Jodocus Willich, Porträt von Frantz Friderich aus dem Jahr 1550

Jodocus Willich (eigentlich Wilcke; * 1501 in Rößel; † 12. November 1552 in Halle (Saale)) war ein deutscher Arzt, Philologe und Universalgelehrter aus Ostpreußen. Die Schreibweise seines Namens variiert: Jodocus Willichius (latinisiert); Iodocus Willichius; Iodocus Vuillichius; Wild; Jose Willich; Willichius Resellius; Willichius Resellianus.

Leben

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Jodocus Willich, Porträt von 1688

Nach seinem Studium an der Universität Frankfurt an der Oder, wo er sich als 15-jähriger immatrikulierte, erwarb er bereits im Jahr 1517 den akademischen Grad eines Baccalaureus. Im Jahr 1522 machte er seinen Magister. Zwei Jahre darauf übernahm Willich seine erste Frankfurter Professur und wurde zum Rektor gewählt. In den Jahren 1528 und 1532 war er der Dekan der Artisten.[1]

Als einer der großen Renaissancegelehrten wurde der bedeutende Polyhistor zum Bannerträger der Universität in jener Zeit. Der Freund Philipp Melanchthons war ein berühmter Arzt und Sprachförderer. Er schuf um sich die erste gelehrte Gesellschaft in der Oderstadt. Auch gilt er als Gründer der ersten bürgerlichen Musiziergemeinschaft Deutschlands („convivium musicum“), in der sich zwölf Personen mit weltlicher Musik und der Diskussion musikalischer Fragen ab 1535 beschäftigten.

Auf Jodocus Willich gehen auch die Bezeichnungen Viadrus für den Oderfluss (direkt) und Viadrina für die Frankfurter Universität (indirekt) zurück. Willich übernahm die unscharfe Bezeichnung Viadus für einen nicht genauer definierten Ostseezufluss von dem alexandrinischen Kartografen Claudius Ptolemäus und übertrug sie auf die Oder. Im Jahr 1543 erschien erstmals für ein Druckerzeugnis statt des Druckortes Frankfurt an der Oder die Bezeichnung „Francofordii cis Viadrum“. Ab 1549 verließen immer mehr Druckerzeugnisse mit dem Vermerk „Francoforti ad Viadrum“ die örtliche Druckerpresse. Erst ab dem 17. Jahrhundert wurde der Name „Viadrina“ zum lateinischen Schmucknamen der Universität.[2][3]

Auf Vermittlung von Jodocus Willich kam die Komödie Studentes aus der Feder seines Studenten Christoph Stummel im Jahr 1549 bei dem neu eingestellten Universitätsdrucker Johann Eichorn in Druck. Das Drama gilt als erste Studentenkomödie der Literaturgeschichte.[4]

Am 12. November 1552 erlitt Willich bei einem Morgenspaziergang einen Schlaganfall und starb. Die Leiche wurde sogleich nach Frankfurt überführt und bereits am 14. November in der Marienkirche beigesetzt.

Familie

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Jodocus Willich war mit Regina, der Tochter des Frankfurter Bürgermeisters Hieronymus Jobst, verheiratet. Mit ihr hatte er drei Söhne und eine Tochter.

Schriften

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Literatur

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Commons: Jodocus Willich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: ADB:Willich, Jodokus – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Andrea Lehmann: Die Säkularfeiern der Alma Mater Viadrina (1606-1906). Europa-Universität, Frankfurt (Oder), 2005, S. 31. (Diplomarbeit als PDF im Stadtarchiv)
  2. Ralf-Rüdiger Targiel: Vom Fluss- zum Schmucknamen für die Universität? In: UNIon Nr. 37/38 Feb./Mai 2003, S. 25.
  3. Ralf Loock: Mündungen der Flüsse bestimmt, in: Märkische Oderzeitung (Digitalisat)
  4. Fritz Richard Lachmann: Die „Studentes“ des Christophorus Stymmelius und ihre Bühne. Dissertation Uni Leipzig, 1926, S. 60.
Personendaten
NAME Willich, Jodocus
ALTERNATIVNAMEN Wilcke, Jodocus
KURZBESCHREIBUNG deutscher Universalgelehrter
GEBURTSDATUM 1501
GEBURTSORT Rößel
STERBEDATUM 12. November 1552
STERBEORT Halle