Manly Wade Wellman (1931).

Manly Wade Hampton Wellman (geboren am 21. Mai 1903 in Kamundongo, Portugiesisch-Westafrika; gestorben am 5. April 1986[1] in Chapel Hill, North Carolina) war ein amerikanischer Schriftsteller, bekannt vor allem durch seine Science-Fiction-, Fantasy- und Horrorerzählungen.

Leben

Wellman war das jüngste Kind in einer vielseitig begabten Familie. Sein Vater Frederick Creighton Wellman war Arzt, begabter Maler und Autor. Seine Mutter war Lydia, geborene Isely. Sein ältester Bruder Paul I. Wellman war Autor von Westernromanen und sein Bruder Frederick Lovejoy Wellman war Pflanzenphysiologe, Agrarwissenschaftler und führender Spezialist für Kaffeekrankheiten. Seine Schwester Alice Wellman war Autorin mehrerer Romane und eines Buches über Hexerei und Voodoo.

Wellman wurde in Portugiesisch-Westafrika im heutigen Angola geboren, wo sein Vater als Mediziner arbeitete. 1909, als er sechs Jahre alt war, kam er in die Vereinigten Staaten. Er besuchte dort eine private High School in Utah, wo er im Football-Team Center spielte, und studierte anschließend in Kansas mit einem Footballspieler-Stipendium an der Wichita University, wo er 1926 mit dem Bachelor of Arts abschloss. Anschließend studierte er an der Columbia University, wo er 1927 einen Bachelor in Literaturwissenschaft erwarb.

Nach seinem Studium wurde er Reporter und schrieb bis 1930 Artikel für den Wichita Beacon und bis 1934 für den Wichita Eagle. Danach wurde er hauptberuflicher Schriftsteller. Von 1936 bis 1938 war er in New York stellvertretender Projektleiter im Writers’ Project der Works Projects Administration, einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für arbeitslose Intellektuelle im Rahmen des New Deal.

Wellmans erste Kurzgeschichte Back to the Beast über einen Wissenschaftler, der mit Hilfe eines Serums die Evolution umkehrt und sich zum Tier zurückentwickelt, erschien im November 1927 in dem Pulp-Magazin Weird Tales. Viele seiner frühen Texte erschienen in eher obskuren Zeitschriften, ab Anfang der 1930er begann er dann in Hugo Gernsbacks Magazinen Science-Fiction zu publizieren. Hier erschien 1932 auch Wellmans erste Einzelveröffentlichung, ein Heft mit der Kurzgeschichte The Invading Asteroid. Es war die Zeit der Großen Depression und das Leben war schwierig für Wellman und seine Frau. 1930 hatte er die Musikstudentin Frances Obrist geheiratet. Als es Wellman 1935 gelang, Outlaws of Callisto für 150 Dollar an Astounding zu verkaufen, wo sie im April 1936 als Titelgeschichte erschien, begann die wirtschaftliche Situation der beiden sich zu bessern. 1937 wurde sein Sohn Wade Wellman geboren.

Anfang 1940 arbeitete Wellman kurzzeitig für ein Comic-Syndikat und begann bald selbst Skripte für Comics zu verfassen, darunter für die ersten Folgen der bei Fawcett Publications erscheinenden Captain Marvel-Comics. Wellman sollte dann noch eine Rolle in dem Rechtsstreit spielen, in dem DC Comics Fawcett vorwarf, die Superman-Figur für Captain Marvel plagiiert zu haben. Außerdem schrieb Wellman die Skripte für mehrere Folgen von The Spirit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, während dessen Wellman in der Küstenwache von New Jersey diente, hörte er auf Comics-Skripte zu verfassen und schrieb nur noch relativ wenig für die Pulp-Magazine, deren Ära sich dem Ende zuneigte. Die Wellmans zogen nach Pinebluff in North Carolina und Wellman begann, Bücher zu schreiben. Zuvor hatte er 1946 den ersten vom Ellery Queen’s Mystery Magazine ausgeschriebenen Preis für seine Kurzgeschichte A Star for a Warrior gewonnen. Der zweite Preis ging an den zu jener Zeit in den USA noch nicht gewürdigten William Faulkner, der zwar das Preisgeld gut gebrauchen konnte, aber wenig erfreut war, Zweiter nach einem Pulp-Autor zu werden. Faulkner gewann dann 1949 den Literaturnobelpreis und Wellman wurde nach Faulkners Tod 1962 die Writer-in-Residency-Position der University of Virginia angeboten, die zuvor Faulkner seit 1957 innegehabt hatte. Er lehnte ab.[2]

Wellman schrieb fortan also hauptsächlich Bücher: 1947 erschien der Kriminalroman Find My Killer und erntete anerkennende Kritiken. 1949 erschien Giant in Gray, seine Biografie des Südstaatengenerals Wade Hampton, nach dem er benannt war.[3] 1951 zogen die Wellmans schließlich nach Chapel Hill, wo Wellman bis zu seinem Tod wohnen sollte. Zunächst aber folgten einige erfolgreiche Jahre: 1956 gewann Wellman mit Dead and Gone, einer Geschichte berühmter Kriminalfälle in North Carolina, den Edgar Allan Poe Award, den renommiertesten Preis im Bereich der Kriminalliteratur und Rebel Boast, in dem er den Bürgerkrieg aus der Perspektive mehrerer Teilnehmer schildert, wurde 1960 für den Pulitzer-Preis nominiert.

Insgesamt hat Wellman ungefähr 500 Kurzgeschichten und etwa 80 Bücher geschrieben, darunter auch einige Sachbücher, hauptsächlich historische Werke über den Bürgerkrieg und die Regionalgeschichte von North Carolina. Von 2000 bis 2003 erschienen fünf Bände mit einer Auswahl seiner Kurzgeschichten. In deutscher Übersetzung liegen von seinen Romanen fünf vor, außerdem verstreut in Anthologien ein gutes Dutzend seiner Kurzgeschichten.

Die Kritik tat und tut sich mit der Einschätzung und Einordnung von Wellmans Werk schwer. Er hat in den Genres Science-Fiction, Fantasy, Horror und Krimi jeweils Nennenswertes geschrieben. Dass er dabei die Genregrenzen auch gern überschritt, Genres und Figuren verschiedener Welten vermischte, macht die Einordnung nicht leichter. So ist beispielsweise sein Roman Sojarr of Titan eine Geschichte von Tarzan im Weltraum, der Held der John Thunstone-Serie ist ein Detektiv im Reich des Okkulten, und in seinem bekanntesten Zyklus um John the Balladeer mischt Wellman Appalachen-Folklore, Südstaatenkolorit, Volkskunde und Elemente von Fantasy und Horror so gründlich, dass einige Leser die von ihm erfundenen dämonischen Shonokins für authentische Folklore, wenn nicht gar für wirklich hielten. In der Kurzgeschichtenserie Sherlock Holmes Versus Mars, die er zusammen mit seinem Sohn Wade schrieb, wird Sherlock Holmes mit den Marsianern aus H. G. WellsKrieg der Welten konfrontiert. Die Reihe gilt als Vorläufer des Steampunk. Man bescheinigt ihm, durchwegs handwerklich solide zu schreiben und oft qualitativ deutlich über dem Durchschnitt zu liegen, überbordende Originalität oder das Pathos des Grenzüberschreiters mag man aber nicht erkennen.

Einig ist man sich darin, die Geschichten um John the Balladeer für Wellmans beste Arbeiten zu halten. John ist ein Folksänger, dessen Gitarre mit Silbersaiten bespannt ist und der durch die Berge der Appalachen wandert und dabei immer wieder gefährliche Begegnungen mit übernatürlichen Wesen hat. Die Reihe begann schon 1951 mit O Ugly Bird! und ab 1979 hat Wellman die Stoffe dann noch in fünf Romanen verarbeitet, der bei Arkham House erschienene Sammelband Who Fears the Devil? (1963) gilt aber als maßgeblich. 1972 diente dieser als Vorlage für den Film The Legend of Hillbilly John, der allerdings nicht Wellmans Zustimmung fand.

Von 1962 bis 1970 war Wellman Dozent für Kreatives Schreiben am Elon College in Elon, North Carolina, und gab von 1963 bis 1973 Abendkurse an der University of North Carolina at Chapel Hill. Nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit konnte er sich wieder verstärkt dem Schreiben widmen. In diesen Jahren schrieb er die Romane zu seinen Figuren John the Balladeer und John Thunstone.

1985 war Wellman infolge einer Sturzverletzung operiert worden und zog sich während der Rekonvaleszenz Wundliegegeschwüre an den Fersen zu, die daraus entstandene Wundinfektion war nicht mehr in den Griff zu bekommen, führte zu mehreren Amputationen und 1986 ist Wellman im Alter von 82 Jahren an den Folgen gestorben. Seine Frau Frances starb 2000.[3]

Auszeichnungen

Seit 2014 wird jährlich zur Ehrung von Wellmans Andenken der Manly Wade Wellman Award for Science Fiction and Fantasy an einen SF- oder Fantasy-Autor aus North Carolina verliehen.

Bibliografie

Serien

Die Serien sind nach dem Erscheinungsjahr des ersten Teils geordnet.

Jack Stillwell (Kurzgeschichten)
Judge Keith Hilary Pursuivant (Kurzgeschichten, als Gans T. Field)
Hok the Mighty (Kurzgeschichten)
Sgt. Jaeger (Kurzgeschichten)
John Thunstone

Kurzgeschichten:

Sammlung:

Romane:

John the Balladeer / Silver John

Kurzgeschichten:

Farther Down the Trail

Wonder as I Wander: Some Footprints on John’s Trail Through Magic Mountains

Sammlungen:

Romane:

Sherlock Holmes Versus Mars (Kurzgeschichten, mit Wade Wellman)
Lee Cobbett (Kurzgeschichten)
Southern Appalachia (Kurzgeschichten)
Kardios (Kurzgeschichten)

Romane

Sind zwei Erscheinungsjahre angegeben, so ist das erste das des Erstdrucks und das zweite das der Erstausgabe (als Buch).

Sammlungen

The Selected Stories of Manly Wade Wellman

Kurzgeschichten

Theaterstück

Sachliteratur

Literatur

Einzelnachweise

  1. Laut St. James Guide to Fantasy Writers. New York 1996, S. 596 gestorben am 8. April.
  2. Jeremiah Rickert: The Faulkner Incident (Memento vom 21. Februar 2008 im Internet Archive).
  3. a b David Drake: Manly Wade Wellman, Blog vom 4. Mai 2010, abgerufen am 29. Oktober 2018.
  4. Edgar Database (Memento des Originals vom 31. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/theedgars.com
  5. Noelle Watson, Paul E. Schellinger: Twentieth-Century Science-Fiction Writers. Chicago 1991, S. 850.