Pius Dirr (1875–1943)

Pius Dirr (* 28. November 1875 in Weisingen; † 27. Januar 1943 in München) war ein deutscher Archivar und Politiker.

Leben

Als Sohn des Landwirts und Brauereibesitzers Franz Dirr und seiner Frau Adelheid geb. Konrad geboren, studierte Dirr nach dem Besuch der humanistischen Gymnasien in Dillingen und St. Stephan in Augsburg Geschichte, Staatswissenschaften und deutsche Philologie in München, Erlangen und Berlin. Während seines Studiums wurde er 1896 Mitglied der Burschenschaft Arminia München. Im Oktober 1899 bestand er das Staatsexamen für das höhere Lehramt an der Ludwig-Maximilians-Universität München und im Dezember 1900 das Rigorosum an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Mit einer geschichtswissenschaftlichen Dissertation zur Laxenburger Allianz wurde er zum Dr. phil. promoviert.[1] Nach seinem Studium war er für kurze Zeit in Berlin im Verlags- und Zeitungswesen tätig, bevor er ab 1901 in den bayerischen Archivdienst ging und 1903 Vorstand des Augsburger Stadtarchivs sowie Leiter der Stadtbibliothek wurde.

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Hauptmann der Landwehr in einem Maschinengewehrzug teil. Nach einer Verwundung wurde er im Stab des Generalgouverneurs für das Generalgouvernement Belgien Moritz von Bissing eingesetzt und entwickelte sich zum Ratgeber von Bissings in der Flamenpolitik, so bei dem Plan, die Universität Gent flämisch zu machen.[2] Seine Veröffentlichungen über die belgische Neutralitätspolitik vor dem Krieg, die Funde aus belgischen Geheimarchiven auswerteten,[3] sorgten für großes Aufsehen und erhöhten seine Chancen bei seiner Bewerbung als Direktor des Stadtarchivs München, Nachfolger des Archivrats Ernst von Destouches.[4]

Von 1912 bis 1924 war er Abgeordneter, zuerst in der Kammer der Abgeordneten, dann im Bayerischen Landtag. Dort war er Führer der Liberaldemokratischen Fraktion, Vorsitzender des Liberalen Pressevereins und Militärreferent. Er war Mitglied der Kommission für Bayerische Landesgeschichte und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1922 gab er im Auftrag des Bayerischen Landtags die Dokumentensammlung Bayerische Dokumente zum Kriegsausbruch und zum Versailler Schuldspruch heraus.[5]

Werke

3., erweiterte Auflage, München: Oldenbourg 1925 (Digitalisat, Bayerische Staatsbibliothek)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Pius Dirr: Zur Geschichte der Reichskriegsverfassung und der Laxenburger Allianz [Inaugural-Dissertation]. Friedrich-Alexanders-Universität Erlangen / F. Fuller, München, S. 44 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 24. April 2023]).
  2. Daniel Vanacker: Het aktivistisch avontuur. Ghent 2006, ISBN 978-90-382-0987-6, S. 132
  3. Belgien als französische Ostmark: Zur Vorgeschichte des Krieges. Berlin: Kirstein 1917
  4. Besetzung der Stelle eines Stadtarchivars und Stadtchronisten. In: Münchner Neueste Nachrichten. Band 70, Nr. 106, 28. Februar 1917 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 24. April 2023]).
  5. Siehe dazu Bernhard Grau: Bayerische Dokumente zum Kriegsausbruch und zum Versailler Schuldspruch, 1922, Bavarikon