Otto Gritschneder (* 11. Januar 1914 in München-Schwanthalerhöhe; † 4. März 2005 in München) war ein deutscher Rechtshistoriker, Rechtsanwalt und Publizist.

Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto Gritschneder machte sein Abitur am Wittelsbacher-Gymnasium in München. Er war ein Klassenkamerad Alfred Anderschs und widersprach 1980 in einem Leserbrief vehement der Darstellung des Schulleiters Gebhard Himmler, des Vaters Heinrich Himmlers, in Anderschs Erzählung Der Vater eines Mörders.[1] Als Abiturient trat er der Bayerischen Volkspartei bei. Von 1933 bis 1936 studierte er Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1938 wurde er in München zum Dr. jur. promoviert. Seine beiden juristischen Staatsprüfungen legte er 1936 und 1939 ab.

Er wurde 1933 Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Aenania München im CV und lernte den Jesuitenpater Rupert Mayer kennen. Als Rechtsreferendar und Assessor stenographierte er 1938 den Nazi-Prozess gegen Mayer beim Sondergericht München mit. Nach Prozessende wurde er mit einem juristischen Berufsverbot belegt, weil er ein „gänzlich staatsabträgliches Wesen“ habe; 1939 wurde ihm die Zulassung zur Anwaltschaft verweigert („zwar fachlich geeignet, politisch jedoch derart unzuverlässig“). Das zum Ausgleich gemachte Angebot, ihn als Jurist an der Besatzungsherrschaft im polnischen Generalgouvernement mitwirken zu lassen, lehnte er ab, obgleich er dadurch der folgenden Einberufung zur Wehrmacht hätte entgehen können.[2] Gritschneder studierte daraufhin Nationalökonomie mit Abschluss zum Diplomvolkswirt.

Nach einem fünfjährigen Kriegseinsatz wurde er 1945 von der amerikanischen Militärregierung zum Rechtsanwalt ernannt. Späterer Sozius war Albert Scharf. 1964 verteidigte er den Herausgeber des Spiegels, Rudolf Augstein, gegen Franz Josef Strauß.[3]

Von 1948 bis 1952 war er Stadtrat der Landeshauptstadt München als parteiloser Kandidat.

1953 gründete er den Juristischen Pressedienst Gritschneder,[4] der aktuelle Gerichtsentscheide aufbereitet und an Medien liefert und heute vom Enkel des Gründers, Andreas Gritschneder, geführt wird.[5]

Gritschneder publizierte vor allem zum Thema Hitler und Justiz; seine Notizen aus dem Prozess gegen Rupert Mayer veröffentlichte er 1965. Seine Anwaltsgeschichten schildern amüsante Begebenheiten aus seiner anwaltlichen Tätigkeit. 1996 veröffentlichte er seine Memoiren Fachlich geeignet, politisch unzuverlässig. Sein Werk Kostenübersichtstabellen erschien in der 15. Auflage.

Gritschneder sprach sich stets gegen Schwangerschaftsabbruch und staatliche Ehescheidung aus. Hierzu hatte er bereits 1954 Drum prüfe, wer sich ewig bindet veröffentlicht.

Mit seiner Frau Margarete hatte er neun Kinder.

Auszeichnungen und Ehrungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rechtshistorische Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juristische Fachveröffentlichungen, Rechtsberater

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere Schriften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Rufmord am Rex? In: Der Spiegel. Nr. 34, 1980 (online).
  2. a b forumjustizgeschichte.de, Forum Justizgeschichte (10. Juli 2005) (Memento vom 13. Juli 2006 im Internet Archive)
  3. Otto Gritschneder im Gespräch mit Isabella Schmid. Interview BR-alpha. 22. Juli 1999, abgerufen am 27. Januar 2024.
  4. nicht zu verwechseln mit dem Juristischen Pressedienst (kurz JPD), der ab 1988 im Stoytscheff Verlag erschien – siehe Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  5. Über uns, OnlineUrteile.de, abgerufen am 6. November 2020.
  6. Homepage der Freymuth-Gesellschaft
  7. a b deutschesfachbuch.de, Autorenbeschreibung Deutsches Fachbuch (Memento vom 12. April 2013 im Webarchiv archive.today)
  8. bayerischer-anwaltverband.de (PDF) 3. Dezember 2004
  9. Jahrfeier der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 2004 Pressemitteilung (Memento vom 11. Dezember 2007 im Internet Archive)
Personendaten
NAME Gritschneder, Otto
KURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtshistoriker, Rechtsanwalt und Publizist
GEBURTSDATUM 11. Januar 1914
GEBURTSORT München-Schwanthalerhöhe
STERBEDATUM 4. März 2005
STERBEORT München-Schwanthalerhöhe