Stammwappen der Khuen von Belasi

Die Khuen von Belasy (auch Belassy, Belasi) sind ein altes, aus Tirol stammendes Adelsgeschlecht, das im 16. Jahrhundert auch in Niederösterreich und Böhmen ansässig wurde und in mehreren Linien verzweigt war. 1640 erfolgte die Erhebung der Familie in den Reichsgrafenstand. Die Familie ist bis heute in Südtirol ansässig.

Geschichte

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Castel Belasi bei Campodenno

Die Khuen (auch Khuon, Khun etc.) stammen von Egeno in der Grube von Tramin ab, der von 1209 bis 1229 urkundlich erscheint.[1] Als ritterliches Geschlecht erscheint es erstmals 1311 im Kriegsdienst der Traminer Dorfgemeinde.[2] Der Urenkel des Egeno, Dominus Chuonradus von Tramin, urkundlich von 1342 bis 1372, wurde „Chuon“ (der Kühne) genannt, welcher Name später als Khuen auf seine Nachkommen überging. Um 1380 erwarb Arnold, Sohn des Cuanus von Tramin, die namengebende Burg Belasi im Trentiner Nonsberg[3] durch Eheschließung mit Elisabeth von Belasi, der letzten ihres Stammes.

Hans Jakob wurde Landeshauptmann an der Etsch und vermählte sich 1422 mit Margarethe von Niederthor, ebenfalls Erbin aus einem Bozener Geschlecht, das u. a. auf Burg Neuhaus ansässig war. Damit kamen weitläufige Besitzungen an die Familie, die ihr Wappen (stehender Löwe) mit dem der Niederthor (Turm mit offenem Tor) vereinigte. Deutlicher traten die Khuen erst im 16. Jahrhundert in Erscheinung: Pankraz Khuen wurde 1496 Rat des späteren Kaisers Maximilian und im Jahre 1513 von ihm mit Burg Lichtenberg im oberen Vinschgau belehnt, das Khuen von den Herren von Spaur erworben hatte.

Blasius Khuen wurde 1541 niederösterreichischer Regimentsrat, sodann kaiserlicher geheimer Rat und 1560 bis gegen 1568 oberösterreichischer Kammerpräsident in Tirol. Rudolf Khuen wurde 1573 mit dem Prädikat Belasy von Gandeck, auch Liechtenberg und Aur, Freiherr zu Neu-Lembach in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen. Er hatte um 1537 die Herrschaft Gandegg (in Eppan) gekauft, wo er 1550 das heutige Schloss Gandegg im Überetscher Stil errichten ließ, und 1565 die niederösterreichische Herrschaft und Burg Neulengbach, die bis 1646 im Familienbesitz blieb. 1571 kam auch der Ansitz Thurn (Bozen) an die Khuen (bis 1637). 1621 wurde, direkt oberhalb von Gandegg, das Schloss Englar erworben, das bereits seit 1530 im Pachtbesitz war und bis heute im Familienbesitz blieb. Es wird als Wohnsitz und Hotel genutzt. Auch der Ansitz Kallmünz in Meran befindet sich heute im Familienbesitz, seit 2008 auch die Burgruine Festenstein.

1378 verpfändete Karl IV. einen Teil der südböhmischen Frauenberger Herrschaft mit dem Städtchen Lišov sowie Oselno und anderen umliegenden Dörfern an Johann Khuen. Die Familie kam später auch nach Südmähren, wo sie 1621 Swidnitz und 1633 Teinitz erwarb. Sie verteilte sich mit verschiedenen Linien in der gesamten Habsburgermonarchie, so die Khuen-Lützow in Mähren, die Khuen-Nuštar in Slawonien/Kroatien und die Khuen-Héderváry (ab 1873 als Erben der Familie Viczay-Héderváry) in Ungarn. 1880 kamen durch Heirat Schloss und Herrschaft Grusbach in Südmähren an die Familie. Hédervár und Grusbach blieben bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Khuen. Durch den Salzburger Erzbischof Johann Jakob Khuen von Belasi und seinen Bruder kam die Familie zeitweise auch in dieser Region zu Besitz (1568–1626 auf Schloss Gartenau, 1587–1717 auf Burg Weißpriach und 1610–1722 auf Schloss Kammer).

Besitzungen

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Wappen

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Stammwappen

Blasonierung: Schild von Silber und Rot geteilt mit einem aufgerichteten doppelt geschwänzten Löwen von verwechselter Farbe. Helmzier: Der Löwe vom Schild sitzend auf silber bequastetem roten Polster. Die Helmdecken sind rot-silbern.[4]

Gräfliches Wappen

Blasonierung: Gevierteter Schild, 1 und 4 das Stammwappen; 2 und 3 in Rot ein silberner Zinnenturm mit geöffnetem Tor (Wappen der Niederthor). Drei gekrönte Helme: rechte Helmzier wie im Stammwappen (es gibt zwei Varianten des Löwen: mit erhobenen Vorderpranken und alle vier Pranken am Polster); mittlerer Helm mit einer goldenen Krone (die Spitzen sind unterschiedlich beschrieben) darauf roter (auch rot-schwarz) geschlossener die Sachsen rechts gekehrter Adlerflug belegt mit dem Zinnenturm von 2 und 3; am linken Helm auf einer spitzigen Krone ein wachsender, rot bekleideter Rumpf eines Mannes mit roter Mütze, deren Aufschlag silbern und zinnenförmig ausgeschnitten ist, der Zipfel mit silberner Quaste wendet sich links und abwärts. (Die Ausführung der Kappe und des Mantelaufschlages differiert). Die Helmdecken sind rot-silbern.[5]

Persönlichkeiten

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Namensträger aus der 1622 im Mannesstamme erloschenen freiherrlichen Linie
Johann Jakob Khuen von Belasi (um 1515–1586), Fürsterzbischof von Salzburg
Johann Franz Khuen von Belasi (1649–1702), Fürstbischof von Brixen
Namensträger aus der jüngeren gräflichen Linie

Namensträger aus der gräflichen, in Niederösterreich und Böhmen begüterten Linie, welche Hanns Khuen, jüngerer Bruder Rudolfs, begründete:

Weitere Familienmitglieder

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Franz Huter: Tiroler Urkundenbuch, I. Abt., Bd. 2. Wagner, Innsbruck 1949, Nr. 587, 842, 857 u. 913.
  2. Otto Brunner: Zur älteren Geschichte der Khuen von Belasi. In: Festschrift zu Ehren Emil von Ottenthals. Innsbruck 1925, S. 228–234.
  3. Hannes Obermair: Tirolensia im Nationalmuseum Prag. In: Denkmalpflege in Südtirol 1991–1995. Hrsg. vom Landesdenkmalamt Bozen. Folio-Verlag, Wien-Bozen 1997, S. 277–290, hier: S. 277.
  4. GHdA – Lexikon, Band 91, 1987, S. 215
  5. Wappen in Wissgrill
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Commons: Khuen von Belasy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien