigene Textbeiträge enthaltenes Buch. Gelächter an den Pyramiden fasste seine gesammelten Erfahrungen aus der Zeit in Ägypten zusammen.[1]

Ab 1979 war er beim Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR tätig und wurde von 1980 bis 1982 als Kulturattaché an der Botschaft der DDR in Tripolis eingesetzt.[2]

Aus dem Jahr 1980 stammt die aus seinen Erfahrungen schöpfende Erzählung Versuchung am Nil. Die Neue Zeit gab ihren Lesern als Orientierung mit: „Der Versuch einer sozialpsychologischen Bestandsaufnahme, Prosa, die in konkret beschriebene Verhältnisse eingebunden ist.“[5]

Im März 1982 war er wieder in der DDR als politischer Mitarbeiter des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten tätig und im selben Jahr noch verlagerte er sein Betätigungsfeld ganz auf den Journalismus und die Schriftstellerei.[2][3][6]

DDR-weit besprochen wurde der 1985 erschienene Erzählungenband Ein heißer Wüstentag. Diese „Milieuschilderungen“,[7] hieß es in den Rezensionen, seien „unprätentiös“[7] und „voller Farbe und Brisanz“.[8] Alfred Böhme schrieb im Neuen Deutschland: „So fördert der Autor eine genauere Kenntnis von der Wirklichkeit in einer Welt, die bis heute oft noch mit den Klischees einer überholten bürgerlichen Abenteuerliteratur gesehen wird.“[9] Während Peter Hahn in der Sächsischen Zeitung seine in dieselbe Richtung gehende ausführliche Besprechung mit der Leseempfehlung des „gut geschriebenen“ Buches schloss,[10] sah seine Kollegin Regina Karachouli von der Leipziger Volkszeitung in dem „anregenden“ wie „spannenden“ Buch auch Anflüge von „Überlegenheitsgefühlen“ und „Besserwisserei“ beim Autor.[11]

Delau beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit der sächsischen Geschichte vom barocken Dresden und der augustäischen Zeit bis zum Wiederaufbau der Frauenkirche.[6] Ergebnisse publiziert er seit 1989, ab den 2000er-Jahren gab es oft pro Jahr mehrere Buchveröffentlichungen von ihm. Daneben schreibt Delau seit 1991 für verschiedene Zeitungen wie die Sächsische Zeitung oder bis zu deren Einstellung die Neue Zeit Heimatgeschichtliches und Kulturpolitisches sowie über Wirtschaftsbeziehungen.[3]

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Radioreportagen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Brigitte Böttcher (Hrsg.): Bestandsaufnahme. Literarische Steckbriefe. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976, Reinhard Delau, S. 22 f.
  2. a b c d Wulf Kirsten: Delau. In: Lutz Hagestedt (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch. 6. Deeg – Dürrenfeld. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2004, ISBN 3-908255-06-6, Sp. 38 f.
  3. a b c Reinhard Delau. In: vs-in-sachsen. Steffen Birnbaum, abgerufen am 14. Oktober 2022.
  4. Peter Ufer: Vom Diplomaten zum Autor. In: Sächsische Zeitung. 2. März 2020, Feuilleton. Kultur und Gesellschaft, S. 19.
  5. R. M.: Büchertelegramm. In: Neue Zeit. 28. September 1981, S. 4.
  6. a b Schriftsteller. Journalist. Weltenbürger. Reinhard Delau. In: reinhard-delau.jimdofree.com. Abgerufen am 14. Oktober 2022.
  7. a b G. A.: Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig. In: Der Neue Weg. 21. März 1986.
  8. A. L. Z.: Die Beduinentochter. In: Der Morgen. 17. Mai 1986.
  9. Astrid Böhme: Soziale Wirklichkeit vor märchenhafter Kulisse. In: Neues Deutschland. 31. Januar 1987, Bücherbord, S. 14.
  10. Peter Hahn: Stimmige Porträts aus dem arabischen Raum. In: Sächsische Zeitung. 16. Januar 1986.
  11. Regina Karachouli: Ein Mitteleuropäer im arabischen Wüstensand. In: Leipziger Volkszeitung. 1. März 1986.