Ludwig Richter (* 29. März 1934 in Waltersdorf bei Zittau; † 17. Juli 2022 in Berlin) war ein deutscher Slawist und Literaturwissenschaftler.

Leben

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Richter legte am Gymnasium Zittau 1952 das Abitur ab und studierte anschließend bis 1956 Slawistik an der Universität Leipzig. Er arbeitete zunächst als Übersetzer und Dolmetscher an der Deutschen Bauakademie in Berlin, bevor er sich ab 1958 als Mitarbeiter des Osteuropahistorikers Eduard Winter der Erforschung deutsch-slawischer Wissenschafts- und Kulturbeziehungen zuwandte. Im Jahr 1963 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin über deutsch-tschechisch-slowakische Kulturbeziehungen im 17./18. Jahrhundert. Von 1967 bis 1991 war Richter als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und später Forschungsgruppenleiter im Institut für Slawistik und im Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) tätig. Hier widmete er sich namentlich der Geschichte der slowakischen Literatur, mit Schwerpunkt auf Entwicklungsprozessen im 19. und 20. Jahrhundert; zudem verantwortete er mehrere interphilologische Kollektivprojekte. Im Jahr 1979 habilitierte er sich mit einer Monographie zu Entwicklungstrends in der slowakischen Literatur seit dem Vormärz zum Dr. sc. phil.; im Jahr 1985 wurde ihm die Professur für Slowakistik und Bohemistik verliehen. Nach Auflösung der AdW wirkte Richter 1992 bis 1995 als Projektleiter im Forschungsschwerpunkt Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas und anschließend bis 1999 im Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V. in Leipzig. An der Universität Leipzig lehrte er zwischen 1996 und 2002 slowakische Literaturgeschichte.

Richter war überdies Übersetzer aus dem Slowakischen und Tschechischen sowie Herausgeber von fünf Prosaanthologien: Feuerzeichen. Erzählungen über den Slowakischen Nationalaufstand (Berlin 1969, mit Anneliese Gladrow); Der steinerne Brunnen. Slowakische Erzählungen (Leipzig 1979); Das Abenteuer der alten Dame. Tschechische Erzählungen 1918−1945 (Leipzig 1982, 1985); Der durchbrochene Kreis. Slowakische Erzählungen 1918−1945 (Leipzig 1983); Ein Prager Sherlock Holmes. Tschechische Humoresken (Berlin 1984).

Als namhafter Slowakist wurde er mit dem internationalen Studienband Slowakische Kultur und Literatur im Selbst- und Fremdverständnis geehrt.[1] Im Organ des Slowakischen Schriftstellerverbandes erschien anlässlich des 80. Jubiläums ein umfangreiches Exklusivinterview.[2]

Ludwig Richter starb im Alter von 88 Jahren.[3]

Auszeichnungen

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Veröffentlichungen (Auswahl)

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Kliems, Alfrun (Hrsg.): Slowakische Kultur und Literatur im Selbst- und Fremdverständnis. Ludwig Richter zum 70. Geburtstag, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08676-5
  2. (Exklusivinterview mit Ludwig Richter). In: Literárny týždenník, Nr. 9–10/2014, S. 9–10.
  3. Traueranzeige in der Berliner Zeitung vom 13./14. August 2022, S. 27.
  4. https://literarnytyzdennik.sk/wp-content/uploads/2019/02/LT-31-32-2016.pdf, S. 4
  5. doi:10.1515/9783112647103
Personendaten
NAME Richter, Ludwig
KURZBESCHREIBUNG deutscher Slawist, Literaturwissenschaftler, Übersetzer
GEBURTSDATUM 29. März 1934
GEBURTSORT Waltersdorf bei Zittau
STERBEDATUM 17. Juli 2022
STERBEORT Berlin