Während der Studienzeit arbeitete er für vier Jahre als freier Mitarbeiter beim Lokalteil der SZ in München. 2008 wurde er Volontär bei der FAZ. Von 2010 bis 2019 war er dort Redakteur im Wirtschaftsressort.
In dieser Zeit veröffentlichte er mehrere Bücher: 2011 erschien ein Reisebericht über sogenannte Aussteiger in Buchform.[4][5] Ab 2013 verantwortete er die FAZ-Reportageseite „Menschen und Wirtschaft“.[6] 2016 veröffentlichte Grossarth den Reportageband Vom Land in den Mund, in dem er das Spannungsfeld moderner Nahrungsproduktion zwischen emotionalen Verbraucherwünschen, ökologischen Grenzen und ökonomischen Realitäten schildert.[7][8] 2019 erschien der von ihm herausgegebene wissenschaftsjournalistische Band Future Food. Die Zukunft der Welternährung, in dem Journalisten und Wissenschaftler die Möglichkeiten und Grenzen der zukünftigen Welternährung ausloten.[9] Die Recherchen basieren auf einem journalistischen Langzeitprojekt, das er 2018 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und das European Journalism Centre in Maastricht koordinierte.[10]
Im Mai 2019 wurde Grossarth beim Statistischen Bundesamt Projektleiter für den Aufbau eines Newsrooms.[11] Er veröffentlichte weiter als freier Autor Texte in Zeitungen.[12][13] Im November 2019 wurde er Leiter des Medien- und Kommunikationsstabes im Bundeslandwirtschaftsministerium.[14]
Diese Position verließ Grossarth zum 1. April 2020.[15] 2021 erhielt er einen Ruf der Hochschule Biberach. Seine Professur ist an der Fakultät für Bauingenieurwesen angesiedelt und befasst sich mit der Verbindung nachwachsender oder wiederverwendeter Rohstoffe mit der baulichen Nutzung. In der Bioökonomie sieht er ,,eine Chance, Nachhaltigkeit nicht überwiegend mit Verzicht zu verbinden, sondern mit Technik und Innovation".[16] Von 2021 bis 2023 war er zudem an der Ludwig-Maximilians-Universität München wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt ,,Vorsorge und Innovation als bioethische Prinzipien in der Bioökonomie".[17]
Er ist seit 2021 Jurymitglied des Deutschen Journalistenpreises.[18]
Die Reisereportage „Vom Aussteigen und Ankommen“ (2011) fand Resonanz[19][20][21][22]. Sie regte Fernsehdokumentationen in ZDF, 3 Sat oder Spiegel TV über einzelne darin vorkommende Aussteiger wie den Selbstversorger Gottfried[23] an[24][25][26]. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten erwähnen das Buch exemplarisch für populäre Schriften der frühen 2010er Jahre über die Sehnsucht nach einem freieren Leben.[27][28][29][30][31][32][33][34] Der Autor blicke aus „eher bürgerlich-konservative Perspektive“, jedoch mit „zahlreichen Inspirationen“, heißt es rückblickend bei Jochen Dallmer.[35] Das Schlosstheater Moers führte die Texte des Werkes 2013 als szenische Bühnenlesung mit Frank Wickermann auf.[36] Grossarth Beitrag[37] über den historischen Aussteiger August Engelhardt erschien rund drei Jahre vor Christian Krachts Roman Imperium über selbigen und wird mit dessen Entstehung in Zusammenhang gebracht.[38]
Debatte über industrielle und bäuerliche Landwirtschaft (2016)
Das erzählerische Sachbuch „Vom Land in den Mund“ (2016) stößt auf gemischte Kritik. Dass Grossarths Position zum Konflikt von industrieller und bäuerlicher Landwirtschaft ,,differenziert" und ,auf Ausgleich bedacht" ist, wird gelobt[39][40], andererseits bemängelt.[41][42] Das Buch erschien in zweiter Auflage in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung.[43]
Im Deutschlandfunk erklärte Grossarth, nach welchem Maßstab er die Agrarfrage beurteile:
„Für mich ist das entscheidende Wort Vielfalt und eben nicht Raps bis zum Horizont oder Mais bis zum Horizont. Wir brauchen sie, weil sie uns gut tun, weil wir ein ästhetisches Empfinden haben und die Atmosphären dieser Landschaften eine Wirkung auf uns haben. Und monotone Landschaften wirken deprimierend und vielfältige Landschaften, die eigentlich diesen Begriff Landschaft verdient haben nur, wo man mal Obstwiesen hat, Obstbäume, alten Baumbestand, Abwechslung, Variation machen fröhlich, melancholisch oder geben uns das Gefühl, dass wir irgendwie in dieser Landschaft, in dieser Natur uns wohl fühlen können. Und ich meine, dass das auch ein Kriterium sein sollte für industrielle Nahrungserzeugung.“ Jan Grossarth, Deutschlandfunk Kultur, 30.4.2016[44]
Für seine laut der Jury ,,oft poetischen Beiträge[n]" darüber, wie ,,Politiker, Umweltaktivisten, aber auch manche Großbauern den Blick für das Wichtige verlieren", erhält er 2017 den Ludwig-Erhard-Förderpreis.[45] Seine 2019 erschienene Dissertation setzt sich mit metaphorischen Krisenbeschreibungen industrieller Landwirtschaft als „Vergiftungs“-Geschehen auseinander. Der Rezensent Friedemann Schmoll nennt sie einen ,,wichtige[n] Beitrag zur Kulturgeschichte der Natur und dem Gewicht von Gift im Sprach- und Bildgedächtnis."[46][47]
Grossarths Vorstellung für die künftige Welternährung ist die einer zirkulären Bioökonomie, in der Pflanzennährstoffe technisch in Kreisläufen geführt werden.[48] Nach Erscheinen seines Buches ,,Future Food" (2019) war Grossarth hierzu vielfach Gesprächsgast und Vortragsredner.[49][50][51][52][53][54] Er war auch wissenschaftlicher Berater der Ausstellung ,,Future Food – Essen für die Welt von Morgen" im Deutschen Hygienemuseum Dresden (2020–2021).[55] Für den Abschlussbericht der Sonderinitiative Eine Welt ohne Hunger des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit verfasste er 2022 mehrere Leitartikel.[56] Als eine versöhnende ,,Friedensbrücke" beider agrarischer Welten – der agrarischen und bioökonomisch-industriellen[57] – beschreibt Grossarth selbst 2022 sein Lehrgebiet als Professor, die Bioökonomie.[58]
2012 Bernd-Tönnies-Preis für Tierschutz in der Nutztierhaltung für den Artikel Im Gespräch mit Peter Wesjohann: Den Menschen fehlt einfach das Geld fürs Bio-Huhn
Vom Aussteigen und Ankommen. Besuche bei Menschen, die ein einfaches Leben wagen. Riemann Verlag, München 2012, ISBN 978-3-570-50123-8.
Nord & Süd: Leben, Arbeit, Wirtschaft in Südtirol (Hg.). Edition Raetia, Bozen 2015, ISBN 978-88-7283-541-8.
Vom Land in den Mund. Warum sich die Nahrungsindustrie neu erfinden muss. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2016, ISBN 978-3-312-00692-2.
Heidelbeeren aus der Oberpfalz in: Nadja Mayer (Hrsg.): Nichts wie raus! Geschichten vom Glück im Grünen. Insel Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-458-36145-9.
Die Vergiftung der Erde, Metaphern und Symbole agrarpolitischer Diskurse seit Beginn der Industrialisierung. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2018, ISBN 978-3-593-50881-8 (zugleich Dissertation Universität Regensburg)
Future Food. Die Zukunft der Welternährung WBG Theiss Verlag, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-8062-3971-3.
Heiligenleuchten. Erkundungen (2008-2019). Westfälisches Dampfboot, Münster 2021, ISBN 978-3-89691-062-2.
Heilsam bis tödlich: Ein bewusstseinserweiternder Streifzug durch die vergessene Welt der Giftpflanzen. Knesebeck, München 2022, ISBN 978-3-95728-569-0.
Bioökonomie und Zirkulärwirtschaft im Bauwesen. Eine Einführung. Springer Vieweg, Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-658-40197-9.
↑Christoph Baumann: Idyllische Ländlichkeit: Eine Kulturgeographie der Landlust. transcript Verlag, 2018, ISBN 978-3-8394-4333-0 (google.de [abgerufen am 4. Januar 2023]).
↑Peter Dehne: Raumpioniere. Lichter im Nirgendwo, Parallelwelten in der Peripherie oder Retter des ländlichen Raums? In: Religionshybride: Religion in posttraditionalen Kontexten. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-19578-0, S.167–185, doi:10.1007/978-3-531-19578-0_9.
↑Norbert Jung, Heike Molitor, Astrid Schilling: Vom Sinn der Heimat: Bindung, Wandel, Verlust, Gestaltung – Hintergründe für die Bildungsarbeit. Verlag Barbara Budrich, 2013, ISBN 978-3-86388-191-7 (google.de [abgerufen am 4. Januar 2023]).
↑Олена Бондарчук: Аussteiger у лінгвоперсонології. In: Науковий вісник Східноєвропейського національного університету імені Лесі Українки. Nr.3, 18. August 2017, S.186–190 (edu.ua [abgerufen am 4. Januar 2023]).
↑Hans Joachim Kujath, Peter Dehne, Axel Stein: Change of the rural area in the knowledge society. In: Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning. Band77, Nr.5, 31. Oktober 2019, ISSN1869-4179, S.475–491, doi:10.2478/rara-2019-0042 (oekom.de [abgerufen am 4. Januar 2023]).
↑Alexander Fischer: Wider das System: der gesellschaftliche Aussteiger in Genazinos Ein Regenschirm für diesen Tag und literarische Verwandte bei Kleist und Kafka. University of Bamberg Press, 2012, ISBN 978-3-86309-086-9 (google.de [abgerufen am 4. Januar 2023]).
↑Jochen Dallmer: Glück und Nachhaltigkeit. Subjektives Wohlbefinden als Leitmotiv für nachhaltige Entwicklung. Transcript, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8376-5247-5, S.246.
↑Grossarth, Jan (2009), Die Retter der Kokosnuss, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 174, 30. Juli 2009.
↑Astrid Dröse, Friedrich Vollhardt: Öko-Kommunarden um 1900: Karl Wilhelm Diefenbach, August Engelhardt und Christian Krachts Roman Imperium (2012). In: Barbara Mahlmann-Bauer, Paul Michael Lützeler (Hrsg.): Aussteigen um 1900: Imaginationen in der Literatur der Moderne. Wallstein, Göttingen 2021, ISBN 3-8353-3919-2, S.331–360.
↑Bayerischer Rundfunk: radioWelt. 20. Mai 2022, abgerufen am 4. Januar 2023.
↑Anna-Lisa Dieter, Viktoria Krason: Future Food: Essen fu ̈r die Welt von morgen. Wallstein Verlag, 2020, ISBN 978-3-8353-3656-8, S.175 (google.de [abgerufen am 4. Januar 2023]).
↑Johanna Jauernig, Ingo Pies, Paul B. Thompson, Vladislav Valentinov: Agrarian Vision, Industrial Vision, and Rent-Seeking: A Viewpoint. In: Journal of Agricultural and Environmental Ethics. Band33, Nr.3, 1. Dezember 2020, ISSN1573-322X, S.391–400, doi:10.1007/s10806-020-09830-3.
↑Reporter Forum (Memento des Originals vom 27. März 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reporter-forum.de