Die Orgel von Aquincum war eine römische Orgel aus dem 3. Jahrhundert, die sich in Aquincum im heutigen Budapest befand. Sie ist die am besten erhaltene römische Orgel.
Sie wurde 228 n. Chr. vom Stadtrat Gaius Iulius Viatorinus von Aquincum dem dortigen Feuerwehrkollegium geschenkt, wie eine erhaltene Inschrift besagt.
„G(aius) IVL(ius) VIATORINVS DEC(urio) COL(oniae) AQ(uinci) AEDILICIVS PRAEF(ectus) COL(egii) CENT(onariorum) HYDRAM COLL(egio) S(upra) S(cripto) DE SUO D(onum) D(edit) MODESTO ET PROBO CO(n)S(ulibus)“
Übersetzung:
Gaius Julius Viatorinus, Ratsherr (bzw. Stadtrat) der Siedlung Aquincum, vormals Ädil, Kommandant des Feuerwehrkollegiums, schenkte während des Konsulats von Modestus und Probus (= im Jahr 228 n.Chr.) diese (Wasser-)Orgel dem oben genannten Kollegium auf eigene Kosten.
Das Instrument war wahrscheinlich neu angefertigt worden. Einige Jahrzehnte später brannte das Feuerwehrhaus ab. Dabei wurde die Orgel vom Schutt begraben.
1931 fand der ungarische Archäologe Lajos Nagy Reste des Instruments, etwa 400 Metallteile, die teilweise gut erhalten waren, sowie die hölzerne Windlade. Im Zweiten Weltkrieg ging ein Teil verloren, heute sind noch etwa 300 erhalten. Diese befinden sich im Aquincum Museum in Budapest.
Die Orgel war verhältnismäßig klein, etwa 60 cm hoch, 30 cm breit und 12 cm tief. Insgesamt gab es vier koppelbare Register mit je 13 Orgelpfeifen. Drei Reihen waren gedackt, eine offen. Der Tonumfang lag wahrscheinlich im Bereich zwischen einer Oktave und einer Duodezime. Die erhaltenen Metallteile wie Registerwerk, Tonschieber, Orgelpfeifen und Kessel waren aus verschiedenen Kupferlegierungen, der Pfeifenstock aus einer Bleilegierung. Die Windlade war aus Fichtenholz, die Stöpsel der gedeckten Pfeifen aus Eichenholz, einer aus Ulme.[1] Die Tasten waren wahrscheinlich auch aus Holz. Die Windzufuhr ist unbekannt und bis heute umstritten, möglich ist eine Balgtechnik, die in dieser Zeit aufkam, die Bezeichnung hydra meinte allerdings eine traditionellere Wasserorgel.
Es wurden seit 1935 verschiedene Nachbildungen angefertigt, die unterschiedliche mögliche Funktionsweisen abbildeten.
Jahr | Erbauer | Aufbewahrung | Bild | Windzufuhr | Tonumfang | Bemerkungen |
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1935 | Emil Angster | Aquincum Museum Budapest | op. 1102, 1970 Restaurierung, evtl. zweites Modell vorhanden | |||
1936 | Emil Angster | Museum in Rom? (Mostra Augusteana 1938) | Verbleib unklar, op. 1121 | |||
1965, 1969 | Werner Walcker-Mayer | Privatbesitz | zwei oder drei Modelle[2] | |||
2005/2006 | Martin Braun, Justus Wilberg | Privatbesitz | hydraulisch | vier verschiedene Tonarten, auch im plenum spielbar | wird regelmäßig in Konzerten aufgeführt[3] | |
2012 | Michael Zierenberg, Susanne Rühling | Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz; Privatbesitz | hydraulisch | Oktave | zwei identische Modelle, unter Mitwirkung von Schuke Orgelbau[4][5] |
Mehr Fragmente römischer Orgeln sind bisher nicht bekannt.