Ilse Erika Korotin (geboren 18. August 1957 in Horn, Niederösterreich) ist eine österreichische Philosophin und Soziologin. Sie forschte und publizierte zur Ideengeschichte des Nationalsozialismus. Am Institut für Wissenschaft und Kunst in Wien leitet sie die Dokumentationsstelle Frauenforschung. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind feministische Biografieforschung und Wissenschaftsgeschichte.

Leben und Werk

Ilse Korotin absolvierte eine Ausbildung zur Buchhändlerin. Nach mehrjähriger Berufstätigkeit studierte sie ab 1983 Philosophie und Soziologie an der Universität Wien. 1990 wurde sie zur Dr. phil. promoviert und arbeitet seitdem am Wiener Institut für Wissenschaft und Kunst, seit 1991 als Leiterin der Dokumentationsstelle Frauenforschung.[1]

Unter ihrer Leitung wird seit 1998 das Dokumentations-, Forschungs- und Vernetzungsprojekt biografiA. biografische datenbank und lexikon österreichischer frauen durchgeführt. Es widmet sich der historisch-biografischen Aufarbeitung österreichischer Frauenpersönlichkeiten im Zeitraum der erstmaligen Nennung Österreichs bis zur Gegenwart mit dem Ziel weitergehenden Forschungen im Bereich der feministischen Geschichtsforschung, der Wissenschaftsgeschichte sowie der Frauen- und Genderforschung eine fundierte Basis zu geben. 2016 erschien das von Korotin herausgegebene vierbändige Lexikon biographiA. Lexikon österreichischer Frauen. Es beinhaltet rund 20.000 Biografien österreichischer Frauen und Hinweise auf frauenbiografische Spuren.[2]

Als Teil des Projekts gab Ilse Korotin zusammen mit Brigitta Keintzel von der Universität Wien 2002 das lexikalische Nachschlagewerk Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken heraus.[3] Es umfasst Lebensgeschichten von 342 wissenschaftlich tätigen Frauen aus allen Bereichen der Kultur- und Naturwissenschaften von der Jahrhundertwende bis zur Nachkriegszeit, darunter mehrere Wissenschaftlerinnen, die in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurden. Das Lexikon zeige auch, „dass es bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nur sehr wenigen Frauen gelang, in dem institutionalisierten Wissenschaftsbetrieb zu reüssieren. Habilitationen und Ernennungen zu Professor(inn)en blieben Ausnahmen“.[4] Die Vielzahl der Biografien spreche für eine breite Emanzipationsbewegung, schreiben die Herausgeberinnen im Vorwort und fordern eine „grundlegende Revidierung der bisherigen Sichtweise auf die österreichische Wissenschaftsgeschichte“.[5]

Auszeichnung

Publikationen (Auswahl)

Monografie

Herausgeberschaften und Beiträge

Buchbeiträge

1994 und 1995: doi:10.1007/978-3-322-99766-1_16;
1997/98: doi:10.1007/978-3-322-99644-2_14

Literatur

Einzelnachweise

  1. Autorinnen, in: Der feministische „Sündenfall“? (s. Publikationen), S. 262
  2. Biografieforschung auf Feministisch, derstandard.at vom 26. Mai 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
  3. Rezensionsnotiz bei Perlentaucher
  4. Rezension in: Sehepunkte, Ausgabe 5 (2005), Nr. 9.
  5. Ein steiniger Weg: Forscherinnen von gestern bis heute, Science.ORF.at
  6. Review von Johanna Gehmacher in: L’Homme. Band 4, Heft 2, S. 129–133, ISSN (Online) 2194-5071, ISSN (Print) 1016-362X, doi:10.7767/lhomme.1993.4.2.129, December 1993