Editionswissenschaftlerin Gabriele Radecke, Leiterin der Theodor-Fontane-Arbeitsstelle in Göttingen, Foto: Klaus-Peter Möller 2019
Gabriele Radecke, Foto: Klaus-Peter Möller (2019)

Gabriele Radecke (* 14. September 1967 in Berlin) ist eine deutsche Literaturwissenschaftlerin, Editionswissenschaftlerin, Autorin, Herausgeberin und Editorin.

Leben

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Nach dem Abitur in Mainz absolvierte Gabriele Radecke eine Ausbildung zur Buchhändlerin von 1986 bis 1989. Im Anschluss studierte sie Germanistik, Politik- und Rechtswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und schloss 1995 mit einem Magisterexamen über Eduard von Keyserling ab. Nach der Teilnahme am Graduiertenkolleg Textkritik als Doktorandin an der Ludwig-Maximilians-Universität München promovierte sie im Jahr 2000 über Theodor Fontane.[1]

Radecke blieb nachfolgend auch als Postdoktorandin am Graduiertenkolleg Textkritik der LMU München für die textgenetische Edition von Theodor Fontanes Mathilde Möhring[2] und arbeitete als freie Literatur- und Editionswissenschaftlerin sowie als Redakteurin. 2009 nahm sie eine Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Georg-August-Universität Göttingen auf. Dort gründete sie im Jahr 2010 am Seminar für Deutsche Philologie die Theodor Fontane-Arbeitsstelle, die sie bis 2019 leitete.[3][4][5] 2020[6] hat sie die Leitung des Literaturarchivs der Akademie der Künste (Berlin) übernommen[7].

Gabriele Radecke ist die Ururenkelin des Komponisten Robert Radecke sowie die Urururenkelin des Musikverlegers Hugo Bock und des Theologen Ludwig Jonas.

Arbeitsschwerpunkte

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Zusammen mit Gotthard Erler und Heinrich Detering ist sie seit 2012 Herausgeberin und wissenschaftliche Leiterin der Großen Brandenburger Ausgabe der Werke und Briefe Theodor Fontanes.[8] Darüber hinaus arbeitet Gabriele Radecke zur Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie zur Brief-, Tagebuch- und Notizbuchforschung. Sie legte Editionen zu August von Goethe, Theodor Storm, Marie von Ebner-Eschenbach und Eduard von Keyserling vor. Zusammen mit der Theodor Fontane Gesellschaft, Sektion Berlin-Brandenburg, veranstaltete sie Fontane-Seminartage zu Von Zwanzig bis Dreißig (2015), zu Jenseit des Tweed (2016) und zu den Theaterkritiken (2018).

Literatur und Digitalisierung ist ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit. Seit 2010 ist Gabriele Radecke Herausgeberin der digitalen Edition von Theodor Fontanes Notizbüchern.[9] Im Oktober 2020 hat sie die Leitung des transnationalen Kooperationsprojekts Heinrich Mann DIGITAL (Literaturarchiv der Akademie der Künste) übernommen.[10]

Gabriele Radecke engagiert sich seit fünfundzwanzig Jahren für die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse.[11] 2017 wurde sie mit dem Preis des Stiftungsrats der Universität Göttingen in der Kategorie Wissenschaft und Öffentlichkeit „für den vorbildlichen Transfer aktueller wissenschaftlicher Themen in eine breite Öffentlichkeit“ ausgezeichnet.[12] Durch die wegweisende Verbindung konventioneller und digitaler Methoden bei der Edition des Werks von Theodor Fontane sei es ihr gelungen, unter Einhaltung höchster wissenschaftlicher Standards ihre Forschung anschaulich einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, so die Laudatio.[13]

2017 wurde sie zur Sprecherin des wissenschaftlichen Beirats zum Fontane-Jubiläum 2019 gewählt (fontane.200) und war in dieser Funktion als ehrenamtliche Beraterin für viele Ausstellungen[14] und Veranstaltungen tätig.[15] 2023 kuratierte sie gemeinsam mit Robert Rauh die Wanderausstellung Fontane on Tour – Skizzen und Notizen aus dem Havelland in der Kulturkirche Petzow am Schwielowsee, die vom Brandenburger Kulturministerium, vom Landkreis Potsdam-Mittelmark und von der Stadt Werder gefördert wurde.[16][17] In Brandenburg appelliert sie seit Jahren für den Erhalt der märkischen Dichterhäuser.[18][19][20]

Zusammen mit Robert Rauh betreibt sie das Internet-Portal Fontane Online,[21] das erstmals die im Internet verfügbaren Informationen und Medien zu Fontanes relevanten Werken virtuell zusammenführt und die Recherche erleichtert.[22]

Stipendien und Preise

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Veröffentlichungen

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Monographien

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Herausgeberschaft

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Editionen

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Ausstellungskataloge

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Serien in Zeitungen (Auswahl)

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„Fontanes vergessene Orte“

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Zus. m. Robert Rauh: Fontanes vergessene Orte. Achtteilige Serie in der Märkischen Allgemeinen Zeitung. Übersicht aller Teile in:

„Wandern nach Notizen“

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Zus. m. Robert Rauh: Wandern nach Fontanes Notizen. 19-teilige-Serie in der Märkischen Allgemeinen Zeitung. Übersicht aller Teile in:

„Fontanes Berliner Notizen“

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Zus. m. Robert Rauh: Fontanes Berliner Notizen. Fünfteilige Serie in der Berliner Zeitung über Buch, Schloss Monbijou, Pfaueninsel, Weißensee und Köpenick.

„Fontanes Havelland“

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Zus. m. Robert Rauh: Fontanes Havelland`. Sechsteilige Serie im Tagesspiegel über Plaue, Marquardt, Paretz, Petzow, Uetz und Wust.

Weitere Zeitungsartikel und Online-Publikationen

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Einzelnachweise

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  1. Interview mit Gabriele Radecke von Tilman Krause: Die Kommunikationsmaschine. In: welt.de. 28. Dezember 2018, abgerufen am 3. April 2019.
  2. Projektbeschreibung auf der Webseite des Graduiertenkollegs Textkritik
  3. Interview mit Gabriele Radecke auf Von Pappe ist nur der Einband – was Fontanes Notizbücher verraten. In: effi19.org. Pressenetzwerk für Jugendthemen e.V. (PNJ), 14. Januar 2019, abgerufen am 3. April 2019.
  4. Interview mit Gabriele Radecke von Leander Wattig: Gabriele Radecke: Ich habe die Fontane-Arbeitsstelle an der Universität Göttingen gegründet. In: leanderwattig.com. 6. Januar 2016, abgerufen am 1. Oktober 2021.
  5. Youtube-Interview mit Gabriele Radecke und Mathias Göbel Constanze Bartsch, Julia Langhof und Martin Stobbe: Perspektiven der Digitalen Editionsphilologie: Die Hybrid-Edition von Theodor Fontanes Notizbüchern. Interview im Rahmen der Masterclass „Digitale Editionen“ an der WWU Münster. 13. März 2015, abgerufen am 3. April 2019.
  6. Sibylle Hoiman und Gabriele Radecke übernehmen leitende Positionen. In: buchmarkt.de. BuchMarkt Verlag K. Werner, 21. Oktober 2020, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  7. Interview mit Gabriele Radecke von Tilman Krause in der Literarischen Welt Literarisches Archiv Berlins Akademie der Künste birgt riesige Schätze. 1. Dezember 2020, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  8. Tilman Spreckelsen: Endlich Zeitgenosse. In: faz.net. 7. Februar 2015, abgerufen am 3. April 2019.
  9. Tilman Spreckelsen: Besuch im Steinbruch des Autors. In: faz.net. 21. Februar 2014, abgerufen am 3. April 2019.
  10. Heinrich Mann DIGITAL. Eine transnationale Rekonstruktion. 15. Januar 2021, abgerufen am 21. Januar 2021.
  11. Anja Reinbothe-Occhipinti: Fontanes unbekannte Notizen: Eine Sommerreise durchs Ruppinsche. In: maz-online.de. 22. September 2018, abgerufen am 3. April 2019.
  12. Christiane Böhm: Für besonderes Engagement ausgezeichnet. In: goettinger-tageblatt.de. 11. Dezember 2017, abgerufen am 3. April 2019.
  13. Stiftungsrat ehrt Universitätsmitglieder für besondere Aktivitäten und Leistungen. In: focus.de. 11. Dezember 2017, abgerufen am 3. April 2019.
  14. Jens Bisky: Interessantheitshöhepunkte. In: Süddeutsche Zeitung. 30. Dezember 2019, abgerufen am 4. Januar 2020.
  15. Webseite zu Fontane.200 von der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH, abgerufen am 3. April 2019.
  16. Sibylle Haberstumpf: Fontanes unbekannte Skizzen in neuer Ausstellung. In: Berliner Morgenpost. 18. Mai 2023, abgerufen am 6. Februar 2024.
  17. Susanne Vieth-Entus: Das Making-Of der Wanderungen. Fontanes Notizen aus dem Havelland sind erstmals in einer Ausstellung zu sehen. In: Der Tagesspiegel. 18. Mai 2023, abgerufen am 6. Februar 2023.
  18. Robert Rauh und Gabriele Radecke: Bewahrt das Haus. In: der Freitag. 25. August 2020, abgerufen am 6. Februar 2024.
  19. Robert Rauh und Gabriele Radecke: Märkische Perlen in Not. In: Berliner Zeitung. 29. September 2020, abgerufen am 6. Februar 2024.
  20. Robert Rauh und Gabriele Radecke: Brandenburgs Erinnerungsorte in Gefahr. In: Märkische Oderzeitung. 20. Dezember 2023, abgerufen am 6. Februar 2024.
  21. Gabriele Radecke und Robert Rauh: Fontane Online. 29. Dezember 2022, abgerufen am 29. Dezember 2022.
  22. Gabriele Radecke und Robert Rauh: Bücherfrage der Woche: Was macht der alte Fontane denn jetzt im Internet? Abgerufen am 1. Januar 2023.
Personendaten
NAME Radecke, Gabriele
KURZBESCHREIBUNG deutsche Editionswissenschaftlerin
GEBURTSDATUM 14. September 1967
GEBURTSORT Berlin