Karl-Heinz Bernhardt in der Leibniz-Sozietät (2015)

Karl-Heinz Bernhardt (* 24. Dezember 1935 in Zwickau) ist ein deutscher Meteorologe und ehemaliger Hochschullehrer. Er war von 1982 bis 1990 Präsident der Meteorologischen Gesellschaft der DDR.

Leben

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Bernhardt, Sohn eines Lehrers, absolvierte nach dem Erwerb des Abiturs in Auerbach/Vogtl. im Jahre 1953 ein Studium der Meteorologie am Geophysikalischen Institut der Karl-Marx-Universität Leipzig.[1] Sein Fachstudium basierte auf einer soliden physikalisch-mathematischen Grundausbildung und war von zwei Professorenpersönlichkeiten geprägt: dem Grenzschichtspezialisten und Klimatologen Karl Schneider-Carius als Praktiker und zugleich Institutsdirektor sowie dem Theoretiker Horst Philipps (1905–1962). Nach dem plötzlichen Tod von Schneider-Carius im Jahre 1959 und einer kommissarischen Leitung durch Robert Lauterbach (1915–1995) übernahm Friedrich Kortüm (1912–1993) im Jahre 1961 die Leitung des Geophysikalischen Instituts.

Im Zeitraum von 1957 bis 1961 war Bernhardt als Aspirant und danach bis 1969 als Oberassistent am Geophysikalischen Institut der Universität in Leipzig tätig. 1962 wurde er mit der Arbeit Zur Theorie des vertikalen atmosphärischen Turbulenzwärmestroms promoviert und 1967 mit dem Thema Theoretische Untersuchungen zur Energetik der Atmosphäre habilitiert.

Im Jahr 1960 heiratete er die Mathematikstudentin Hannelore Kärgel der Universität Leipzig, später habilitierte Hochschuldozentin für Geschichte der Naturwissenschaften/Mathematik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Das Ehepaar hat zwei Töchter: die promovierte Ingenieurin Mira Stranz (* 1963) und die Künstlerin Sandra Rienäcker (* 1968).

Mit der Hochschulreform von 1968 in der DDR wurde das Meteorologiestudium nur noch in Ost-Berlin fortgeführt und das Geophysikalische Institut der Leipziger Universität im Jahre 1971 geschlossen. Bernhardt nahm daher 1969 eine Berufung als Hochschuldozent für Meteorologie und Geophysik an die Sektion Physik der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) an.

Von 1970 bis 1994 wirkte Bernhardt an der HUB als ordentlicher Professor für Meteorologie. Von 1969 bis 1990 war er zugleich Leiter des Bereiches Meteorologie und Geophysik der Sektion Physik. Die Familie Bernhardt siedelte daher 1970 nach Berlin über.

Bernhardt arbeitete in einer Arbeitsgruppe der Meteorologischen Weltorganisation zu Problemen der atmosphärischen Grenzschicht mit. Er leitete von 1981 bis 1990 Projekte zur Physik der atmosphärischen Grenzschicht im Rahmen der Kommission der Akademien der Wissenschaften sozialistischer Länder für die multilaterale Zusammenarbeit zum komplexen Thema Globale Physikalische Forschungen (KAPG). Als expert reviewer nahm er an mehreren Begutachtungsrunden für den fünften IPCC Assessment Report 2013 teil, der einen Sachstandsbericht zum globalen Klimawandel darstellt.

Von 1970 bis 1991 war Bernhardt Vorstandsmitglied und von 1982 bis 1990 Präsident der Meteorologischen Gesellschaft der DDR.

1990 wurde er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR.

1993 war er Gründungsmitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, in der er von 1996 bis 2012 Sekretar der Klasse Naturwissenschaften und von 2012 bis 2016 Stellvertretender Sekretar der Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften war.[2]

Bernhardts Arbeitsgebiete umfassen die Physik der Atmosphäre und des Klimasystems, insbesondere Probleme der Turbulenz und der atmosphärischen Grenzschicht, die Klimatologie[3] sowie globale Umweltprobleme[4] und die Geschichte der Meteorologie.[5]

Ehrungen

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Veröffentlichungen

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Bernhardt hat über 300 wissenschaftliche Publikationen in Büchern, Sammelwerken, Festschriften, Lexika und Zeitschriften zu diesen Themen verfasst und war von 1972 bis 1991 Mitherausgeber der Zeitschrift für Meteorologie.[6][7]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Michael Börngen, Astrid Ziemann: Geschichte des Instituts für Meteorologie, Leipzig
  2. Rede Karl-Heinz Bernhardts vor der Leibniz-Sozietät anlässlich seines 70. Geburtstags (PDF; 157 kB). Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Band 86, trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2006, S. 115–162.
  3. Karl-Heinz Bernhardt: Thesen zur Klimadebatte (PDF; 133 kB). In: LIFIS Online, am 14. Dezember 2010.
  4. Karl-Heinz Bernhardt: Klima und Menschheit im Wandel (PDF; 1,6 MB). In: Dietrich Spänkuch (Hrsg.): Klima und Menschheit. Kolloquium am 14. April 2016 anlässlich der 80. Geburtstage von Karl-Heinz Bernhardt, Klaus-Dieter Jäger und Dietrich Spänkuch. Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 129. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2016, S. 23–45, ISBN 978-3-86464-135-0.
  5. Karl-Heinz Bernhardt: Goethe, die Meteorologie und kein Ende? (PDF; 1,08 MB). Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 43, trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2000, S. 63–104.
  6. Dieter B. Herrmann: Laudatio auf Karl-Heinz Bernhardt. Vorgetragen auf der Plenarveranstaltung anlässlich des 75. Geburtstages von Karl-Heinz Bernhardt am 13. Januar 2011 (PDF; 88 kB). Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 110. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2011, S. 177–184.
  7. Gerhard Banse: Laudatio zum 80. Geburtstag von Karl-Heinz Bernhardt. (PDF). In: Dietrich Spänkuch (Hrsg.): Klima und Menschheit. Kolloquium am 14. April 2016 anlässlich der 80. Geburtstage von Karl-Heinz Bernhardt, Klaus-Dieter Jäger und Dietrich Spänkuch. Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 129. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2016, S. 9–11, ISBN 978-3-86464-135-0.
Personendaten
NAME Bernhardt, Karl-Heinz
KURZBESCHREIBUNG deutscher Meteorologe
GEBURTSDATUM 24. Dezember 1935
GEBURTSORT Zwickau