Catherine Lucile Moore,[1] als Autorin meist C. L. Moore oder in ihren letzten Büchern Catherine L. Moore (geboren am 24. Januar 1911 in Indianapolis; gestorben am 4. April 1987 in Hollywood, Kalifornien) war eine amerikanische Science-Fiction-, Fantasy- und Horror-Autorin.

Leben

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Moore war die Tochter von Otto Newman Moore und von Maude Estelle, geborene Jones.

Nachdem sie bereits im November 1930 als Studentin an der Indiana University in der literarischen Studentenzeitschrift The Vagabond drei Erzählungen veröffentlicht hatte, begann ihre eigentliche literarische Laufbahn mit Shambleau, ihrer ersten in einem Pulp-Magazin veröffentlichten Science-Fiction-Geschichte, die zugleich ihre berühmteste ist. Bekannt ist die Anekdote, wie Farnsworth Wright, damals der Herausgeber von Weird Tales, aus dem Stapel mit Schrottmanuskripten ein paar Seiten herausholte und sie E. Hoffman Price, einem seiner Autoren zuwarf. Der rief nach dem Lesen der von C. L. Moore verfassten Geschichte begeistert aus: „Bei Gott, Plato,[2] wer ist C. L. Moore? Er, sie oder es ist kollosal!“ Worauf die beiden einen C.-L.-Moore-Tag erklärten und sich frei nahmen.[3]

Nicht nur der Herausgeber war beeindruckt, auch die Leser waren beim Erscheinen der Geschichte im November 1933 begeistert, darunter ein anderer Autor von Weird Tales, H. P. Lovecraft, der sich geradezu enthusiastisch äußerte:

“Shambleau is great stuff. It begins magnificently, on just the right note of terror, and with black intimations of the unknown. The subtle evil of the Entity, as suggested by the unexplained horror of the people, is extremely powerful—and the description of the Thing itself when unmasked is no letdown. It has real atmosphere and tension—rare things amidst the pulp traditions of brisk, cheerful, staccato prose and lifeless stock characters and images. The one major fault is the conventional interplanetary setting.”

„Shambleau ist tolles Zeug. Es beginnt großartig, genau mit dem richtigen Hauch von Schrecken und dunklen Andeutungen des Unbekannten. Die subtile Bösartigkeit des Wesens, die durch das Entsetzen der Leute angedeutet wird, ohne erklärt zu werden, ist ausgesprochen wirkungsvoll – und die Beschreibung des Wesens, nachdem die Hüllen gefallen sind, ist auch keine Enttäuschung. Da ist wirklich Atmosphäre und Spannung – eine Seltenheit inmitten all der flott-forschen, hingehämmerten Heftchenprosa mit ihren leblosen Standardfiguren und -bildern. Der einzige Mangel ist der konventionelle Science-Fiction-Rahmen“

H. P. Lovecraft: The Yes Album[4]

Die Geschichte entstand Moore zufolge als ein Akt des Unbewussten oder als Folge einer Inspiration. Sie hatte wegen der Wirtschaftskrise die Universität verlassen müssen, arbeitete seit 1930 als Chefsekretärin bei der Fletcher Trust Company in Indianapolis und übte gerade Maschinenschreiben, als sie wie von ungefähr von einer „roten, rennenden Gestalt“ zu schreiben begann, eine halberinnerte Gedichtzeile, vielleicht von William Morris, wie Moore meinte. Sie schrieb weiter, und aus diesem fragmentarischen, halbautomatischen Schreiben entstand die Erzählung Shambleau.[5]

Der Protagonist von Shambleau ist Northwest Smith, ein Schurke und Schmuggler in der Tradition zahlreicher Westernhelden, auf allen Planeten zuhause, vorzugsweise dort anzutreffen, wo das Gesetz kaum eine Geltung hat. Mit ihm hatte Moore eine ihrer Hauptfiguren gefunden und weitere Erzählungen mit Northwest Smith sollten folgen. Die andere Hauptfigur Moores trat erstmals in der Erzählung Der Kuss des schwarzen Gottes (1934) auf. Die rothaarige Kriegerin Jirel von Joiry ist Feudalherrscherin in einem fantastischen Mittelalter, die in ihren Kämpfen im Wesentlichen nicht durch das Schwert, sondern durch ihre innere Stärke obsiegt.

Durch den Umkreis der Korrespondenten von Lovecraft war Moore 1936 in Kontakt mit Henry Kuttner gekommen, einem jungen Autor, der einige Horrorerzählungen im Stil Lovecrafts veröffentlicht hatte. Der war sehr überrascht, als sich herausstellte, dass die Person hinter den Initialen „C. L.“ eine Frau war. 1938 begegneten sich die beiden erstmals und es entstand eine Freundschaft, die mit Briefen und gelegentlichen Treffen fortgeführt wurde – Kuttner lebte damals in New York, fuhr aber öfters mit dem Auto quer durch den Kontinent zur Westküste, wo er seine Wurzeln hatte, und besuchte auf dem Weg Moore in Indianapolis. Schon 1937 war es zu einer literarischen Begegnung in Form einer Kollaboration gekommen, Quest of the Star Stone, in der die beiden Protagonisten Moores, Northwest Smith und Jirel von Joiry in einem Crossover einander begegnen. In dieser ansonsten nicht in jeder Beziehung gelungenen Geschichte singt Northwest Smith das Lied „Die grünen Hügel der Erde“, das mit den Versen

To see across the darkness
The green hills of Earth

endet. Der einprägsame Vers wurde zum Titel eines der bekanntesten Werke Robert A. Heinleins, der 1951 erschienenen Sammlung Die grünen Hügel der Erde mit der Titelgeschichte.

Am 7. Juni 1940 heirateten Moore und Kuttner in New York. Moore sagte zu ihrem physisch wenig beeindruckenden Ehemann rückblickend: „Northwest Smith wäre ein sehr langweiliger Gatte gewesen. Henry Kuttner, wie seine Arbeiten zeigen und seine Freunde bezeugen, war wunderbar findig, aufmerksam, originell in seinen Ansichten und sehr, sehr lustig.“[6]

Mit der Eheschließung begann die Zeit der intensiven und engen Zusammenarbeit – so eng, dass die beiden oft selbst nicht mehr sagen konnten, wer was geschrieben hatte. Es sind daher alle Werke aus den 1940er und 1950er Jahre als Gemeinschaftsarbeiten zu betrachten, der Autorenname, unter dem sie veröffentlicht wurden, kann nur ein Anhaltspunkt sein, insbesondere die Pseudonyme Lewis Padgett und Lawrence O’Donnell wurden gemeinschaftlich verwendet. Das Ehepaar ergänzte sich und einer kompensierte die Schwächen des anderen, so war Kuttner besser darin, einen Anfang zu machen, Moore konnte leichter ein Ende finden, Kuttner war besser im Entwickeln von Handlungsbögen, Moore schrieb einen besseren Stil, und so weiter.[7]

Die besondere Qualität und Intensität der Zusammenarbeit gilt als nahezu einzigartig. Damon Knight schrieb:

„[…] zwei scheinbar unvereinbare Talente verschmolzen. Kuttners frühere Arbeiten waren clever und etwas oberflächlich, gut konstruiert, aber ohne rechte Substanz; Moore hatte stimmungsstarke Fantasy geschrieben, suggestiv, aber etwas dünn […] zusammen schrieben sie Storys, in denen Kuttners handwerklich solide konstruierte Handlungsbögen Moores poetischen Bildreichtum trugen.“[8]

Und Barry Malzberg:

„Ihre Stile harmonisierten völlig […] sie waren das großartigste Autorengespann in der Geschichte literarischer Kollaboration. Wie Gilbert & Sullivan, Frazier & Ali, die 1978er Red Sox und die Yankees brachten sie gegenseitig das Beste aus sich heraus.“[9]

Das Ehepaar wohnte etwa ein Jahr in New York, dann zogen sie nach Laguna Beach in Kalifornien. Bei Ausbruch des Krieges war Kuttner aufgrund eines Herzgeräuschs nicht tauglich für Kampfeinsätze und wurde daher ab 1942 als Militärsanitäter in Fort Monmouth, New Jersey, stationiert, Catherine lebte derweil in der Nähe in Red Bank.

Nach dem Krieg zogen die Kuttners nach Hastings-on-Hudson im Staat New York, wo sie ein Haus kauften. 1948 veranlasste eine Herzerkrankung von Kuttner das Ehepaar, wieder in das mildere Klima Kaliforniens nach Laguna Beach zu ziehen.

In den Jahren nach 1955 war die belletristische Produktion Kuttners und Moores deutlich vermindert. Sie hatten zwar noch eine Reihe von Kriminalromanen mit dem Psychoanalytiker und Amateurdetektiv Michael Gray geschrieben. Angeblich sollen aber mindestens zwei der vier Romane die Arbeit von Ghostwritern sein. Kuttner konnte mit einem Stipendium aufgrund des G. I. Bill an der University of Southern California studieren, auch Moore nahm ein Studium auf, machte 1956 mit Ehrenmitgliedschaften bei Phi Beta Kappa und Phi Kappa Phi den Bachelor und schloss 1964 mit dem Master ab. Barry Malzberg zufolge hatten Kuttner und Moore die Absicht, sich ganz aus dem Geschäft des Schreibens für Pulp-Magazine zu lösen und wollten in Zukunft als Psychotherapeuten arbeiten. Diese Pläne fanden ein Ende, als Kuttner im Februar 1958 im Alter von nur 42 Jahren im Schlaf vermutlich an einem Herzinfarkt starb.[10]

Nach dem Tod Kuttners 1958 veröffentlichte sie keine weiteren Erzählungen mehr, aber arbeitete bis 1961 an der University of Southern California als Dozentin für kreatives Schreiben, war zugleich freie Drehbuchautorin und erfüllte die beim Tod Kuttners noch bestehenden Aufträge für Drehbücher. 1963 heiratete sie den Arzt Thomas Reggie. 1987 starb sie im Alter von 76 Jahren, nachdem sie in ihren letzten Jahren stark durch die Folgen einer Alzheimer-Erkrankung eingeschränkt war.

Ihre mit Lawrence O’Donnel (Pseudony ihres Ehemanns Henry Kuttner) verfasste Erzählung Vintage Season wurde 1991 von David Twohy unter dem Titel Timescape (auch The Grand Tour)[11] verfilmt. In Deutschland ist der Film unter dem Titel Timescape – Im Wettlauf gegen die Zeit auf DVD erschienen.

Auszeichnungen und Ehrungen

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1956 war sie zusammen mit Kuttner mit der Erzählung Home There's No Returning für den Hugo Award nominiert. Ihre Erzählung Werewoman (1938) wurde 2016 für den Retro Hugo Award nominiert und die Erzählung There Shall Be Darkness (1942) für die Retro Hugos 2018.

1976 war Moore Ehrengast der 2. World Fantasy Convention.

Bibliografie

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Die Serien sind nach dem Erscheinungsjahr des ersten Bandes geordnet. Sind bei den Originalausgaben zwei Erscheinungsjahre angegeben, so ist das erste das des Erstdrucks und das zweite das der Erstausgabe (als Buch).

Northwest Smith (Kurzgeschichtenserie)
Cover der Oktoberausgabe 1934 des Magazins Weird Tales mit der Geschichte The Black God’s Kiss.
Jirel of Joiry (Kurzgeschichtenserie)

Deutsche Zusammenstellungen:

Keeps (mit Henry Kuttner)
Baldy (Kurzgeschichtenserie, mit Henry Kuttner, auch als Lewis Padgett)
Hogben (Kurzgeschichtenserie, mit Henry Kuttner)
Romane
Sammlungen
Kurzgeschichten

Verfilmungen

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Literatur

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Monografien
Lexika
Artikel
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Commons: Catherine Lucille Moore – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Catherine L. Moore – Quellen und Volltexte (englisch)

Einzelnachweise

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  1. Der mittlere Name erscheint gelegentlich auch als Lucille.
  2. „Plato“ war der Spitzname von Farnsworth.
  3. Sam Moskowitz: Seekers of Tomorrow. Hyperion, 1974, S. 303 f.
  4. Sam Moskowitz: Seekers of Tomorrow. Hyperion, 1974, S. 304.
  5. C. L. Moore: Footnote to “Shambleau” … and Others. In: (dies.): The Best of C. L. Moore. Hrsg. von Lester del Rey. Nelson Doubleday / SFBC, 1975. Vgl. Susan Gubar: C. L. Moore and the Conventions of Women’s Science Fiction. In: Science Fiction Studies. Vol. 7, No. 1, Science Fiction on Women, Science Fiction by Women (März 1980), JSTOR:4239307, S. 17.
  6. „Northwest Smith would have been a very boring man to be married to. Henry Kuttner, as his writing must show and his friends could testify, was wonderfully resourceful, perceptive, fresh in his viewpoints and very, very funny.“ Zitiert nach: Sam Moskowitz: Seekers of Tomorrow. Hyperion, 1974, S. 313.
  7. Sam Moskowitz: Seekers of Tomorrow. Hyperion, 1974, S. 313.
  8. „[…] two seemingly discordant talents merged. Kuttner's previous stories had been superficial and clever, well constructed but without much content or conviction; Moore had written moody fantasies, meaningful but a little thin […] working together, they began to turn out stories in which the practical solidity of Kuttner's plots seemed to provide a vessel for Moore's poetic imagination.“ Zitiert nach: Bud Webster: A Kuttner Above the Rest (But Wait, There's Moore!). In: Jim Baen's Universe, Juni 2009.
  9. „Their styles meshed totally […] they were the greatest collaborative writers in the history of collaboration. Like Gilbert & Sullivan, Frazier & Ali, the 1978 Red Sox and Yankees they brought out the best in one another.“ Zitiert nach: Bud Webster: A Kuttner Above the Rest (But Wait, There's Moore!). In: Jim Baen's Universe, Juni 2009.
  10. Bud Webster: A Kuttner Above the Rest (But Wait, There's Moore!). In: Jim Baen's Universe, Juni 2009.
  11. Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction-Films. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11860-X, S. 905.
Personendaten
NAME Moore, Catherine L.
ALTERNATIVNAMEN Moore, Catherine Lucile (vollständiger Name); Moore, Catherine Lucille; Moore, C. L.; Kuttner, Catherine (Ehename); Liddell, C. H. (Pseudonym); Moore, Kathleen (Pseudonym); O’Donnell, Lawrence (Pseudonym); Padgett, Lewis (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanische Science-Fiction- und Fantasy-Autorin
GEBURTSDATUM 24. Januar 1911
GEBURTSORT Indianapolis
STERBEDATUM 4. April 1987
STERBEORT Hollywood, Kalifornien