Rahan, Sohn der Vorzeit (franz. Rahan, Fils des Âges Farouches), bei Bastei auch Held der Vorzeit, ist die Hauptfigur der gleichnamigen französischen Comic-Serie, die ab der Ausgabe Nr. 1239 vom 3. März 1969 in der Comic-Zeitschrift Pif Gadget erschien. Das Szenario wurden von Roger Lecureux[1] geschrieben, seit 2002 führt sein Sohn Jean-François Lecureux[2] die Serie fort. Die meisten der Zeichnungen stammen von André Chéret;[3] einige Geschichten wurden auch von Enric Badía Romero („Romero“), Guido Zamperoni („Guy Zam“)[4] und José Antonio de Huescar („Garvi“)[5] illustriert.

Inhalt

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Rahan lebt in einer fiktiven prähistorischen Zeit voller Abenteuer und Gefahren.
Bereits als Baby verliert er seine Eltern, als diese von Säbelzahnkatzen angegriffen und getötet werden. Der Jäger Crao findet ihn und mit ihm und dessen Frau Tawa lebt Rahan beim Stamm vom Blauen Berg. Angeleitet von dem Jäger entwickelt sich Rahan zu einem kräftigen und geschickten Kind und bezeichnet sich von nun an als „Rahan, Sohn des Crao“. Ein Vulkanausbruch tötet seine Zieheltern und alle Stammesmitglieder, nur Rahan schafft es, in der Katastrophe zu überleben.

Allein auf sich gestellt erkundet der Junge fremde Gebiete, er wächst heran und trifft auf andere Stämme und ist stetig auf der Suche nach der Geschichte seiner von den Raubkatzen getöteten Eltern. Seine Abenteuer mit feindseligen Clans, Naturgewalten und urzeitlichen Tieren – darunter „realistische“ wie Säbelzahnkatzen, Riesenhirsche, Wölfe und Mammuts und „fantastische“ wie Riesenkalmare, Riesenspinnen, Dinosaurier und Plesiosaurier – besteht er durch seine Intelligenz, schnelle Auffassungsgabe und seine Geschicklichkeit.

Während seiner Reisen lernt Rahan die Natur zu verstehen und macht durch seine Beobachtungsgabe Entdeckungen und Erfindungen, die sich für ihn bei seinen Abenteuern als hilfreich erweisen: Er sucht und findet Lösungen für die Probleme einzelner Menschen und ganze Stämme und er gibt dieses Wissen an andere Menschen weiter.

Gemäß einem Schwur fängt Rahan nie eine Auseinandersetzung mit anderen Menschen an, obwohl er sich oftmals gegen selbstsüchtige Stammesführer und hinterhältige Schamanen wehren muss, die die Mitglieder ihrer Clans in Unwissen und Angst halten. Rahan begegnet solchen Gegnern meist mit Mut, Aufrichtigkeit und Diplomatie. Seine Absichten und seine altruistische Haltung fasst er – am Beginn der Serie – beim Abschied vom Clan der Fischer zusammen:

„Und da er selber keinen Clan und keinen Stamm mehr hat, wird Rahan der Sohn aller Clans und aller Stämme sein! Rahan wird überall hingehen, er wird alles sehen und alles lernen! Er wird den einen das enthüllen, was er von den anderen gelernt hat![6]

Erzählstil

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Die einzelnen Episoden, die den Zeitrahmen von Rahans Kindheit bis zur Gründung einer eigenen Familie umfassen, sind thematisch in sich abgeschlossen, nehmen aber gelegentlich früher behandelte Themen wieder auf. Fast jede Geschichte verbindet ein spannendes Abenteuer mit Rahans engagierter und altruistischer Haltung, Probleme zu analysieren und aus dem Weg zu räumen – und daraus zu lernen.
Bestimmte Motive kehren immer wieder:

An Rahans eigener Ausdrucksweise ist besonders, dass er von sich selber in der dritten Person spricht: „Mais les vertus du collier de Rahan lui permetteront-elles de retrouver son coutelas?“ (dt. Aber die Tugenden von Rahans Halskette – werden sie ihm erlauben, sein Messer wiederzufinden?) und dass er den Wesen und Dingen um sich herum eigene deskriptive Namen gibt: les longues crinières (dt. Langmähnen, d. h. Löwen), ceux qui marchent débout (dt. die, die aufrecht gehen, d. h. Menschen) usw. Er selbst wird von anderen wegen seiner Haarfarbe Cheveux-de-Feu (dt. Feuerhaar) genannt.

Der Psychologe Pascal Hachet nahm die Popularität der Serie in Frankreich zum Ausgangspunkt einer Analyse von Rahans Persönlichkeit und seinem Verhalten unter dem Aspekt seiner mehrfach tragischen Familiengeschichte: Seine endlose Suche nach dem Sitz der Sonne, sein Getrieben- und Geplagtsein (être hanté) von einem Clan zum anderen zu ziehen, seine Phobien und seine Bindungsangst, sowie seine unerschütterliche Selbstmotivation. Das Ergebnis fasste Hachet in einem Buch zusammen.[7]

Zeichenstil

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Die in Rahan verwendeten Illustrationen sind sehr detailliert, quasi-realistisch und dynamisch konzipiert, was auch besonders durch extreme Perspektiven verstärkt wird. Vor allem in den späteren Geschichten sprengt die Dynamik regelmäßig den Panel-Rand. Nacktheit wird in natürlicher Weise dargestellt und Rahan ist kein aseptischer Held, sondern er schwitzt bei Anstrengungen und er blutet nach Kämpfen.

Erwähnung geografischer Orte und paläoanthropologischer Funde

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Ab 1997 wurden immer häufiger reale geografische Orte und paläoanthropologische Funde fantasievoll in die Rahan-Geschichten eingebaut. Im Anhang der Bände finden sich bebilderte Zusammenfassungen der in den Geschichten erwähnten Fakten mit Kontaktadressen der entsprechenden Museen.

Der Felsen von Solutré

Veröffentlichungen in Frankreich

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In den letzten 41 Jahren (1969 bis Ende 2010) sind 197 Geschichten auf 4.116 Seiten mit ein bis sechs Paneln (meistens sind es fünf) pro Seite erschienen.

Zeitschriften

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Comic-Alben

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Zeichentrickserien

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Veröffentlichungen in Deutschland

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In Deutschland erschien Rahan beim Bastei-Verlag, unter anderem in Felix und Topix, bevor er 1984 seine Abenteuer in fünf je 100 Seiten starken Taschenbüchern ausleben durfte.

Filmversion

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Eine Comicverfilmung des französischen Regisseurs Christophe Gans war in Arbeit und sollte 2006 erscheinen, wurde aber aufgeschoben.

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Einzelnachweise

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  1. Roger Lécureux (* 1925, † 1999)
  2. Jean-François Lecureux (* 1954)
  3. André Chéret (* 1937)
  4. Guido Zamperoni (* 1912, † 2003)
  5. José Antonio de Huescar († 2007)
  6. „Et puisqu’il n’a plus de clan, plus de horde, Rahan sera le fils de tous les clans de toutes les hordes ! Rahan ira partout, verra tout, apprendra tout ! Il révèlera aux uns ce que lui auront enseigné les autres !“ Ende der 2. Geschichte Le secret du soleil (Das Geheimnis der Sonne)
  7. Pascal Hachet Psychanalyse de Rahan : le fantôme psychique d'un héros de bandes dessinées, L'Harmattan, 2000, ISBN 2-7384-9157-X