Chaim Menachem Rabin (hebräisch חיים מנחם רבין; * 22. November 1915 in Gießen; † 13. Mai 1996 in Jerusalem) war ein in Deutschland geborener israelischer Hebraist und Sprachwissenschaftler.[1]

Leben

Chaim Menachem Rabin war ein Sohn des russisch-deutschen Historikers Israel Rabin und seiner Frau Martel Wolodarsky. Rabin erhielt eine umfangreiche schulische Bildung und besuchte auch bedingt durch die universitäre Tätigkeit seines Vaters die Samson-Raphael-Hirsch-Schule, das Philanthropin und das Kaiser-Friedrich-Gymnasium (heute Heinrich-von-Gagern-Gymnasium) in Frankfurt am Main sowie die Königliche Wilhelms-Schule in Breslau.[2] Nach seinem Abitur im April 1933 war er 1933–1934 in Palästina und studierte an der Hebräischen Universität von Jerusalem.[3] Sein Studium der Semitistik und Phonetik setzte er an der School of Oriental and African Studies (SOAS) in London fort, wo er ab 1938 als Dozent tätig war. An der SOAS wurde Rabin 1939 mit der Arbeit Studies in Early Arabic Dialects promoviert. 1941 wechselte er an die Universität von Oxford, wo er 1942 einen zweiten Doktortitel mit der Arbeit The Development of the Syntax of Post-Biblical Hebrew erhielt. 1943 wurde er dort zum Cowley Lecturer für Postbiblisches Hebräisch ernannt. Rabin war während seiner fast zwanzig Jahre in England eine zentrale Figur in der anglo-jüdischen Gelehrtenwelt.[4] 1956 kehrte Rabin mit seiner Ehefrau Batya in den neu gegründeten Staat Israel zurück und lehrte ab 1956 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1985 als ordentlicher Professor für Hebräisch und semitische Sprachen an der Hebräischen Universität Jerusalem.[5]

Rabins Interessen erstreckten sich über alle Aspekte der hebräischen Linguistik, sogar bis zum Arabischen, insbesondere Übersetzungen der alten Sprache der Bibel, der Schriftrollen vom Toten Meer und das detaillierte Studium mittelalterlicher Codices. Einen Schwerpunkt seiner Forschungen bildeten die Textfunde von Qumran. Er war als Nachfolger von Moshe Goshen-Gottstein Hauptherausgeber der Bibelausgabe der Hebräischen Universität.[4]

Rabin war ein Mitglied der 1953 gegründeten Akademie der Hebräischen Sprache. Zusammen mit Shoshana Bloom gründete er die Abteilung für wissenschaftliche Übersetzung der Hebräischen Universität. Rabin wirkte an dem in Israel publizierten Wörterbuch der modernen israelischen Sprache mit. Für die Ausbildung israelischer Übersetzer leistete er Pionierarbeit und gilt bis heute als einer der bedeutendsten Forscher der hebräischen Sprache.[6]

Er war unter anderem mit Franz Baermann Steiner befreundet.

Rabins 1927 geborene Schwester Miriam Ben-Peretz war Pädagogin, sein 1931 geborener Bruder Michael Oser Rabin wurde Informatiker.

Forschung

Rabin erforschte die von den Rabbinern in ihrer Liturgie verwendeten Sprache und wies darauf hin, dass die Sprache der rabbinischen Liturgie in spezifische Art vom mischnaischen Hebräisch beeinflusst und in seiner frühen Form mündlich überliefert wurde.[7]

Schriften (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Herbert A. Strauss, Werner Röder, Hannah Caplan, Egon Radvany, Horst Möller: The Arts, Sciences, and Literature. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2014, ISBN 978-3-11-097027-2, S. 934 (google.com [abgerufen am 23. Februar 2022]).
  2. Glenda Abramson: Encyclopedia of Modern Jewish Culture. Routledge, 2004, ISBN 978-1-134-42865-6, S. 728 (google.com [abgerufen am 23. Februar 2022]).
  3. Chaim Rabin - Verfolgte deutschsprachige Sprachforscher. Abgerufen am 20. Februar 2022.
  4. a b Oxford Centre for Hebrew and Jewish Studies (Hrsg.): Report of the Oxford Centre for Hebrew and Jewish Studies, 1995-1996. Oxford 1996 (ochjs.ac.uk [PDF]).
  5. RABIN, Chaim Menachem - Persons of Indian Studies by Prof. Dr. Klaus Karttunen. Abgerufen am 20. Februar 2022.
  6. Oberhessischer Geschichtsverein: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins. 1973, S. 39 (google.com [abgerufen am 23. Februar 2022]).
  7. Stefan C. Reif: Jews, Bible and Prayer: Essays on Jewish Biblical Exegesis and Liturgical Notions. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2017, ISBN 978-3-11-048585-1, S. 335 f. (google.com [abgerufen am 2. August 2022]).