Der LiMAx-Test (maximum liver function capacity) ist ein Leberfunktionstest, der auf der Verstoffwechselung von 13C-Methacetin durch das leberspezifische Cytochrom-P450-1A2-System beruht und die aktuelle Leberleistung im Augenblick der Messung am Patientenbett wiedergibt (Point-of-Care-Testing). LiMAx® ist eine eingetragene Marke der Firma Humedics GmbH (Berlin), die den Test und das zugehörige Messgerät (FLIP®) kommerziell entwickelt und vertreibt und die Patente am Testverfahren hält.[1]
Der LiMAx-Test ist ein leberspezifischer Atemgastest. Dem Patienten wird eine 13C-Methacetin-haltige Lösung intravenös verabreicht und erreicht mit dem Blutstrom die Leber. Dort wird die Testsubstanz 13C-Methacetin durch das leberspezifische Enzym Cytochrom P450 1A2 zu Paracetamol und letztlich zu 13CO2 verstoffwechselt, das anschließend über den Blutstrom zu den Lungen transportiert und hier abgeatmet wird.
Cytochrom P450 1A2 ist gleichmäßig über alle Zellen eines Leberazinus verteilt[2] und kommt im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der Cytochrom-P450-Familie ausschließlich in der Leber vor (leberspezifisch). Weiterhin ist das genannte Cytochrom P450 1A2 kaum durch klinisch häufig eingesetzte Medikamente induzierbar. Das als Testsubstanz eingesetzte 13C-Methacetin ist in der eingesetzten Dosierung nicht toxisch und sehr gut verträglich.[3] Das zur Markierung eingesetzte 13C ist ein stabiles, natürlich vorkommendes und nicht radioaktives Kohlenstoffisotop. Da 13C natürlicherweise auch mit der Nahrung aufgenommen wird, dürfen Patienten mindestens drei Stunden vor Messung nicht essen (nüchtern), um den Test nicht zu beeinflussen.
Der Patient bekommt zu Beginn des Tests eine Atemmaske aufgesetzt, die Einatemluft von Ausatemluft durch zwei Ventile trennt. Anschließend wird über eine Zeitspanne von 10 bis 20 Minuten das individuelle Verhältnis von 13CO2/12CO2 in der Ausatemluft als Referenzwert ermittelt (sogenannten Baseline-Messung).
Nach Injektion von 13C-Methacetin steigt das Verhältnis von 13CO2/12CO2 entsprechend an und wird durch Lasertechnik kontinuierlich in einem angeschlossenen Messgerät (FLIP®) quantifiziert. Da während der Messung nur das Verhältnis von 13CO2/12CO2 gemessen wird, beeinflussen chronische Lungenerkrankungen (z. B. COPD, Fibrose) das Ergebnis nicht. Mittels kinetischer Analyse kann der zeitliche Umsatz von 13C-Methacetin ermittelt werden. Der LiMAx-Wert ergibt sich hierbei als der auf das Körpergewicht normierte Maximalwert des Substratumsatzes.
Der LiMAx-Test findet bislang an deutschen, österreichischen und schweizerischen Universitätskliniken einen breiten Einsatz in hepatologischen und leberchirurgischen Fragestellungen.[4] Stockmann et al. (2009) und Stockmann et al. (2010) konnten zeigen, dass der LiMAx-Wert eine gute Vorhersage für postoperatives Leberversagen nach leberchirurgischen Eingriffen ist.[5][6] Nach Lock et al. (2012) kann zudem die einsetzende Leberregeneration gut charakterisiert werden.[7] Im Rahmen einer Lebertransplantation können mit Hilfe des LiMAx-Tests zeitnah nach der Transplantation Funktionsstörungen des Transplantats erkannt werden und Patienten von passenden Gegenmaßnahmen profitieren.[8] Mit Hilfe des LiMAx-Tests kann eine bestehende Zirrhose des Organs diagnostiziert und nach funktioneller Beeinträchtigung eingestuft werden.[9]
Der LiMAx-Test basiert vornehmlich auf Forschungs- und Entwicklungsarbeiten von Martin Stockmann und Karsten Heyne seit dem Jahr 2001. Im Jahr 2009 wurde die Firma Humedics gegründet, um einen Prototyp des LiMAx-Tests zu entwickeln und zu kommerzialisieren. Medizinische Forschung zum LiMAx-Test findet in der Arbeitsgruppe „workgroup for the liver“ der Charité Universitätsmedizin Berlin statt.[10]
Im Jahr 2013 wurde dem Erfinder des Verfahrens, Martin Stockmann, für seine Arbeit am LiMAx-Test von der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) der Von-Langenbeck-Preis für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Chirurgie verliehen.[11]