Nacktkiemer

Die 43. Tafel von Ernst Haeckels Kunstformen der Natur (1904) bildet einige Arten der Nudibranchia ab

Systematik
Stamm: Weichtiere (Mollusca)
Klasse: Schnecken (Gastropoda)
Unterklasse: Orthogastropoda
Überordnung: Heterobranchia
Ordnung: Hinterkiemerschnecken (Opisthobranchia)
Unterordnung: Nacktkiemer
Wissenschaftlicher Name
Nudibranchia
Blainville, 1814
Fadenschnecke
(Pteraeolidia ianthina)
Furchenschnecke (Janolus sp.)
Nembrotha cristata
Thecacera sp.
Augenfleck-Warzenschnecke (Phyllidia ocellata)
Drummonds Fadenschnecke (Facelina bostoniensis)

Die Nacktkiemer (Nudibranchia) sind die größte Unterordnung der Hinterkiemerschnecken. Die Unterordnung umfasst mehr als 3000 Arten der Nacktschnecken, die im Meer leben.

Aufbau

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Die Größe der Nacktkiemerschnecken variiert zwischen 4 mm und 60 cm. Sie gehören zu den farbenreichsten Tieren. Ihnen fehlen Mantelhöhle, Schale und Fußlappen. Die Tiere atmen durch die Haut oder durch eine Art Kiemengebilde auf ihrem Rücken, den sogenannten Cerata. In diese Cerata ziehen auch Ausläufer der Mitteldarmdrüsen hinein und bei den Aeolidioidea, die sich von Hydroidpolypen ernähren, werden die Nesselkapseln durch die Mitteldarmdrüse in die Cerata hineinverlagert, dort gespeichert und können zur Abwehr verwendet werden. Diese Nesselkapseln werden nun Kleptocniden genannt (siehe Schutzmechanismen).

Auf dem Kopf tragen die meisten Nacktkiemer paarige Rhinophoren zur olfaktorischen Wahrnehmung und zur Strömungswahrnehmung. Es handelt sich um mehr oder weniger auffällige keulenförmige, stabförmige, fächerförmige oder schüsselförmige Ausstülpungen, welche viele zum Schutz einziehen können.[1] Neben diesem Fühlerpaar tragen sie meist verschiedene tentakel- oder federartige Anhänge. Weitere Tentakelanhänge im Mundbereich sind für Sinnesleistungen wie Tasten, Geschmack und Geruch zuständig. Die Lichtsensitivität ist tief unter der Haut in der Nähe des Gehirnganglions angeordnet. Mit ihrer Hilfe können wohl nur Hell-Dunkel-Unterscheidungen wahrgenommen werden, z. B. der Schatten eines Feindes oder der Rhythmus der Tageszeiten.

2 Rhinophoren auf der Kopfoberseite einer Koi-Prachtsternschnecke (Chromodoris coi)

Die Nacktkiemer sind Zwitter, können sich jedoch nicht selbst befruchten. Ihre Eier legen sie in bandförmigen spiraligen Eipaketen ab.

Nacktkiemer können weltweit in allen Meerestiefen auftreten, die meisten Formen gibt es jedoch in warmen Meeren im Flachwasserbereich.

Schutzmechanismen

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Die Nacktkiemer haben im Verlauf der Evolution ihre schützenden Gehäuse verloren und andere Abwehrmechanismen entwickelt.

Ernährung

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Nacktkiemer ernähren sich von sessil lebenden wirbellosen Tieren wie Schwämmen, Stein- oder Weichkorallen, Krustenanemonen oder Moostierchen. Dabei geht die Spezialisierung oft so weit, dass sie nur eine bestimmte Art fressen. Manche Arten fressen andere Nacktschnecken, in manchen Fällen sogar schwächere Exemplare der eigenen Art. Eine Gruppe hat sich auf Manteltiere spezialisiert.

Systematik

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Nach der Schneckensystematik von Ponder & Lindberg (1997) umfassen die Nacktkiemer acht Überfamilien in zwei Untergruppen:

Literatur

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Commons: Nacktkiemer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Volker Storch, Ulrich Welsch: Über Bau und Funktion der Nudibranchier-Rhinophoren. In: Zeitschrift für Zellforschung und mikroskopische Anatomie, Band 97, Nr. 4, 1969, S. 528–536. doi:10.1007/BF00332801
  2. Rainer Martin, Paul Walther: Protective mechanisms against the action of nematocysts in the epidermis of Cratena peregrina and Flabellina affinis (Gastropoda, Nudibranchia). In: Zoomorphology, Band 122, Nr. 1, 2003, S. 25–32 (PDF).