Christoph Nix (* 26. Oktober 1954 in Ehringshausen, Hessen) ist ein deutscher Jurist und Theaterintendant. Von der Spielzeit 2006/2007 bis 2020 war er als Intendant am Stadttheater Konstanz tätig.

Leben und Wirken

Christoph Nix studierte nach seinem Abitur, das er 1973 in Herborn ablegte, Rechts- und Politikwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach dem Referendariat am Landgericht Frankfurt am Main legte er 1985 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1990 wurde Nix mit einer Dissertation über die Vereinigungsfreiheit im Strafvollzug an der Universität Bremen mit magna cum laude zum Dr. jur. promoviert.[1]

Jurist

Seine Praxis übte Nix von 1985 bis 1990 in Gießen aus, wurde dann als Rechtsanwalt am Kammergericht in Berlin zugelassen und war bis 2020[2] als Rechtsanwalt in einer Konstanzer Kanzlei tätig.[3] Er arbeitete überregional als Strafverteidiger, vor allem im Bereich der Kapitalverbrechen, und profilierte sich im Wiederaufnahmerecht.

Ab 1988 lehrte Nix Strafrecht an der Evangelischen Hochschule Hannover. 1990 wurde Christoph Nix an der Evangelischen Fachhochschule Hannover zum Professor ernannt. Er unterrichtete auch an der Humboldt-Universität Berlin von 1992 bis 2003, der Universität der Künste Berlin 2004/2005 und an der Universität Kassel. Seit 2006 lehrt er an der Universität Bremen Jugendstrafrecht und hält Vorträge an der Universität Zürich. Christoph Nix hat über 150 Veröffentlichungen aufzuweisen und Standardwerke verfasst im Bühnenrecht, im Jugendhilfe- und im Jugendstrafrecht. Im Frühjahr 2011 erschien sein Lehrbuch Einführung in das Jugendstrafrecht gemeinsam mit Winfried Möller und Carsten Schütz.

Seit dem Jahr 2011 ist Nix außerdem Honorarprofessor an der Universität Bremen.[4]

Theater

In den 1980er Jahren erlernte Nix die Figur des Clowns bei den beiden Clowns Bernd Bartsch und Reinhard Kaul. Die Gruppe nannte sich Freies Theater Gießen. Das Stück Der Papst und das Fahrrad spielte Nix gemeinsam mit seinem Partner Edgar Löber über hundertmal.

1985 bis 1988 spielte Nix bei Augusto Boal und Gardi Hutter. Sie gehören zu seinen wichtigsten Lehrern. Er trat als Clown im Europa Circus Bügler auf. 1990 ging Nix zunächst als Regieassistent an das Berliner Ensemble zu dem bekannten Brecht-Schüler Peter Palitzsch. Hier spielte er auch in der Eröffnungsinszenierung von Shakespeares Perikles den Prinzen von Sardinien. 1994 wurde er Intendant am Theater in Nordhausen. Über diese Zeit verfasste er den Roman Rabenjagd. Nordhausen wurde zum "Kulttheater", denn Regisseure wie Armin Petras und Horst Hawemann, Dissidenten der DDR-Zeit, fanden hier ein künstlerisches Zuhause. Gegen den Widerstand der Ministerialbürokratie wurde Nix 1999 Intendant am Staatstheater Kassel, eine künstlerisch überaus erfolgreiche Zeit, die politisch voller Intrigen war. Nix reformierte das Musiktheater mit Regisseuren wie Sebastian Baumgarten, Antje Kaiser, Jasmina Hadziametovic, aber auch Wolfram Mehring inszenierte hier. Sänger wie Jonas Kaufmann und Annette Dasch waren in Kassel engagiert.

Nach zahlreichen Konflikten innerhalb des Staatstheaters u. a. mit dem Generalmusikdirektor und dem Orchester, mit einer gegen ihn gerichteten Kasseler Bürgerinitiative „Kassel hat mehr verdient als Nix“, mit dem Oberbürgermeister der Stadt Kassel und mit der Kultusministerin wurde Nix’ Vertrag in Kassel nicht verlängert und er verließ das Theater im Jahr 2004.[5][6]

Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), der von den Qualitäten des Intendanten überzeugt schien,[7] stellte Nix 2004 zunächst als neuen Kulturdezernenten der Stadt Köln vor. Nix scheiterte jedoch am Widerstand im Stadtrat, der eine Ernennung von Nix ablehnte.[8] Für die Stadt Köln und Christoph Nix war dies ein peinlicher Vorgang, da Nix im Glauben an eine feste Zusage die angebotene Rektoratsstelle an der Hochschule Neubrandenburg bereits abgelehnt hatte.[8] In der Folge mussten der Fraktionsvorsitzende Jürgen Klipper und der kulturpolitische Sprecher Richard Blömer ihre Ämter aufgeben. Nix lehrte daraufhin wieder Strafrecht und wurde Vorsitzender der Beschwerdekammer zur Prüfung der Wirtschaftlichkeit der Vertragsärzte in Niedersachsen. Er baute die dortige Geschäftsstelle aus. Gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Oberlandesgerichts Celle, Klaus Wilde, publizierte er zu diesem Rechtsgebiet.

Im September 2006 wurde Nix Intendant am Stadttheater in Konstanz. Er setzte sich am 15. Dezember 2005 im Gemeinderat mit einer Stimme Mehrheit gegen die Hildesheimer Chef-Dramaturgin Barbara Ellenberger durch. Das Theater Konstanz hatte seitdem zum ersten Mal in seiner Geschichte beständig über 100.000 Besucher, ein Ensemble mit 22 Schauspielern und zahlreiche Erst- und Uraufführungen. Am 17. November 2008 wurde sein Vertrag als Intendant trotz Personalquerelen[9] vom Gemeinderat einstimmig bis in das Jahr 2016 verlängert. In der Folgezeit gab es öffentlich Kritik am Führungsstil des Intendanten.[10] Wegen dieser Vorwürfe ist der Intendant mittlerweile rehabilitiert. Sein Vertrag in Konstanz endete schließlich 2020.[11]

Nix ist Mitglied am Berner Institut für Theaterwissenschaften, wo er im Oktober 2015 auch zum "Doctor Philosophiae" promoviert wurde. Seine Studie "Theater_Macht_Politik" ist 2016 erschienen.[12] Nix erhielt im Dezember 2018 für seine Inszenierung von Warten auf Godot den Preis für beste Regie beim Internationalen Theaterfestival in Erbil im Nordirak.[13][14]

Nach einer öffentlichen Ausschreibung und einem Hearing entschied sich die Auswahljury der Tiroler Volksschauspiele in Telfs für Christoph Nix als künstlerischen Leiter für die Jahre 2021 bis 2024.[15] Im Dezember 2021 wurde bekannt, dass Christoph Nix seinen Vertrag als künstlerischer Leiter mit Ende der Spielzeit 2022 auflösen werde.[16] Zu seinem Nachfolger wurde Gregor Bloéb bestellt.[17]

Schriftsteller und Kulturpolitiker

Christoph Nix hat mittlerweile fünf Romane veröffentlicht: Junge Hunde (2008) und Rabenjagd (2010) wurden als eigenwillig zeitgenössische Werke seit der 68er-Zeit von der Kritik positiv aufgenommen. Zwischen 2018 und 2023 veröffentlichte Nix drei Romane, die als seine „afrikanische Trilogie“ beschrieben werden.[18] Der erste Roman spielt in Uganda, der zweite in Togo und der dritte in Burundi und in Kongo.[19] Der Held des Romans Muzungu (2018) ist ein ugandischer Kriminalkommissar, der den internationalen Waffenhandel in Bedrängnis bringt. Im zweiten Roman begegnet ein deutscher Schauspieler, der den Mord an seinem Kollegen in Togo aufklären will, eine Verflechtung von politischer und wirtschaftlichen Interessen, die bis nach Europa reichen.[20]

Daneben schreibt Nix auch Short Stories.

Christoph Nix hat seine kulturpolitischen Thesen Kultur für fast alle sowohl im Berliner Tagesspiegel als auch in der Badischen Zeitung veröffentlicht.

Er spielte im August 2010 in einem afrikanischen Theaterprojekt über Warten auf Godot in Lomé den Pozzo. Nix ist Vorstandsmitglied eines Vereins, der Theaterpädagogik und Theaterprojekte in Togo, Malawi und Burundi fordert.[21]

Ehrenämter

Im Januar 2021 wurde er durch das Auswärtige Amt zum Honorarkonsul der Republik Malawi ernannt.[22][23][24]

Zitat

„Theater lebt vom Risiko und davon, dass mutige Menschen etwas wagen, wovor andere sich fürchten. Lieber scheitern, als träge werden, lieber die Bühne verlassen, als ein Jasager sein.“

Christoph Nix: Dann lieber scheitern. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 149, 2. Juli 2021, S. 11

Veröffentlichungen

Prosa

Theaterstücke

Recht und Rechtswissenschaft

Theater und Theaterwissenschaft

Aufsätze

Rechtswissenschaft

Theaterwissenschaft

Literatur

Einzelnachweise

  1. https://d-nb.info/900788216
  2. Benjamin Brumm: Konstanz: Vorbereitung auf den Abschied aus Konstanz? Christoph Nix hat seine Zulassung als Rechtsanwalt zurückgegeben. 23. Januar 2020, abgerufen am 9. März 2024.
  3. https://ra-konstanz.de/strafverteidiger-christoph-nix/
  4. Fachbereich Rechtswissenschaften - Universität Bremen. In: www.jura.uni-bremen.de. Abgerufen am 5. Juli 2016.
  5. Nach Streit: Christoph Nix verlässt die Bühne. In: RP online. 25. Juni 2004, abgerufen am 28. Mai 2010.
  6. nmz.de
  7. Kölner Stadtanzeiger vom 14. Juli 2004: Nach Streit: Chronik eines angekündigten Abgangs
  8. a b Ulrich Seidler: Tagebuch: Luftnummer. In: Berliner Zeitung, 14. Juli 2004
  9. suedkurier.de
  10. suedkurier.de
  11. Nix verlängert Vertrag als Intendant des Theater Konstanz bis 2020. Abgerufen am 5. Juli 2016.
  12. Theater_Macht_Politik - erschienen bei Theater der Zeit. ISBN 978-3-95749-077-3 (theaterderzeit.de [abgerufen am 5. Juli 2016]).
  13. Preise für Theater Konstanz beim Festival im Nordirak. In: Süddeutsche Zeitung. 18. Dezember 2018, abgerufen am 29. Mai 2022.
  14. Oliver Fiedler: Theater Konstanz gewinnt Preise beim Festival in Erbil. In: wochenblatt.net. 23. Dezember 2018, abgerufen am 29. Mai 2022.
  15. Volksschauspiele Telfs: Neuer Leiter. In: ORF.at. 26. Juni 2020, abgerufen am 26. Juni 2020.
  16. Christoph Nix verlässt Tiroler Volksschauspiele vorzeitig. In: nachtkritik.de. 21. Dezember 2021, abgerufen am 29. März 2022.
  17. Bloeb wird Leiter der Tiroler Volksschauspiele. In: ORF.at. 29. März 2022, abgerufen am 29. März 2022.
  18. Konrad Hummler: Afrika ist die Wiege der Menschheit, und es könnte wieder ein Paradies werden, das es vielleicht einmal war. Der Schriftsteller und Theatermann Christoph Nix entwirft in seinem Roman «Kongotopia» eine afrikanische Utopie – mitten im Bombenhagel. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. September 2023, abgerufen am 19. Oktober 2023.
  19. Sylvia Staude: „Afrikanische Trilogie“ von Christoph Nix – Die Hoffnung stirbt. In: Frankfurter Rundschau. 24. August 2023, abgerufen am 19. Oktober 2023.
  20. Lomé – Der Aufstand. In: transit-verlag.de. Abgerufen am 19. Oktober 2023.
  21. Theater in Afrika. Abgerufen am 19. Oktober 2023.
  22. Mitteilung des AA über das Exequatur vom 19. Januar 2021
  23. Christoph Nix zum Honorarkonsul der Republik Malawi ernannt. In: Theater der Zeit. 22. Januar 2021, abgerufen am 29. Mai 2022.
  24. Torsten Lucht: Der ehemalige Konstanzer Theaterintendant Christoph Nix ist jetzt Honorarkonsul von Malawi. In: Südkurier. 28. März 2021, abgerufen am 29. Mai 2022.