Pro Tell – Gesellschaft für ein freiheitliches Waffenrecht | |
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Rechtsform | Verein |
Gründung | 1978 |
Sitz | Bern, Schweiz |
Zweck | Lobbyorganisation |
Vorsitz | Jean-Luc Addor
(Präsident) |
Mitglieder | ~12.500 (April 2018) |
Website | www.protell.ch |
Pro Tell (Eigenschreibweise: PROTELL) ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für eine liberale Waffengesetzgebung in der Schweiz engagiert.
Der Verein Pro Tell setzt sich gemäss eigenen Statuten für das «unabdingbare Recht auf Waffenbesitz, Waffenerwerb und Waffentragen» ein.[1] In der Presse wurde der Verein in der Vergangenheit wiederholt mit der amerikanischen NRA verglichen.[2][3] Als ständiger Vernehmlassungsadressat gibt der Verein Stellungnahmen zu neuen Gesetzesbestimmungen ab und lobbyiert für die Erhaltung des Schiesswesens und des Milizsystems in der Schweiz.[4][5][6] In der Öffentlichkeitsarbeit bemüht sich der Verein, der – aus seiner Sicht – zunehmend negativen Wahrnehmung und Stigmatisierung der Schützen entgegenzuwirken.[7]
Der Verein tritt insbesondere durch den Kampf gegen eine Anpassung des Schweizer Waffenrechts an die Waffenrichtlinie der Europäischen Union in Erscheinung. 2005 erzwang er per Referendum eine Abstimmung zur Umsetzung der bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und an Dublin.[8][9] 2019 unterstützt er das Referendum gegen die Umsetzung der EU-Waffenrichtlinie im Schweizer Waffenrecht.[10]
Der Name und das Logo des Vereins beziehen sich auf Wilhelm Tell, der als Freiheitskämpfer mit Armbrust für den Verein ein Symbol für den «freiheitlichen Waffenbesitz» darstellt. Dem Verein können gemäss Statuten Einzelpersonen und Kollektivmitglieder beitreten.[1] Die Mitglieder werden zu praktischen und juristischen Fragen zum Waffenrecht beraten.[11]
2016 kam es zu einem Eklat und Personalwechsel an der Vereinsspitze. Der bisherige Präsident, Willy Pfund, trat per sofort von seinem Amt zurück und sprach von einem «Putsch».[12] Der nachfolgende Präsident, Hans-Peter Wüthrich, trat nach acht Monaten ebenfalls abrupt ab.[13] Aktueller Präsident ist der Walliser Nationalrat Jean-Luc Addor.[14]
Im Oktober 2017 geriet Pro Tell in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass Ignazio Cassis kurz nach seiner Wahl in den Bundesrat dem Verein beigetreten war. Aufgrund heftiger Kritik kündigte Cassis seine Mitgliedschaft bei Pro Tell nach einem Monat wieder.[15][16]
Verschiedene Schweizer Medien, darunter die NZZ am Sonntag, berichteten im April 2018, dass sich der Verein zunehmend radikalisiere. In der Folge distanzierten sich einige bürgerliche Politiker von Pro Tell, darunter der Urner Ständerat Josef Dittli und die Aargauer Nationalrätin Sylvia Flückiger-Bäni.[17][18][19]