Dr. Israel (* 9. September 1967 in New Haven, Connecticut, als Douglas Bennett) ist ein US-amerikanischer Sänger, Musikproduzent und Toningenieur. Dr. Israel betreibt in Williamsburg, Brooklyn, New York, sein eigenes Aufnahmestudio Revolutionsound.[1]

Werdegang

Jugend

Douglas Bennett wuchs in Philadelphia auf. Einer seiner Cousins war DJ und machte ihn sowohl mit eingängiger Disco- und Funkmusik bekannt als auch mit psychedelischem Rock von Jimi Hendrix und mit Reggae von Bob Marley. Durch Reggae kam Bennett auf die Bad Brains, die Reggae und Punk miteinander kombinierten und die er als großen Einfluss bezeichnet. A big influence was Bad Brains (...) I’ve just always been a big fan of heavy sounds.[2] Über die Bad Brains kam er zum Hardcore-Punk. Mit Freunden besuchte er Konzerte von Black Flag oder den Suicidal Tendencies.[3] Über Hip-Hop kam er zum Sampling und versuchte anschließend, Hip-Hop mit Reggae zu fusionieren. Um 1993/1994 lernte er Drum and Bass kennen. Aus all diesen Einflüssen setzt sich die Musik von Dr. Israel zusammen.

Karrierebeginn und Künstlername

Seine musikalische Laufbahn begann Dr. Israel als Gitarrist einer Punkband, die ähnlich wie die Bad Brains und The Clash Punk mit Reggae verband.[4]

Im Jahr 1993 machte Douglas Bennett aus religiösen Gründen eine Art Pilgerreise nach Jamaika, wo er in einer Niyabinghi-Gemeinschaft lebte und während eines Rituals von einem Freund den neuen Taufnamen Israel erhielt.[5] Bennett wurde ein bekennender Anhänger der Religion der Rastafari und trat fortan als Dr. Israel in Erscheinung. Im Norden von Williamsburg in Brooklyn, New York, richtete sich Dr. Israel das Aufnahmestudio Bass Mind Studios ein.

WordSound

Mitte der Neunziger lernte Dr. Israel durch die Studioarbeit den Produzenten und Labelchef von WordSound Recordings Skiz Fernando, Jr. kennen. Es entstand eine produktive Zusammenarbeit, die sich in vielen Kompositionen und Remixen niederschlug und 1996 zu Israels Debütalbum 7 Tales of Israel auf dem Label führte. Mit dem iranischstämmigen Musiker Professor Shehab nahm Dr. Israel unter dem Projektnamen Qaballah Steppers das Album Fusion in Dub auf, bei dem auch Umar bin Hassan von The Last Poets als Gastvokalist in Erscheinung trat (Trust in Dub). Mit Bill Laswell und weiteren Musikern aus dem Umfeld von WordSound entstanden die zwei Dubadelic-Alben von 1998 und 2000.

Solokarriere

Obwohl Douglas Bennett bis zum Jahr 2000 verschiedene Tracks für WordSound aufnahm, veröffentlichte er seine Soloalben bereits ab 1997 bei anderen, ständig wechselnden Independant-Labels. Es folgten in kurzen zeitlichen Abständen die zwei Alben Next Step und Product Three, letzteres unter dem Projektnamen Trumystik Sound System.

Ein größeres Publikum erreichte Dr. Israel 1998 mit dem Album Inna City Pressure und der daraus ausgekoppelten Single The Doctor vs. The Wizard, einer Jungle-Interpretation des Black Sabbath-Klassikers The Wizard. Bei Coppers (Brooklyn Version) gab es eine Zusammenarbeit mit der Band Rancid aus San Francisco, auf deren Album Life Won’t Wait die Originalversion erschienen war. Darüber hinaus war auf dem Album eine D&B-Interpretation von Coxsone Dodds Armagideon Time enthalten. Einen Dämpfer bekam die Promotion des Albums und der Europa-Tournee durch den Bankrott des Labels.

Revolutionsound

Seit der Jahrtausendwende ist Dr. Israel in einem Studiokomplex in der Wythe Avenue beheimatet, der neben dem New York Kickboxing Studio auch das Aufnahmestudio Revolutionsound beherbergt, in dem schon TV on the Radio und die Yeah Yeah Yeahs aufgenommen haben.[6][7]

Mit Revolutionsound ist Dr. Israel als Musikproduzent für andere tätig oder verwirklicht eigene Projekte wie Patterns of War mit Dreadtone International und Friction mit seiner damaligen Band Seven. Momentan arbeitet er an einem Anti-Gefängnis-Projekt mit dem Titel Die Jim Crow. Der Name ist inspiriert von Michelle Alexanders Buch The New Jim Crow und setzt sich mit der Ungerechtigkeit des Rechtssystems auseinander. Ehemalige und aktuell inhaftierte schwarze Musiker der Warren Correctional Institution in Lebanon (Ohio) sowie aus Philadelphia und New York verarbeiten ihre rassistischen Hafterfahrungen in eigenen Liedern. Diese sollen 2018 auf einem crowdfinanzierten Album veröffentlicht werden. Einen ersten Eindruck vermittelt die bereits erschienene Die Jim Crow EP, die Spenden und Aufmerksamkeit für die Die Jim Crow LP generieren soll.[8]

Musik

So multikulturell wie der melting pot New York City ist auch die Musik von Dr. Israel. Seine Akzente liegen auf den Musikrichtungen Reggae, Dub und Punk, doch es gibt auch starke Einflüsse von Jungle, Drum and Bass, Hip-Hop sowie orientalische und afrikanische Elemente, was an der Art der Perkussion und der verwendeten Instrumentierung hörbar ist. Diese Vielfalt wird besonders an dem Titel Jacob's Ladder deutlich, den es in zwei Jungle-Versionen (LP Product Three und Certified Dope Vol. 2) gibt sowie als punkigen Reggae (LP Friction). Der Track Life In the Ghetto, der die Perspektivlosigkeit eines jungen Pärchens in einem Ghetto beschreibt, existiert wiederum sowohl als Rap (LP Inna City Pressure) als auch in einer Drum-’n’-Bass-Version (LP Product Three).

Durch die Zusammenarbeit mit WordSound gehört Dr. Israel zu den Mitbegründern der mystisch-düsteren Musikrichtung Illbient.

Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit dem Wordsound-Label blieb Dr. Israel weiter umtriebig und musikalisch flexibel. Er arbeitete bisher mit vielen unterschiedlichen Künstlern zusammen, beispielsweise mit der Grindcore-Gruppe Disassociate, dem Dub-Pionier Mad Professor, der Kalifornia-Punk-Band Rancid, der Metalband Sepultura, den Easy Star All-Stars, dem Rapper Killah Priest aus dem Umfeld des Wu-Tang Clan und dem Elektroduo Techno Animal. Mehrere seiner Songs sind auf diversen Compilationen vertreten.

Zitate

Gastauftritte Film

Diskografie

Alben

Singles

Collaborationen

Gastvocal

Sampler

Produzent

Musikbeispiele

Einzelnachweise

  1. Mosi Reeves: Dr. Israel: Dub artist expanding his scope In: San Francisco Chronicle vom 29. Dezember 2011.
  2. Ascend To Zion – The Dr. Israel Interview In: Clubplanet vom 29. Mai 2001.
  3. vh1.com: Dr. Israel Gets His Chops Down For Next LP / Experimental musician cites writings of late Kung Fu icon Bruce Lee as inspiration for stylistic mix on album. by Contributing Editor Kembrew McLeod (1998)@1@2Vorlage:Toter Link/www.vh1.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Clubplanet: Ascend To Zion – The Dr. Israel Interview (29. Mai 2001)
  5. "I had an experience in a Niyabinghi compound in Jamaica where I had spent some time with the elders. This was kind of the whole culmination of this spiritual pilgrimage that I had done, extrapolating certain parts of the Old Testament, like the prophecies of Jeremiah. What they felt it was for me to do spiritually was to play the role of someone like Jeremiah, to be in this concrete situation and send a message from within it rather than to be outside in Paradise." (Clubplanet).
  6. Myspace-Präsenz von Dr. Israel (Stand: 01/2010)
  7. Ascend To Zion – The Dr. Israel Interview In: Clubplanet vom 29. Mai 2001.
  8. Die Jim Crow auf Bandcamp.
  9. http://drisrael.bandcamp.com/album/inna-city-pressure
  10. http://drisrael.bandcamp.com/album/live-at-dub-mission-sf
  11. http://drisrael.bandcamp.com/album/ghetto-defendant
  12. Brooklyn Jungle Soundsystem: Kulture auf YouTube.
  13. Disassociate – Symbols, Signals & Noise auf Discogs.
  14. Die Jim Crow EP (Memento des Originals vom 7. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.diejimcrow.com.