Philipp Camerarius (Stich von Johann Friedrich Fleischberger)

Philipp Camerarius (geboren am 16. Mai 1537 in Tübingen; gestorben am 23. Juni 1624 in Nürnberg) war ein deutscher Rechtsgelehrter und Polyhistor.

Leben

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Camerarius war der Sohn des bedeutenden Humanisten Joachim Camerarius des Älteren und Bruder des Mediziners, Naturkundlers und Polyhistors Joachim Camerarius des Jüngeren. Zuerst von seinem Vater in Latein und Griechisch unterrichtet, besuchte er die sächsischen Landesschulen in Pforta und Meißen, wo Georg Fabricius sein Lehrer war. Nach einer Zeit in Leipzig studierte er ab 1559 in Tübingen und von 1560 bis 1562 in Straßburg.

Von 1563 bis 1565 unternahm er eine Bildungsreise durch Italien, wo er 1565 in Rom zwei Monate lang von der Inquisition festgehalten, mit Hinrichtung bedroht und angeblich erst auf die Intervention mehrerer deutscher Gesandter hin zusammen mit seinem Reisegefährten Peter Rieter wieder freigelassen wurde. Dieser Vorgang verursachte Aufsehen und Camerarius verfasste einen Bericht über seine Gefangenschaft, der handschriftlich kursierte und erst 1740 gedruckt wurde.[1] 1569 promovierte Camerarius in Basel unter Kaspar Herwagen zum Doktor der Rechte und ließ sich in Nürnberg nieder. Dort schloss er am 26. Februar 1571 mit Helena, Tochter des Patriziers Martin Pfinzing, die Ehe, aus der 7 Töchter und ein Sohn hervorgehen sollten. Anfang 1573 erhielt Camerarius eine Stelle als Ratskonsulent, also als Berater des Nürnberger Rates in Rechtsdingen.

1581 wurde er der erste Prokanzler der neu begründeten Universität Altdorf und hatte diese Stellung bis zu seinem Tod inne. Am literarischen Leben nahm er durch akademische Reden, einen umfangreichen Briefwechsel und die Unterstützung seines Bruders bei der Edition der Werke ihres Vaters teil.

Werk

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Literarisch von Bedeutung ist er durch sein Werk Operae Horarum Subcisivarum, Sive Meditationes Historicae, das mehrfach erweitert erschien, zahlreiche Ausgaben erlebte und in die wichtigsten europäischen Sprachen übersetzt und als „tragbare Bibliothek“ ein internationaler Erfolg wurde. Camerarius vermischt nach Art der antiken Buntschriftsteller und Polyhistoren wie Aulus Gellius und Athenaios verschiedene Elemente, darunter eigenes Erleben und Teile seiner Hochschulreden, zu einem unterhaltsamen und belehrenden Ganzen. Camerarius bietet dabei eine Folge von im Wesentlichen nach landschaftlichen Gesichtspunkten geordneten Essays, die durch eine anregende Mischung von exempla aus historia civilis und historia naturalis, also von Beispielen aus Geschichte, Politik, Landes- und Naturkunde, geschöpft aus dem akademischen und außerakademischen Wissen der Vergangenheit und der Gegenwart, einen komprimierten Extrakt verschiedener Quellen und Autoren für Leser liefert, denen diese Quellen bzw. Autoren nicht verfügbar waren oder die keine Zeit hatten, diese selbst zu lesen. Er kann dadurch als Anreger und Vorläufer gelten eines bald nach ihm einsetzenden analogen Schrifttums mit Autoren insbesondere aus den süddeutschen Städten (Martin Zeiller, Erasmus Francisci und Georg Philipp Harsdörffer). Das Werk wurde durch die römisch-katholische Glaubenskongregation im Jahr 1600 auf den Index gesetzt.[2]

Schriften

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Historischer Lustgarten (Titelblatt)

Quellen

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Literatur

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Commons: Philipp Camerarius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Relatio vera et solida de captivitate Romana, ex falsa delatione orta, et liberatione fere miraculosa, Universitätsbibliothek Tübingen, Mc 162 (Abschrift des 18. Jahrhunderts). Abgedruckt in: Schelhorn: De vita, fatis ac meritis Philippi Camerarii. Nürnberg 1740 (nach S. 212 beigeheftet).
  2. Camerarius (Kammermeister), Philipp. In: Jesús Martínez de Bujanda, Marcella Richter: Index des livres interdits: Index librorum prohibitorum 1600–1966. Médiaspaul, Montréal 2002, ISBN 2-89420-522-8, S. 184 (französisch, Digitalisat).
Personendaten
NAME Camerarius, Philipp
KURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtsgelehrter und Polyhistor
GEBURTSDATUM 16. Mai 1537
GEBURTSORT Tübingen
STERBEDATUM 23. Juni 1624
STERBEORT Nürnberg