Isolde Kurz um 1870

Isolde Maria Klara Kurz (* 21. Dezember 1853 in Stuttgart; † 6. April 1944 in Tübingen) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Mit ihren Gedichten (1888) und Neuen Gedichten (1903) genießt sie in Deutschland hohes Ansehen unter den Lyrikern. Ihre Kurzgeschichten – Florentiner Novellen (1890), Phantasien und Märchen (1890), Italienische Erzählungen (1895) und Von Dazumal (1900) – zeichnen sich durch ein feines Formgefühl und einen klaren Stil aus.

Leben

Isolde Kurz wurde als zweites von fünf Kindern und einzige Tochter des Schriftstellers und Bibliothekars Hermann Kurz und dessen Frau Marie Kurz, geb. Freiin von Brunnow,[1] geboren. Marie Kurz entstammte einem alten Adelsgeschlecht und war eine Ururgroßnichte des Prälaten Friedrich Christoph Oetinger und Urenkelin von dessen Neffen, Oberst Heinrich Reinhard Ritter und Edler von Oetinger (1738–1796).

Marie Kurz unterrichtete ihre Tochter selbst. In Stuttgart lebte Isolde fünfeinhalb Jahre, bis die Familie im Frühjahr 1859, nach zwei Umzügen innerhalb Stuttgarts, nach Oberesslingen zog. Ihre dortige Kindheit schilderte sie später als idyllisch, jedoch nicht frei von Konflikten zwischen dem freigeistigen Lebens- und Erziehungsstil ihrer Eltern und den bodenständigen Anschauungen der Dorfbevölkerung.[2]

Einige Zeit nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1873 übersiedelte Isolde Kurz nach München, wo ihr Bruder Erwin als Kunststudent lebte, um dort ihren Lebensunterhalt mit Übersetzungen und Sprachunterricht zu bestreiten. Ludwig Pfau, ein naher Freund ihrer Eltern, „erwies mir nun den Liebesdienst, mich in die Münchner Schriftsteller- und Künstlerkreise einzuführen“, wie sie über vier Jahrzehnte später aufschrieb. Vor allem befreundete sie sich durch Pfaus Vermittlung mit Charlotte und Robert von Hornstein und Rosalie Braun-Artaria und verkehrte im Haus von Paul Heyse, einem weiteren Freund ihrer Eltern.[3]

Von ihrem ersten Honorar ließ Isolde Kurz auf dem Alten Friedhof in Tübingen ein Marmordenkmal für ihren Vater errichten. Ein Jahr darauf folgte sie gemeinsam mit der Mutter und dem jüngsten Bruder einer Einladung ihres Bruders Edgar nach Italien. Dieser hatte sich kurz zuvor in Florenz als Arzt niedergelassen und führte eine Praxis.

Zwischen 1877 und 1912 wurde für 35 Jahre Florenz zu ihrem Hauptwohnsitz.[4] In Italien verkehrte sie unter anderem mit Adolf von Hildebrand, Hans von Marées, Arnold Böcklin und Jacob Burckhardt, las am Damentisch der Biblioteca Nazionale Jacob Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien, durchwanderte mit einem Lehrer und Künstler namens Althofen die Galerien und plante, mit ihm gemeinsam einen Cicerone zu verfassen.

Nach dem plötzlichen Tod Althofens formte sie aus dem recherchierten Stoff ihre Florentiner Novellen, die 1890 bei Cotta verlegt wurden.

Dies war ihre dritte selbstständige Publikation. Im Jahre 1888 hatte sie bereits ihren ersten Band mit Gedichten veröffentlicht und gleichfalls 1890 bei Göschen in Stuttgart die gesammelten „Phantasien und Märchen“, die zuerst in Zeitschriften erschienen waren. Im Seebad Forte dei Marmi lernte sie Eleonora Duse und den Schriftsteller Gabriele D’Annunzio kennen.

Im Jahre 1904 gab sie zwei Gedichtbände ihres knapp ein Jahr älteren Bruders, dem Mediziner und Lyriker Edgar Kurz, heraus, der im selben Jahr verstorben war.

Nach 1905 lebte sie mit der Mutter, die sie bis zu deren Tod im Jahre 1911 pflegte, abwechselnd in München und im Seebad Forte dei Marmi.

Im Jahr 1911 kehrte ihr Jugendfreund Ernst von Mohl als Witwer aus Russland zurück und stand ihr bis zu seinem Tode im Jahre 1929 als Lebensgefährte zur Seite. Gemeinsam unternahmen sie 1912 eine Reise nach Griechenland. Ab 1912 nahm sie ihren Wohnsitz in München.[4] Im Juni 1933 wurde Isolde Kurz in die nach dem Willen der NSDAP neu strukturierte Preußische Akademie der Künste berufen.[5] Nach Ansicht des Literaturkritikers Tilman Krause hatte Kurz in der Zeit des Nationalsozialismus kaum Schwierigkeiten, „sich auf den ‚neuen Geist‘ einzuschwingen“.[6] Dabei ist ihr Verhältnis zum nationalsozialistischen Regime durchaus ambivalent. Die Eloge zum 50. Geburtstag des Führers schrieb sie nur auf Druck des Präsidenten der Reichsschrifttumskammer Hanns Johst. In ihren Kalender notierte sie: „Den ganzen Tag schwer bedrängt durch das von der Reichsschrifttumskammer aufgelegte Führergedicht, weil ich sehe, daß ich mich der Aufgabe nicht entziehen kann.“[7] Bereits Theodor Heuss regte zu ihrem achtzigsten Geburtstag in seinem Brief vom 24. November 1933 an Otto Meißner („Anregung an die Präsidialkanzlei“) die offizielle Ehrung von Isolde Kurz an. Erst zehn Jahre später empfing sie aus Joseph Goebbels’ Hand die von Hindenburg gestiftete Goethe-Medaille. Obwohl sie also durchaus eine anerkannte Schriftstellerin im Dritten Reich blieb, hatte sie zuvor das französische Manifest gegen „Auswüchse des Nationalismus, für Europa und für die Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland“ (1931) ebenso unterzeichnet wie die Aufrufe „Gegen den Antisemitismus“ und „Für die Ächtung der Kriegsmittel“ (Mai 1930).[8]

Isolde Kurz verstarb in der Nacht vom 5. zum 6. April 1944. Sie wurde auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt.

Ihre Bibliothek befindet sich als Depositum des Kulturamts Stuttgart im Deutschen Literaturarchiv Marbach.[9]

Grab auf dem Stadtfriedhof Tübingen

Ehrungen

Übersetzungen

Werke

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

Einzelnachweise

  1. Schlatter, Dora: Marie Kurz, [geborene Freiin von Brunnow]: ein Lebensbild. Basel u. a.: Reinhardt, [1907]. (Von edlen Frauen; 2)
  2. Isolde Kurz: Aus meinem Jugendland. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart/Berlin 1918. Besonders S. 24 und S. 29ff. [1]
  3. Isolde Kurz: Aus meinem Jugendland. Stuttgart 1919, 237 f.
  4. a b Wolfgang Mährle: Ein gescheitertes Frauenleben. Barbara Gonzaga aus der Sicht der Schriftstellerin Isolde Kurz, in: Von Mantua nach Württemberg: Barbara Gonzaga und ihr Hof. Begleitbuich zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg. Bearb. Peter Rückert. Stuttgart, 2011, S. 191.
  5. Stuttgarter Neuestes Tageblatt vom 10. Juni 1933. Zitiert nach Joseph Wulf: Literatur und Dichtung im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1966, S. 35.
  6. Tilman Krause: Nur Italien könnte erlösen, Literarische Welt, 28. Juli 2012, S. 4
  7. Zitiert nach: Jutta Bendt: In der inneren Heimat oder nirgends. Isolde Kurz (1853–1944), in: Marbacher Magazin 104, S. 66.
  8. Vgl. Bendt, in: Marbacher Magazin 104, S. 63.
  9. Dagmar Jank: Bibliotheken von Frauen: ein Lexikon. Harrassowitz, Wiesbaden 2019 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen; 64), ISBN 978-3-447-11200-0, S. 111.
  10. Daniela Strigl: Berühmtsein ist nichts. Marie von Ebner-Eschenbach. Eine Biographie. Residenz, Wien 2016, S. 537
  11. Gabriele Katz: Stuttgarts starke Frauen. Theiss, Darmstadt 2015, S. 37.
  12. Karl Marx Friedrich Engels Briefwechsel mit Wilhelm Bracke (1869–1880). Im Auftrag des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED hrsg. und eingeleitet von Heinrich Gemkow. Dietz Verlag, Berlin 1963 (= Bücherei des Marxismus-Leninismus, Band 62), S. 102, 104, 106–110, 116–119, 123–125, 132–135, 144–146, 149, 152–153 und 158