Aufstehende Gebäudereste in Clunia

Die antike römische Stadt Clunia (offiziell Colonia Clunia Sulpicia) war eine der größten und bedeutendsten Siedlungen in der Provinz Hispania Tarraconensis auf der Iberischen Halbinsel.

Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clunia liegt in einer Mulde der Hochebene des Alto de Castro im Süden der heutigen Provinz Burgos in einer Höhe von etwa 1030 m; der Río Arandilla fließt ca. 1 km südöstlich an der Römerstadt vorbei und gewährleistete ihre Wasserversorgung in Trockenzeiten. Die Ruinenstätte gehört heute zum Ortsteil Peñalba de Castro der Gemeinde (municipio) Huerta de Rey. Die Entfernung zur Provinzhauptstadt Burgos beträgt knapp 90 km (Fahrtstrecke) in nordwestlicher Richtung; die Stadt Aranda de Duero (Rauda) liegt etwa 35 km südwestlich. Die unter Denkmalschutz stehende Ortschaft Coruña del Conde, in deren Bauten viele Steine von Clunia wiederverwendet wurden, befindet sich nur etwa 2,5 km (Luftlinie) südwestlich.

Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keltiberische und römische Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl die Gründung der Stadt regelmäßig dem Kaiser Tiberius (reg. 14–37 n. Chr.) zugeschrieben wird, ist gesichert, dass unweit der Römerstadt bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. eine keltiberische bzw. arevakische Siedlung mit Namen Cluniaco (oder Kolounioukou) existierte. Titus Livius berichtet, dass diese Siedlung, in der bereits Münzen geprägt wurden, vom Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus im Jahre 75 v. Chr. erobert und wenige Jahre später zerstört wurde.

Nach dem Ende des Kantabrischen Krieges (29–19 v. Chr.) ließ Kaiser Tiberius das an der Straße zwischen Saragossa (Caesaraugusta) und Astorga (Asturica Augusta) gelegene Clunia schöner und größer wieder aufbauen, um den Prozess der Romanisierung des Nordens der Iberischen Halbinsel zu fördern. Der Statthalter Galba zog sich im Jahr 68 am Ende der Herrschaft Kaiser Neros nach Clunia zurück und nahm hier die vom römischen Senat ausgesprochene Ernennung zum Kaiser entgegen. Eventuell erhielt Clunia nach Galbas Gentilnamen Sulpicius den Beinamen Sulpicia, der jedoch nur auf Münzen belegt ist.

Die Stadt, die spätestens unter Kaiser Hadrian den Status einer Colonia erhielt, entwickelte sich weiter und hatte zur Zeit ihrer Blüte in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts etwa 30.000 Einwohner. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts jedoch begannen der allmähliche, aber letztlich unaufhaltsame Niedergang der Stadt und gleichermaßen des Imperiums.

Spätantike und Westgoten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Germanisch-fränkische Stoßtrupps und Heere stießen auf der Suche nach Beute oder nach einer neuen Heimat immer wieder in die Gegenden südlich der Alpen und der Pyrenäen vor. Clunia und andere Römerstädte Spaniens blieben auch in westgotischer Zeit bewohnt, wenngleich Einwohnerzahl und Lebensstandard weit von denen des 3. Jahrhunderts entfernt waren.

Zeit der Mauren und die „Reconcista“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus der islamischen Epoche ist wenig über das Schicksal der Stadt bekannt; sie scheint sich entvölkert zu haben, denn im Jahre 912 erteilte der leonesische König García I. dem Grafen Gonzalo Fernández den Auftrag, sich um ihre Wiederbesiedlung (repoblación) zu kümmern. Die Neusiedler gründeten jedoch unweit eine neue Siedlung mit Namen Coruña del Conde, zu deren Bau sie Steine aus Clunia verwendeten.

Archäologische Stätte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die archäologische Stätte von Clunia war immer bekannt; sie wird jedoch erst seit dem 20. Jahrhundert intensiv erforscht. Ausgrabungskampagnen fanden in den Jahren 1915/16, 1931 bis 1934 und in den 1950er Jahren statt. Dabei wurde festgestellt, dass das ehemalige Stadtgebiet eine Fläche von insgesamt etwa 120 ha umfasste. Wenngleich nur wenige Skulpturen gefunden wurden, gehören die durchweg geometrischen Fußbodenmosaike zu den schönsten ihrer Art in Spanien.

Geometrisches Mosaik
Römisches Theater von Clunia Sulpicia
Ermita von Westen
Ermita von Südwesten

Einsiedelei

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 16. oder 17. Jahrhundert wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Ruinen von Clunia eine Kapelle (Ermita de la Virgen de Castro) errichtet, für deren Bau hauptsächlich Steinmaterial aus der alten Römerstadt verwendet wurde. Die Kirche hat einen Portalvorbau (portico) bestehend aus drei Segmentbögen im Westen; darüber erhebt sich ein kleiner Glockengiebel (espadaña). Eine quadratische Apsis schließt den einschiffigen Bau nach Osten ab.

Siehe auch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere bedeutende Römerstädte auf der Iberischen Halbinsel bzw. auf den Balearen waren:

Spanien
Acinipo, Asturica Augusta, Baelo Claudia, Caesaraugusta, Cáparra, Carranque, Cauca, Complutum, Corduba, Emerita Augusta, Hispalis, Italica, Juliobriga, Saguntum, Segobriga, Tarraco, Titulcia
Portugal
Conimbriga, Évora
Mallorca
Pol·lèntia

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Clunia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 41° 47′ N, 3° 22′ W